Man muss das alles ganz locker sehen - drei Beispiele

Da Kinder zunehmend erziehungsresistent werden und draußen kaum mehr zu kontrollieren sind, gehen viele Eltern zur reinen Indoor-Haltung über. Sie binden die Kids an der Playstation fest, stellen ihnen ein paar Büchsen Red Bull daneben und tollen dann draußen auf dem Spielplatz mit dem Hund herum. Der ist nämlich dankbar und er flennt nicht immer gleich los. Im Gegenteil: Sein fröhliches Gebell hat für alle Beteiligten einen maximalen Erholungswert.

Die Kids werden dann abends kurz Gassi geführt. An der scharfen Leine. Hatten sie zu Hause nicht allzu sehr die Sau rausgelassen, spendiert Herrchen ihnen beim Türken noch einen Döner. Frauchen hockt  derweil schon mit Bello knabbernd auf dem Sofa – der Hund will ja unbedingt immer „Laissie“ schauen.

Da Autofahrer zunehmend aus den Innenstädten verbannt werden, sie also ihr Statussymbol kaum mehr vor den Nachbarn in Szene setzen können, hat sich die Autoindustrie zum Anwalt dieser so nachhaltig Frustrierten gemacht. Sie bietet ihnen voll ausgestattete Wohnmobile im Gardemaß von acht Metern an, mit denen sie zum Verwöhnpreis in die Naherholungsgebiete ausschwärmen dürfen. Per GPS können sie sich an unbewachte Seen oder Biotope heranlotsen lassen, um dort die Geländetauglichkeit der XXL-Boliden auszuleben. Auf Wunsch kann eine Drohne dazu gebucht werden, die die geilsten Szenen Facebook-tauglich filmen wird. Das Bundesverkehrsministerium hat dieses Kompensationspaket übrigens als förderwürdig eingestuft und beteiligt sich großzügig an der Finanzierung. Soll keiner sagen, man ließe die notleidende Autoindustrie im Stich.

Früher, da war am Freitagnachmittag die Woche vorbei. Es begann die große Langeweile mit endlosen Sportübertragungen, Hausputz oder die Oma besuchen. .

Wie gesagt: Langeweile. Und das durfte nicht so bleiben. Jetzt legt man donnerstags schon den Hebel um. Es wird durchgestartet, per Auto, Flieger, Eisenbahn, egal wie, egal wohin. Damit das ein bisschen spannend bleibt, werden Streiks und Klimakleber-Aktionen zielgerichtet in diese Rush-Hours gelegt. Flug- und Zugausfälle, irre Verspätungen, Mega-Staus, Notquartiere in Turnhallen oder Schwimmbädern, das sind jetzt die ultimativen Events, mit denen man nach erfolgreichem Überleben tatsächlich punkten kann. Die sozialen Medien haben dabei den „Katastrophen-Markt“ natürlich längst im Blick. Live-Schalte und Augenzeugen-Gestammel füllen den Äther. Es werden Best-Of Sequenzen ausgelobt. Immer neue, denn jedes Wochenende gibt’s das Spektakel ja aufs Neu. Vorsicht nur, nicht aus Versehen zweimal dasselbe gucken. Dann wird es langweilig!