Moment noch

Gedicht zum Thema Abendstimmung

von  Isaban

Da saß ich dann
und schwieg mich aus
uns aus und schwieg
mich leer.

Die Wolken ziehn,
ein Glas zerbricht,
fern schimmert Straßenlicht.
Am Himmel zeigt
sich blass der Mond
und morgen singe ich.

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Kommentare zu diesem Text


 GillSans (01.08.07)
Wieviele Wochen sind es vom Neu bis zum Vollmond?
Ich habe beobachtet das beim Vollmond alles runterfällt, sag du mir was beim Neumond passiert
Dein Text gefällt mir, die Gill

 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
Liebe Gill,
es liegen immer zwei Wochen zwischen Neumond und Vollmond, ähnlich dem weiblichen Zyklus. Neumond bezeichnet den Zeitraum von etwa 35 Stunden, an dem am Himmel kein Mond zu sehen ist, bevor er dann als ganz schmal, sich erst nach und nach rundend, wieder auftaucht.


Ich freue mich, dass er dir gefällt, mein Text.
Herzliche Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 01.08.2007)
Ottilie (66)
(01.08.07)
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 Isaban antwortete darauf am 01.08.07:
Liebe Ottilie,
ersteinmal möchte ich dir herzlich für deine Auseinandersetzung mit meinem Gedicht bedanken.
Zu deinem Vorschlag:
Da ist kein Gehudel in den Versen 3 und 4. Vielleicht magst du dir einmal die ersten vier Verse einfach mal als ganzen Satz vorstellen.

Da saß ich dann und schwieg mich aus uns aus und schwieg mich leer.

Es gibt da kein "wir" mehr. LI schweigt sich aus dem "uns" raus, beendet es, schweigt sich leer, lässt das "wir", wenn man beim Vergleich Mondphasen und weiblicher Zyklus bleiben möchte, aus sich ausbluten, möchte wieder Raum schaffen für eine neue Lebensphase, möchte wieder singen können, nicht mehr (schweigen) trauern müssen.

Der "blasse" Mond steht dort, weil er eben nicht mehr ganz voll und strahlend ist, weil er aus Sicht des LI matt ist, verblasst, nicht mehr dieses magische Strahlen des reifen, prallen, dicken , runden Vollmondes hat.
Das Wort "blass" werde ich noch einmal überdenken.

Hab vielen herzlichen Dank für deine Gedankenanregungen .

Liebe Grüße,
Sabine
JuSophie (53)
(01.08.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 01.08.07:
Liebe Ju,
herzlichen Dank, dass du dich so intensiv mit meinem Text auseinandergesetzt hast.

Den Titel habe ich bewusst gewählt, er spricht vom Hier und Jetzt des lyrischen Ichs, soll ausdrücken: Augenblick noch, ich bin gleich/bald soweit, dauert nicht mehr lange, dann... So, als wäre LI gerufen worden, oder gefragt, wo es denn bleibe.

In V3 möchte sich LI nicht aus "ihm" ausschweigen, es möchte sich im eigenen Bewusstsein aus dem "wir", aus dem "uns" lösen, daher auch

Da saß ich dann und schwieg mich aus uns aus und schwieg mich leer.

Da passen dann auch die "gähnenden" Straßen nicht in meine Intention, das "sehr" um des Reimes zum "leer" willen behagt mir da, wenn ich ehrlich bin auch nicht wirklich. Die Straßen und Wege, die sich leeren, wie das LI passen da, meiner Meinung nach besser und betonender zum "ich" im letzten Vers. Ich werde diese Stelle aber noch einmal in Ruhe überdenken. Vielleicht ist die Wiederholung des leer/leeren zu viel, zu dick aufgetragen, ich werde einmal sehen, ob ich dort nicht noch ein anderes Wort finde.

Mit bestem Dank und lieben Grüßen,
Sabine
(Antwort korrigiert am 01.08.2007)
myrddin (47)
(01.08.07)
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 Isaban äußerte darauf am 01.08.07:
Lieber Ralph,
auch das ist eine sehr gut eingefühlte Interpretation.
Ich selbst hatte zwar beim Schreiben kein Straßencafè vor Augen, aber auch in diesem Kontext wirkt das Bild stimmig. Du hast die Intention des "dann" sehr gut erkannt, dieses "danach", wenn alles gesagt ist.

Hab vielen herzlichen Dank für deine Gedanken.

