am Strand von Lesbos

Prosagedicht zum Thema Flucht/ Vertreibung

von  ManMan

die Träume lagen rund um seinen Kopf
im Sande hingestreckt
und einmal sah ich einen Krebs
der sie zur Seite schob
wie nicht genießbar

der Polizist fragte nach meinem Namen
und ob ich ihn kenne
(oder so: was weiß ich schon von ihrer Sprache!)
ich sagte aufs Geratewohl
und wohl etwas gereizt:
er träumte von Fatima
sehen Sie das nicht?

und da an dieser Stelle
neben seinem Ohr
liegt auch der Traum von Abdulaziz
und Ashanti seiner schönen Tochter
etwas überdeckt von Sand

da drängte mich der Mann zur Seite
was ich hier zu suchen hätte
wenn ich ein Tourist sei
ratlos wies ich auf den Traum
von Sicherheit und Frieden
etwas weiter unten

und im nächsten Augenblick
waren da Männer mit der Totenbahre
und sie traten auf die Träume
und hoben den Leichnam
angespült von dem blutroten
Wasser der Ägäis
aus dem Sand

(wem das Wasser blau erscheint
der weiß auch nichts von Träumen)

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Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (22.06.17)
das wasser des meeres,
aus dem hahn über
der spüle, gluckernd grau in
den abfluss der gleichgültigkeit,
nur selbst erlebter
schmerz ist blau wie
das gläserne meer.

LG
H.

 ManMan meinte dazu am 22.06.17:
oder rot wie Blut... Danke für den Kommentar! LG ManMan
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