Freier Markt oder wo alles käuflich ist

Satire zum Thema Menschenverachtung

von  eiskimo

Guten Tag, gnädige Frau!
    Guten Tag, mein Herr!
Ich hätte gerne einen Jungen.
    Einen Jungen welcher Art – groß, klein, blond, Rasta?
Moment, ich hab es hier auf meiner Liste:  Junge, Größe mindestens  1,60m,  50-55 Kilo, Typ Intellektueller…
    Olala, einen Intellektuellen – da haben wir nicht viele von – da muss ich nachschauen.
Ja, gucken sie genau! Der sollte schon Potential haben.  Wir wollen nicht wieder so eine Enttäuschung erleben wie letztes Mal, bei unserem  Musiker. Und er darf nicht so teuer sein…
  Ich verstehe. Was haben wir denn hier… Ja, gnädige Frau, das ist unser Modell  Justin,  Prognose Doppel-A,    intellektuell, aber ….  er hat nur 40 Kilo
Vierzig Kilo? Na gut, das können wir hinkriegen. Aber was ist mit Konversation – kann er sich ausdrücken?
    Er redet wie ein Wasserfall, gnädige Frau, ein lebendes Wörterbuch – das können Sie mir glauben
Und nachts? Schreit er, ist er sauber, schläft er durch?
    Selbstverständlich, gnädige Frau.  Nachts ist er ein Engel. Und charakterlich gefestigt. Er hat alle Tests mit Bravour bestanden, keinerlei Beanstandungen
Sehr gut. Das klingt prima. Ich nehme ihn. Kann ich mit Karte bezahlen?
    Aber ja doch – wir sind da total kundenorientiert. Und mit ihren Daten werden wir Sie auf dem Laufenden halten über unsere nächsten Sonderangebote
Danke. Da werden wir ja von Ihnen hören. So macht der Kinderkauf Spaß.
  Jawohl, gnädige Frau. Das Vergnügen war ganz meinerseits  (und dann zu Justin gewandt, barsch) So, Junge. Du gehst jetzt mit der Dame. (und etwas leiser)  Denk an dein Profil: Intellektuell!  Und wehe, die Dame bringt dich zurück – dann ist vorbei mit Schaufenster!

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Kommentare zu diesem Text

Falstaff (76)
(19.04.18)
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Graeculus (69)
(19.04.18)
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 eiskimo meinte dazu am 19.04.18:
... und die Gier, das Sich-Aneignen-Wollen der Käufer. Kaufen heißt ja, es seinen Zwecken gefügig machen, unterordnen, in gewisser Weise auch zerstören. Wir sind eine zunehmend respektlose Haben-Wollen-Gesellschaft...
Graeculus (69) antwortete darauf am 20.04.18:
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 niemand (19.04.18)
Thema "Menschenverachtung" klingt mir zu dicke.
Eine Menschenverachtung kann nur ein Wesen praktizieren,
welches kein Mensch ist/wäre, ansonsten spielen Menschen hier ein Spielchen, welches sie sich selber ausgedacht haben, ausgedacht aufgrund einer Gesellschaftsform, welche sie mit wahrer Inbrunst pflegen: Das Ausbeuten, das Handeln, das Gewinnmachen, das Geld-Lieben etc. Keiner davon wird sich selbst verachten, obwohl er Mensch ist, allenfalls verachtet er hier und dort ein Individuum und er müsste sich, wenn man dieses Wort ernst nimmt, selber verachten, da er ja auch nur ein Mensch ist. Als Satire allerdings ist es gut, nur dieses Posten unter Menschenverachtung passt meiner Meinung nicht so.
Das Spielchen der Menschen/dieser Gesellschaft wird immer rücksichtsloser und raffinierter, aber alle sind daran beteiligt, solange sie nicht vehement protestieren und das tun wenn, dann nur extrem Wenige. LG niemand

 eiskimo schrieb daraufhin am 19.04.18:
Okay, leuchtet mir ein für "geschäftsfähige" Menschen, die spielen sozusagen das Spiel. Aber was wäre mit Kindern? Mit Abhängigen? Wenn die zum Objekt gemacht werden, zur Ware, dann ist das m.E. schon massive Verachtung.

 EkkehartMittelberg (19.04.18)
Mit Blick auf den sexuellen Markt ist dieses Satire kaum von der Wirklichkeit entfernt.
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