Liebe Grüße,
Sabine
MicMcMountain (59)
(01.08.07)
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 Isaban ergänzte dazu am 01.08.07:
Lieber Mic,
Ganz besonders freut mich, dass die Aussage im dritten Vers doch erkennbar scheint. Auch deine Interpretation dieses Verses ist für mich stimmig und passt in die Bilder.
Dem Titelvorschlag kann ich nicht entsprechen, da für mich "Moment noch" eben darauf bezieht, dass LI noch nicht ganz so weit ist, dass es noch eine gewisse Zeit braucht, bis es sich aufraffen kann, bis es wieder aufsteht und dem nachgehen kann, was da ruft/wartet, bis der nächste Lebensabschnitt beginnen kann.
Das Wort "dann", das dir nicht so ganz stimmig erscheint hat eher die Bedeutung eines "danach", also nachdem alles gesagt wurde, etwas zu Ende ging. Vielleicht gefällt es dir dort unter diesem Gesichtspunkt besser an dieser Stelle.
Ich danke dir für deine Ausführungen und die Gedankengänge zu meinem Gedicht. Schön, dass es dich berühren konnte.

Herzliche Grüße,
Sabine
orsoy (56)
(01.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
Danke, liebe Konni. Ich freue mich, dass du zwischen die Zeilen blickst und die Geschichte hinter dem Schweigen erkennen kannst.
Hab vielen Dank.

Herzliche Grüße,
Sabine
steinkreistänzerin (46)
(01.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
Danke, liebe Annette, das freut mich sehr.
Ja, ich denke, manchmal muss man "leer" werden, auch um Raum und Möglichkeit für eine neue Lebensphase zu schaffen.
Viele liebe Grüße,
Sabine
Stefan_P. (58)
(01.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
Eine schöne, hoffnungsfrohe Auslegung, lieber Stefan.
Hab vielen Dank.
Viele herzliche und liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (01.08.07)
Liebe Sabine,

ich kann Ottilies Schwierigkeit verstehen. Ich weiß zwar, genau wie sie, was du sagen willst, frage mich nur, ob du in diese Stelle nicht durch die Stellung der Worte zu viel Geheimnis einbaust, was auch zu einem starken Kontrast zum übrigen schönen Gedicht führt. LG Armin

 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
Lieber Armin,
ich selbst kann da kein Geheimnis entdecken, finde es aber sehr interessant, dass V3 diese Wirkung auf dich hat. Ich freue mich, dass man dennoch erkennen kann, was ich ausdrücken möchte und denke, dass gerade der Kontrast zwischen der ersten und der zweiten Strophe den Reiz des Gedichtes ausmacht. Hab vielen Dank für deine Rückmeldung und die Gedankenanregung.

Liebe Grüße,
Sabine
E.Lucy_Dation (32)
(01.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
Wie immer, Lucy, fand ich viele interessante Gedankenanregungen in deinem schönen, ausführlichen Kommentar. Einige habe ich gern angenommen und du dürftest die Umsetzung in der neuen Fassung des Gedichtes finden.
Titel und erste Strophe mochte ich nicht ändern, sie sagen einfach definitiv genau das aus, was ich ausdrücken wollte und würden nur blasser werden, wenn ich daran herumbasteln würde.
In der zweiten Strophe habe ich durch kleine Umbauten das "leeren" entfernt, der viel erwähnte Mond ist geblieben, einfach weil er nun einmal der nächtliche Begleiter der Einsamen ist, dafür ist aber der Neumond dem "morgen" gewichen. Ich glaube, der letzte Vers erhält dadurch etwas mehr Trotz, was meiner Intention entspräche.
Vielen herzlichen Dank für deine intensive Auseinandersetzung mit meinem Text und die konstruktive Kritik.

Liebe Grüße,
Sabine
Dolphilia (48)
(01.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
Ich kann ja mal Stefan fragen, vielleicht findet er eine Melodie dazu, dann schaun mer ma, wegen einer Hörfassung.
Ich freu mich, Phinchen, dass du es magst. Geh mal schauen, ich habe zwar die Straßen nicht geändert, aber ich glaube, es ist so trotzdem noch ein bissl schöner geworden.
Grüß mir das Meer, Dolphi.
Ich grüß dich lieb,
Sabine
MarieM (55)
(01.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
Danke, liebes Mariechen.
Ich freue mich, dass du in und zwischen die Zeilen schlüpfen magst.
Herzliche Grüße,
Sabine
Synonym (32)
(01.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 01.08.07:
*g* Du stehst drauf, wenn ich mit mir selbst unzufrieden bin und rumknurre, Flocke.

