Kloveniersburgwal (1) Laten we Liebe maken!

Kurzgeschichte zum Thema Erwachsen werden

von  Hartmut

Laten we Liebe maken!

Treffpunkt der gemeinsamen Ferien mit Freunden auf der Insel Texel sollte der Samstag in Amsterdam sein und zwar die Jugendherberge am Kloveniersburgwal im Zentrum der Stadt.
Er aber reist schon am Freitag an. Um ihn herum hört man die Sprachen Europas, Amsterdam wird zum Treffpunkt der jungen, freien Welt. Zuerst sitzt er auf einer Mauer gegenüber der Herberge, dann schlendert er an der Gracht entlang, Richtung Hauptbahnhof. Nein, er hat kein bestimmtes Ziel an diesem Abend, erst ab 22 Uhr sind die Schlafsäle geöffnet.
Auf einer Brücke passiert es. ein Mädchen kommt auf ihn zu. Vielleicht ist es älter, vielleicht auch jünger?  Zu- hause würde er sie anschauen, sich wünschen, etwas mit ihr zu haben. Hier aber ist sie weit weg und doch so nah. Sie schaut ihn direkt an und sagt mit einem Lächeln: „Laten we Liebe maken!“
Röte huscht über sein Gesicht, er schaut sie an und flieht. Nur weg hier mit dem Strom der Menschen an diesem warmen Sommerabend.
Zurück zur Brücke. Er sucht und  findet sie an einer Hauswand gelehnt. Sie  schaut  ihn an, sagt nichts, geht voraus, zeigt ihm den Stuhl für seine Sachen, nennt den Preis. „Solltest Du mehr wollen, musst Du auch mehr bezahlen.“ Er war noch nie bei einer Hure, die Dinge, die jetzt kommen sind neu für ihn, aber sie macht es so, dass sie nicht fremd sind. „ Du siehst gut aus, besser als die meisten meiner Freier. Hast Du denn in Deutschland kein Mädchen zum Liebe machen?“
Sie berührt ihn, geschickt ist sie mit ihren Händen. Zu geschickt und er ist zu schnell und zu unerfahren. „Schade, solltest du zurückkommen wollen, du musst dann nicht mehr so viel bezahlen.“ 
Zurück an die Grachten, die Welt hat sich nur ein bisschen weitergedreht in dieser knappen Viertelstunde. Aber er gehört jetzt dazu, noch nicht ganz, bald. Die Hauseingänge, darin das rote Licht, keine Hektik eher Stille, Männer und ihre Erotik.
Und er kehrt abermals zur Brücke zurück. Der Platz ist aber leer. Und so wartet er bis sie wieder aus dem Haus kommt. Ja, sie erkennt ihn wieder, ein kurzes Lächeln.  Nichts hat sich verändert, der Stuhl und das Bett auf dem sie liegt und ihn nimmt und einführt in die „Liebe“.
Zum zweiten Male verlässt er das Haus, frei und selbstbewusst wie ein Mann nur sein kann. Das nächtliche Amsterdam liegt ihm zu Füßen und verschluckt ihn.

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