Müde bin ich

Gedicht zum Thema Romantik

von  GastIltis

Müde bin ich, Morgenröte,
meine Flöte ist verstummt.
Und der sanften Bratsche Seiten
Saiten Seiten sind vermummt.

Warten bis zum Abendschimmer,
ach, wann geht die Sonne nieder,
missen Seiten Saiten immer,
tönt, ihr neuen Liebeslieder.

Tönt bis hin zur Morgenstunde,
bis die Lerche wieder singt.
Und gebt von der Mär die Kunde,
die den weißen Nebel bringt.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: juttavon, tulpenrot, TassoTuwas, Lluviagata, Didi.Costaire, franky, Sätzer, Sin, Habakuk, EkkehartMittelberg, wa Bash.
Lieblingstext von: Lluviagata, franky.
Vielen herzlichen Dank!

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Kommentare zu diesem Text


 tulpenrot (28.08.18)
Irgendwie melancholisch schön, auch wenn ich zwischen all den Seiten Saiten etwas verunglückt bin. Aber das ist unerheblich - es klingt und tönt trotzdem gut.
LG
Angelika

 GastIltis meinte dazu am 28.08.18:
Liebe Angelika, ja, Melancholie trifft es. Beim Flötenspiel hat man mit den Saiten eigentlich nichts im Sinn. Aber du hast doch musikalische Kenntnisse; der Begriff „Pause“ ist dir also höchst geläufig. Danke und liebe Grüße von Gil.

 tulpenrot antwortete darauf am 30.08.18:
Naja, die Pause schon - aber die vielen Seiten/Saiten in der ersten Strophe erfordern ein zu hohes Maß an Umeinander-Denken, das mir beim besten Willen nicht gelingen mag. ((

 GastIltis schrieb daraufhin am 02.09.18:
Liebe Angelika, vielleicht liegt es auch daran, dass unsere geistigen mit den körperlichen Fähigkeiten, was das Umeinander der Seiten/Saiten in den Zeilen betrifft, quasi konform geht bzw. sich nicht erinnernd an das höhere Maß, das es zu irgendeiner Zeit erfordert hat, anpassen kann? Immerhin sollte es das Geschehen der Nacht erfassen, also einen etwas längeren Zeitraum als das Lesen von einem Gedicht enthalten. Ich hoffe, es wird nicht noch komplizierter. Herzlich Gil.

 tulpenrot äußerte darauf am 08.09.18:
Ich rätsele nun erst recht - menno!! verstehe also deine Erläuterung im Rekommentar auch nicht so wirklich.

Aber zurück zum Text:
Und der sanften Bratsche Seiten
Saiten Seiten sind vermummt.

Um diese Zeilen zu entschlüsseln, bin ich nur so weit gekommen:

Die sanfte Bratsche ist verstummt. Genauer: deren Saiten. Sie tönt nicht mehr, wird nicht mehr gespielt.
So kommt ihre Sanftheit nicht mehr zum Tragen - also zeigt sie ihre sanften Seiten nicht mehr. Daraus schließe ich, dass sie auch andere Seiten hat, die man vielleicht jetzt deutlicher hört.
Also die Bratsche ist in diesem Satz der Bezugspunkt - sie hat Saiten, weil sie ein Saiteninstrument ist. Sie hat "ihre Seiten", weil sie sanft ist.
Und nun die letzten Seiten - was ist mit denen? Ohh, im Moment kommt mir die Erleuchtung, während ich dies schreibe. Handelt es sich um die Notenseiten, auf denen die Bratschen-Musik notiert ist? Klar, selbst die sind vermummt --- also Stille auf der ganzen Linie...
Ist das so???

R.S.- Fehler korrigiert

Antwort geändert am 08.09.2018 um 10:11 Uhr

 GastIltis ergänzte dazu am 17.09.18:
Liebe Angelika, als geduldiger Vertreter der Gattung Mensch erst einmal der Hinweis: ich war zehn Tage nicht zu Hause. Dann: du denkst bei der Bratsche zu sehr an die Musik. Ich mehr an den weiblichen Körper. Da nützen Notenblätter relativ wenig, kann ich mir vorstellen. Mir schwebt ein wenig auch Fritz Graßhoff vor, in dessen einem Gedicht Wumpe mit siebzehn Jahren als Lehrling Lumpen sortieren musste. Unter der Aufsicht diverser Damen.
„...Doch als er sich ne Unterhose nahm,
da wurden die Damen aufmerksam.
Sie gaben ihm zu verstehn, sie würden nicht tratschen.
Verlangten aber ein Divertimento für zehn Bratschen...“
Das wäre dann aber die etwas gröbere, unfeinere Variante von dem, was ich mit meinen Zeilen andeuten will, vor allem wegen der Zweisamkeit. Also, die Saiten als Bezug auf die Instrumentalisierung des Körpers ist vielleicht weit hergeholt. Sieh es mal aus dem Blickwinkel, bitte. Vermummt gleich verkleidet, verhüllt. Irgendwann ist des verliebten Spielens ein Ende (in der Nacht, schließlich erscheint ja die Morgenröte). So, mehr steckt da nicht drin. Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 tulpenrot meinte dazu am 18.09.18:
Ich wollte eigentlich keine Interpretation deines Textes und wollte auch deine Geduld nicht strapazieren. Dass das Ganze als Metapher gedacht war, ist mir schon klar, Aber dennoch dachte ich, dass das Vergleichsbild/die Metapher in sich verstehbar sein müsste. Naja. Ein ander Mal steh ich vielleicht weniger auf der Leitung.

