Warum er eigentlich noch keinen Hund habe, fragte ihn jüngst in besorgtem Ton die Nachbarin mit den zwei dänischen Doggen. „Mögen Sie etwa keine Hunde?“
„Ich mag Hunde über alles,“ beteuerte Mr. Dox. „vor allem die ganz großen!“
Sie hat ihn etwas komisch angeschaut, als ob sie ihm das nicht so recht glauben wollte. Auch ihre zwei Doggen guckten ihn durchdringend und voller Misstrauen an.
Nein, bislang war Mr. Dox in der Tat nicht aufgefallen als Hundenarr oder als der stets zu Streicheleinheiten neigende wuffige Nachbar. Eher scheu und respektvoll hatte er es angehen lassen, wenn draußen vor seinem Haus Gassi-Trupps mit ihren lustigen Vierbeinern erschienen.
Aber nach der fürsorglichen Nachfrage der Nachbarin ist Mr. Dox in sich gegangen. Er hat lange über den hohen Wert der Hundehaltung und die tief sitzenden Vorbehalte und Diskriminierungen hierzulande nachgedacht, und dann hat es ihn förmlich gebissen: Ja, es musste da vor allem politisch etwas geschehen!
Was tat Mr. Dox? In einer entschlossenen Schreib-Übung hat er das hier abgedruckte Manifest verfasst. Titel:
„Endlich Gerechtigkeit für unsere Hunde!“
Dieses aufrüttelnde Dokument, in großen Lettern ausgedruckt, brachte er direkt neben seiner Haustür an, hoffend, dass die Nachbarin und ihre muskulöse Begleitung ihm damit ein für alle Mal seine uneingeschränkte Liebe zu den treuesten aller Haustiere abnehmen würden.
Ich fordere die sofortige Gleichstellung der Hunde mit den Menschen – und zwar Hunde aller Rassen, Größen und Haltungsformen. Das heißt konkret: :
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Freier Zugang zu Restaurants. Metzgereien, Badeanstalten und Kinderspielplätzen
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Schluss mit dem Leinenzwang in Parks, öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf Wochenmärkten
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Schluss mit der Ächtung von Hundekot, von fröhlichem Morgen-Gebell und von unseren durchtrainierten Kampfhunden
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Nieder mit allen erniedrigenden Maulkorb- und Zwinger-Praktiken
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Reinigung der deutschen Sprache von Hunde diskriminierenden Wendungen
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Schnellstmögliche Einrichtung eines Wiedergutmachungsfonds für traumatisierte Hunde (und Hundebesitzer !) sowie Gründung eines kostenlosen Hunde-Genesungswerks
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Bestellung eines Hunde-Beauftragten in allen deutschen Gemeinden/Städten, dem die sanfte Integration von Hunden in alle Bereiche des Soziallebens obliegt
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Unbegrenzter Zugriff dieses Hunde-Bauftragten auf die Hundesteuer
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Einrichtung eines TV-Hundekanals mit artgerechter Programmgestaltung nach dem Vorbild von Arte;
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kostenlose Weiterbildungsstunden für Hunde „Wie erziehe ich mein Herrchen/Frauchen“, , „Wie peppe ich das Gassi-Gehen auf“, „Wie paare ich mich selbstbestimmt“
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Natürlich hat Mr. Dox unter seinem Manifest gleich auch eine sehr einladend gestaltete Trinkstation eingerichtet, in der er alle zwei Stunden für frisches Wasser sorgen wird.
„Hier ist das Beinchenheben erlaubt!“, diese freundliche Einladung hat er auch gleich noch dazu fabriziert.
Wäre doch gelacht, wenn er mit diesen Good-Will-Zeichen nicht bald aufsteigen könnte zum anerkannten Hundefreund, sozusagen nachbarschaftlich geprüft. Und dass just er dieses Manifest verfasst hat, als quasi unparteiischer Nicht-Hundebesitzer, das käme dem Anliegen ja besonders zugute!
Trotzdem: Mr. Dox übt jetzt zur Sicherheit auch schon mal das gefügige Winseln und Schwanz Einziehen – die beiden dänischen Doggen kommen ja jetzt sicher häufiger und sind eine echte Herausforderung.