Erwachsen werden

Sonett zum Thema Erwachsen werden

von  EkkehartMittelberg

Ich brachte als Junge „Die ehrbare Dirne“ ins Haus,
„Der Ekel“, Ende häuslicher Idylle,
vorbei Behaglichkeit der Bürgerstille,
jedoch ich lernte jetzt „Das Spiel ist aus“.

Der freie Mensch ist auf sich selbst gestellt,
gestaltet ohne Religion sein Leben,
er wird im Sein mit schmutzgen Händen streben,
allein verantwortlich für diese Welt.

Du inspiriertest in Paris die Linke,
für Proteste gabst du weltweit Winke,
dein Treffen mit Herrn Baader, ein Fanal,

doch auch für Kommunisten ein Skandal.
Nicht eine Eskapade war zu arg,
fünfzigtausend folgten deinem Sarg.

06.12.2018





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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (19.09.24, 13:46)
Nicht zuletzt ist er in Erinnerung durch seine Lebenspartnerin und die ungewöhnliche Liebesbeziehung zu ihr, einer Ikone der Frauenbewegung bis heute.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.09.24 um 16:07:
"Ihre Beziehung galt lange Zeit als Ideal - ein Paar, in dem Mann und Frau verbunden sind, aber zugleich eigenständig bleiben konnten. Simone de Beauvoir wurde durch ihre selbstbestimmte Lebensweise und ihre Literatur zu einer Ikone der Frauenbewegung. Sartre war als Literat und Philosoph der prominenteste Vertreter des Existentialismus." Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre: Zwischen Utopie und Frust | Literatur und Musik | radioWissen | Bayern 2 | Radio | BR.de

 harzgebirgler (19.09.24, 18:50)
hallo ekki,

rodins 'denker' hockt nackt auf einem stein
das leuchtete mir stets weit eher ein
als sartre der im kaffeehaus gern saß
und dabei auch des schreibens nicht vergaß
- aufmerksamer gäste angesichts -
vielleicht sogar DAS SEIN UND DAS NICHTS...
...er saß mit der beauvoir dort oft zu zweit
und beiden prägten durchaus jene zeit.

beste abendgrüße
henning





ps
einer der schönsten romane über das erwachsenwerden ist m. e. "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß"
Kommentar geändert am 19.09.2024 um 18:51 Uhr

Kommentar geändert am 19.09.2024 um 18:56 Uhr

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 19.09.24 um 19:54:
Vielen Dank für die typischen Fotos von Sartre und der Beauvoir, Henning.
Ich entdeckte die Dramen Sartres als Primaner und habe sie fast alle gelesen, weil sie, unerbittlich in der Konsequenz, ausnahmslos spannend waren. "Die schmutzigen Hände" und die "Ehrbare Dirne" gaben mich besonders beeindruckt.
Musil steht auch auf meinem Programm. Dann werde ich auf die "Verwirrungen des Zöglings Törless" zurückkommen, ein wahrlich guter Entwicklungsroman.
Beste Grüße
Ekki

 AchterZwerg (20.09.24, 06:57)
Es erstaunt mich noch heute, wie viele seinen Tod betrauerten, obwohl er so gar nicht in das gängige Klischee seiner Zeit gepasst hatte ...

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 20.09.24 um 11:27:
Ja, Piccola, die gängigen Klischees der Adenauer-Zeit waren christlich konservativ. So dachte auch mein damaliger Deutsch-Lehrer. Dennoch las er auch Sartre mit uns. Ich vermute, dass die Konsequenz der Existentialisten, die ja kein Heilskapital im Jenseits versprachen, Andersdenkende beeindruckte. Vielleicht erwies man Sartre bei seiner Beerdigung Respekt, obwohl ihn nicht alle liebten, die dem Sarg folgten.
Liebe Grüße
Ekki