 Lluviagata (28.08.18)
Toll.

Liebe Grüße
Llu ♥

 GastIltis meinte dazu am 28.08.18:
Liebe Llu, freut mich riesig, dein „toller“ Kommentar. Ich hoffe, dir geht es gut.
Danke und ♥liche Grüße vom alten ...(zwei Worte).

 TassoTuwas (28.08.18)
Genau, als wir Seit an Saite schritten und einen gezwitschert hatten, die Lerche wars und nicht die Nachtigall!
Alter Freund und Vogelkundler!
Es grüßt TT

 GastIltis meinte dazu am 28.08.18:
Hallo TT, ein Komm, der alles enthält: die gemeinsame politische Vergangenheit (=Zukunft), die Freude am Gesang, die Liebe zu einem (?) guten Tropfen, die Naturverbundenheit und den Hang zum Dramatischen (Shakespeare). Herz, was willst du mehr? Danke + LG von Gil.

 Didi.Costaire (28.08.18)
Wenn seitenweise Saitenweisen
den Waisen in den Ohren klingen
und auf den Lärchen Lerchen singen,
gehörn die Weisen zu den Leisen,

vielleicht ja, weil sie müde sind.
The answer is blowin' in the wind.

Liebe Grüße, Dirk

 GastIltis meinte dazu am 28.08.18:
Hallo Dirk, dein Beitrag entlockt, was heißt entlockt: entreißt mir ein Staunen.
Er wird mich ob seiner eleganten und fast schon rätselhaften Reim- und Sprachtechnik noch Wochen in Atem halten.
Und zweisprachig ist er darüber hinaus. Nahezu grenzwertig. Ich genieße ihn. Vielen Dank + LG von Gil.
Sin (53)
(28.08.18)
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 GastIltis meinte dazu am 28.08.18:
Lieber Sin, die Saiten? Als Flötenspieler? Wusstest du, dass der Texter und Komponist des wunderbaren Kanons „Der Frühling liebt das Flötenspiel“ aus der „Feuerzangenbowle“,
Erich Knauf (1895–1944), wegen seiner regimekritischen Haltung in Brandenburg hingerichtet worden ist? Als ich es eben las, ist mir die Freude am Text, an Seiten und Saiten weitgehend vergangen. Sei nicht böse. Rabenschwarze Melancholie. Danke dennoch und sei nicht minder herzlich gegrüßt von Giltis.
Sin (53) meinte dazu am 28.08.18:
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 Habakuk (28.08.18)
Romantisch, musikalisch, ohne Frage. Aber mit den Seiten bin ich auch etwas ins Trudeln geraten und sehe jetzt alles saitenverkehrt.
Hoffe, das gibt sich wieder.

BG
H.

 GastIltis meinte dazu am 02.09.18:
Hallo hbq, manchmal sollte man die Leser verwirren, sprich aufmerken lassen. Nicht böswillig, sondern, um ihnen den Kopf zu verdrehen. Wann ist uns das zum letzten Mal gelungen? Ich hatte meinem Sohn gerade versucht einzureden (aus Erfahrung), dass es mit einer Lehrerin keinen Sinn macht. Ergebnis: er hat es dennoch versucht. Der Misserfolg hat wem Recht gegeben? Dem, der sich den Kopf nicht verdrehen lassen hat. Trudel ruhig weiter. Danke + LG von Gil.

 EkkehartMittelberg (28.08.18)
Diesmal lasse ich dir das als romantisch durchgehen, lieber Freund. Das nächste Mal erscheine ich vermummt und ziehe andere Saiten auf. )
LG
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 02.09.18:
Danke Ekki,
dein gut gelaunter und dennoch tief(sinnig)er Kommentar hat mich sehr gefreut. Auch dein „lieber Freund“. Der Rest ist Schweigen, sagte schon Hermann Conradi in seinem Gedicht „Das verlorene Paradies“. Viele liebe Grüße von Gil.
wa Bash (47)
(28.08.18)
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 GastIltis meinte dazu am 02.09.18:
Danke sehr. Oft vermag ich es nicht, mich von der aufkommenden Melancholie, sei es durch Erinnerungen, die Trennung nach gemeinsam verbrachten Zeiten (Urlauben, Ferien, Treffen usw.) zu lösen. Oft kommt auch vieles zusammen. LG von Gil.
Piroschka (55)
(04.12.18)
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 GastIltis meinte dazu am 04.12.18:
Ja, damit kann ich wohl leben. Gerade so. LG zurück von Gil.
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