Unrast

Skizze zum Thema Abendstimmung

von  Isaban

Die Zeit liegt auf dem Tisch,
wie eine geschälte Apfelsine,
aufgeteilt in nackte Stücke, ein
jedes von dünnster Haut bedeckt,
darunter die Fasern und Kerne,
das Bittere, das Süße.

Ich stehe am Fenster,
die Welt trägt jetzt Winter,
der späte Abend leckt Schnee
aus meiner ausgestreckten Hand,
als wären wir Freunde aus Kindertagen,
als hielte die Nacht ein Bett bereit.

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Kommentare zu diesem Text

Stelzie (55)
(25.01.19)
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Stimulus (54) meinte dazu am 25.01.19:
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Stelzie (55) antwortete darauf am 25.01.19:
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 Isaban schrieb daraufhin am 17.02.19:
Hallo, ihr beiden!

@ Stelzie:

Liebe Kerstin,

ich freue mich sehr, dass man den Text auch so lesen kann!
Liebe Grüße,

Sabine

@ Stimulus:

Auch ich bin immer wieder fasziniert, wie unterschiedlich Texte aufgenommen werden können und es erstaunt und verblüft mich bei eigenen Texten noch sehr viel mehr, als bei fremden, denn als Autor ist mir natürlich ganz klar, was ich bebildern wollte. Aber es freut mich ungemein, dass es Menschen gibt, die eine solch positive Sicht auf das Leben haben, dass sie die dunklen Schwingungen ganz anders wahrnehmen. Falsch kann ich daran nichts finden, nur staunen und nachtasten, ob und wann mir diese Sicht verlorenging.

Liebe Grüße, wo auch immer du steckst,

Isaban
Stimulus (54)
(25.01.19)
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 monalisa äußerte darauf am 25.01.19:
Hallo ihr zwei,
ich lese gerade Stimulus Interpretation und staune, weil meine eigene wieder ganz anders ausgefallen ist :)
Muss irgendwie auch am Text liegen, wohl auch daran, dass der Kommentator so viel von sich selbst mit hinein geben kann. Ich komme mir jetzt auch ganz schön 'entblößt' .

Liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 25.01.2019 um 08:20 Uhr

 Isaban ergänzte dazu am 17.02.19:
Hallo zusammen!

@ Stimulus:

Was für eine Interpretation! Ich überlege grade, ob ich zugeben soll, dass ich beim Lesen eine Gänsehaut bekam.
Mag sein, dass der Text überzogen wirkt/ist; das LI und ich glauben, dass es sich um ein so großes, gründlich aussichtsloses Gefühl handelt, dass es nur schwer anders zu beschreiben ist. Ich habe versucht, ein Bild zu malen - und dein Kommentar zeigt mir, dass es all das enthält, was ich hineinlegen wollte. Manchmal wünschte ich, ich wäre in der Lage, sowas mit dem Pinsel auf die Leinwand zu bringen.

@ Mona:

Liebes, wer deine Interpretationen kennt, weiß, was du kannst. Und nun folgt mein Lieblingssatz: Die Interpretation eines Textes obliegt jedem einzelnen Leser, es gibt keine falschen Interpretationen, ganz gleich, was euch die Deutschlehrer erzählen wollen. ich freue mich über jede einzelne, ganz gleich, ob sie genau meinen Intentionen folgt oder nicht, ganz gleich, ob sie textnah ist oder eher textfern, ganz gleich, ob sie ein dunkles oder ein helles Bild zeichnet. Und wenn die Interpretationen arg divergieren, muss es wohl am Text liegen. Vielleicht hat der Autor, in diesem Falle moi, Murks gebaut, vielleicht bietet der Text aber auch nur sehr viel Interpretationsspielraum: Was es auch ist, es ist spannend und bringt mich dazu, mich nochmals intensiv mit meinem Text zu beschäftigen.