 Teo (20.09.24, 19:04)
Hi Ekki,
Ich fühle mich immer aufgefordert, deine Protagonisten zum Gegenstand von Internetrecherchen zu machen. Und das ist gut so. Er war natürlich ein Begriff für Liebhaber anspruchsvoller Literatur. Trotzdem steige ich da immer wieder bei Wikipedia nach, um deine Zeilen besser nachvollziehen zu können.
Es bereichert mich.
Gruß 
Teo

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 20.09.24 um 19:43:
Gracias, Teo.
ich kann mir nichts Besseres wünschen, als dass meine Sonette diese Wirkung haben.
Lieben Gruß
Ekki

 plotzn (21.09.24, 09:38)
Servus Ekki,

zum Glück gibst Du in den Sonetten genügend Stichpunkte, dass man die Person entweder selbst erkennt oder durch ein wenig Nachforschung leicht herausfinden kann.

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 21.09.24 um 11:01:
Vielen Dank, Stefan,
ich danke dir sehr als stets präsentem Begleiter meiner Sonette.

Liebe Grüße
Ekki

 Mondscheinsonate (21.09.24, 10:05)
Das Spiel ist aus ist mein Lieblingsbuch.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.09.24 um 11:10:
Merci, Cori. Hier ist dei Handlung:
"Die Handlung spielt in einem imaginären  faschistischen Staat.
Zur etwa gleichen Zeit werden Ève Charlier von ihrem Mann, dem Milizsekretär André Charlier, vergiftet und Pierre Dumaine, ein Mitglied der Untergrundbewegung, die einen bewaffneten Aufstand plant, von einem Spitzel erschossen. Nach ihrem Tod folgen sie einer inneren Stimme, die sie zu einem Zimmer in der Rue Laguénésie führt. Dort erfahren beide, von einer hinter einem Tisch sitzenden und sehr formell auftretenden Person, dass sie tot sind. Sie erfahren, dass sie sich weiterhin in der realen Welt bewegen können, jedoch von den Lebenden nicht wahrgenommen werden und auch keinen Einfluss mehr auf die reale Welt nehmen können. Hier treffen sich Ève und Pierre zum ersten Mal und verlieben sich nach kurzer Zeit ineinander.
Pierre erfährt aber, dass sein geplanter Aufstand verraten wurde und die Regierung eine Falle für seine Freunde plant. Auch Ève erfährt etwas Unangenehmes. Nämlich, dass sich ihr Mann, André, nun an Èves Schwester heranmacht. Die beiden sorgen sich um ihre jeweiligen Freunde und Verwandten. Da sie aber keinen Einfluss auf die Welt der Lebenden nehmen können, wird es für sie zur Qual, zuzusehen und nichts tun zu können.
Bei einem erneuten Besuch in der Rue Laguénésie stellt sich heraus, dass beide laut Unterlagen seit Geburt an füreinander bestimmt gewesen sind, aber aufgrund eines bürokratischen Fehlers einander nicht getroffen haben. Sie erhalten die Möglichkeit ins Leben zurückzukehren, um ihre Liebe unter Beweis zu stellen. Von der Situation überwältigt, stimmen beide sofort zu, zurückkehren zu dürfen. Dabei wird nicht ganz klar, ob die beiden aus Liebe zustimmen, oder ob sie es tun, damit Pierre seine Freunde und Ève ihre Schwester warnen kann. Die Sache hat aber eine Bedingung. Pierre und Ève dürfen nur in der Welt der Lebenden bleiben, wenn sie es schaffen, innerhalb von 24 Stunden einander uneingeschränkt zu vertrauen und ihre Zuneigung gegenüber den auftretenden Schwierigkeiten zu behaupten.
Zweifel aufgrund der ungleichen  sozialen Herkunft und nicht gelöste Konflikte in der Vergangenheit führen am Ende zum erneuten gewaltsamen Tod der beiden. Das Spiel ist aus." Das Spiel ist aus – Wikipedia 

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.11.24 um 19:14:
Gracias, Henning. Sartre hatte es verdient, noch einmal in Erinnerung gerufen zu werden.
Beste Grüße
Ekki
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