Liebe Grüße,

Sabine

 monalisa (25.01.19)
Hallo Sabine,
vielleicht lese ich ja ganz anders, aber Anklänge an 'Glückseligkeit' und 'unbeschwerte Kinderzeit' nehme ich hier kaum wahr, in beiden Bildern nicht. Bei mir kommen Nachdenklichkeit und eine leise Melancholie an, das Wissen um die Endlichkeit ... Wenn das letzte Stück aufgegessen ist, dann ...
Ich glaube in dem ersten Bild der Zeit als Apfelsine, die in Stücke aufgeteilt, 'seziert' und eingehend betrachtet, analysiert wird, liegt sehr viel an Reflexion über das Bittere, das Süße des eigenen Lebens, die Kerne, die man ausgespuckt (verweigert) oder auch runtergeschluckt hat, die 'dünnste Haut', die für Verletzlichkeit steht. So war und ist das Leben, so sind die Erfahrungen und die Erwartungen des LI.
LI steht für sich allein, wie es letztlich allein sein Leben verantworten muss, steht am Fenster, am geöffneten Fenster, der Welt zugewandt, weltoffen, aber doch im geschützen Raum eines Zuhauses. 'Die Welt trägt Winter - ein schönes Bild, der Winter wie ein Pelz - die Welt darunter dennoch immer dieselbe. Wenn der Abend Schnee aus der ausgestreckten Hand leckt, ist das eine sehr intime, zärtliche Begegnung. LI hält den 'Abend', den ich auch als Vorboten des Lebensendes deute, mit der ausgestreckten Hand noch ein wenig auf Distanz und geht gleichzeitig wie zu einer Begrüßung auf ihn zu. Der Konjunktiv ('als wären wir Freunde ...' 'als hielte die Nacht ...') lässt auch leise Zweifel zu, ohne LI in Verzweiflung zu stürzen. So drückt sich in deinen Zeilen insgesamt Zuversicht aus, da war viel Gutes, auch weniger Gutes, im Leben von LI, da wird auch noch Weiteres kommen, genauso durchwachsen, und irgendwann (und das rückt unaufhörlich näher) wird es vorbei sein.

Die beiden Bilder stehen recht unverbunden nebeneinander, vorstellbar, dass LI vom Tisch zum Fenster und so auch die Bildebene wechselt, einmal eher Innen- auch ein wenig Rückschau und Reflexion (am Tisch) dann ein Sich-Öffnen, dem Zuwenden, was da kommt, was da ist - gerade in diesem Augenblick, Ausschauen, was noch kommen wird.

Ich habe mich von der nachdenklichen Stimmung auch am Morgen gern mitnehmen lassen.

Liebe Grüße
mona

 Isaban meinte dazu am 17.02.19:
Liebe Mona,

auch hier hast du mir eine wundervolle Interpretation geschenkt, die zu großen Teilen meine Intesionen erfasst und so wiedergibt, dass ich schlucken muss. Aber auch die Teile deiner Interpretation, die ich nicht bewusst intendiert, beziehungsweise willentlich in den Text gelegt habe, berühren mich ungemein und tragen so viel von meinen privaten, unveröffentlichten Gedankengängen in sich, dass ich mich gespiegelt glaube.

Hab tausend Dank dafür.

Liebe Grüße,
Sabine
Cora (29)
(25.01.19)
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Stimulus (54) meinte dazu am 25.01.19:
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Cora (29) meinte dazu am 25.01.19:
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Stimulus (54) meinte dazu am 25.01.19:
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Cora (29) meinte dazu am 25.01.19:
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 Isaban meinte dazu am 17.02.19:
Hallo, ihr beiden!

Manchmal geben die Kommentare und Diskussionen zu diesen mehr her, als der Text selbst. Der euren bin ich sehr gespannt gefolgt und möchte euch beiden einen herzlichen Dank aussprechen, für die intensive Beschäftigung mit meinem Text und eure spannenden, ausführlichen und aufschlussreichen Rückmeldungen.

@ Cora: Schade - aber da kann man dann wohl nichts machen.
@ Stimulus: Genau! Und danke nochmals.

Liebe Grüße,
Isaban
Trainee (71)
(25.01.19)
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 Isaban meinte dazu am 17.02.19:
Hallo Trainee,

eine sehr schöne, freundliche, sehr positive Interpretation!
Hab herzlichen Dank dafür. Ich freu mich.

Liebe Grüße,
Isaban
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