Die ersten vier Zeilen stehen still und stark für sich, ein schweigendes Ablösen, Selbstreinigung, der entschlossene Schnitt, der die Heilung bringen soll.
Die zweite Strophe muss leichter, muss beschwingter sein, muss wieder das Leben in sich tragen, wenn auch noch blass und zögerlich und vielleicht erst morgen. Die Melancholie braucht noch nicht fort sein, aber es muss zumindest etwas spürbar sein, beinahe, wie der fast lautlose Beginn von Ravels Bolero, der sich dann später immer mehr rundet und an Leben und Geschwindigkeit zunimmt, bis der ganze Körper den Takt mitpocht.

;-) Ja, ja, ich weiß.
Und liebe Grüße.
Sabine

 Hoehlenkind (02.08.07)
Hallo Sabine,

Leider bin ich zu spät gekommen, um die früheren Versionen zu kennen, auf die sich viele Kommentare beziehen. Schade, daß es technisch noch keine Möglichkeit gibt, darauf zurückzugreifen.

Doch die jetzige Version finde ich schon sehr gelungen, und es freut mich auch daß es von dir im Dialog mit Anderen perfektioniert wurde. Der Übergang vom Beenden zum Neuanfang kommt gut rüber.

Wenn's mein Gedicht wär, würde ich die erste Zeile noch ändern. Von
Da saß ich dann
in
So saß ich da
. "dann" ist eine kurze geschlossene Silbe, "da" ist lang, offen ausklingend. Das find ich für die Situation des Ausschweigens passender. Und das "So" hat ebenso wie "dann" einen Bezug zu einem (hier nicht genannten) vorherigen Ereignis.

Liebe Grüße, Jobst

 Isaban meinte dazu am 02.08.07:
Lieber Jobst, das hier war die Ursprungsfassung:

Moment noch

Da saß ich dann
und schwieg mich aus
uns aus und schwieg
mich leer.

Die Wolken ziehn,
ein Glas zerbricht,
die Straßen leeren sich.
Am Himmel steht
ein blasser Mond.
Bei Neumond singe ich.

Ich habe sie auch nur einmal geändert, das zweite "Edit" geschah, weil ich versehentlich bei der Änderung den Titel noch einmal mit hineinkopiert hatte.

Dein Vorschlag zum ersten Vers ist in sich stimmig und gut, nur gibt er nicht ganz genau das wieder, was ich sagen wollte. Dieses "So" saß ich da empfinde ich eher als Beschreibung des Sitzens, als "Nun seht mich alle an, das hat es aus mir gemacht" und so empfinde ich meinen Text nicht, der ja eher nach innen, als nach außen gekehrt ist, so dass der Leser nicht betrachten soll, sondern eine Möglichkeit findet, hinein und auf eine, ganz persönliche Art zwischen die Zeilen zu schlüpfen, dem eigenen Empfinden nachzuspüren, vielleicht ein wenig von sich selbst dort wiederzufinden und sich in seiner eigenen Interpretation zu verlieren. Dieses "So" wäre assoziativ eher ein "Genau so, genau auf diese Art und Weise" und würde dem entgegenarbeiten.

Ich freue mich sehr, dass mein Text deine Gedanken anregen konnte und möchte mich herzlich für deine Auseinandersetzung mit meinen Zeilen bedanken und für die neue Gedankenanregung, die mir beim erneuten Überdenken meiner Verse selber noch einmal klar gemacht hat, warum nach meinem Empfinden gerade die erste Strophe so bleiben muss, wie sie ist.

Viele liebe Grüße,
Sabine
mmazzurro (51)
(02.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 02.08.07:
Ungefähr so, wie das Leben, das weitergehen muss, irgendwann?
Kennst du diesen Augenblick, wenn du dich grade müde irgendwo hingesetzt hast, die Gedanken treiben und in eine Tiefe führen, aus der du dich nicht sofort lösen kannst und dann ruft jemand nach dir, oder du weißt ganz genau, dass du noch was erledigen solltest, dass du noch nicht fertig bist, mit dem, was du leisten musst, für den Tag? "Moment noch!" denkt oder antwortet man dann, nimmt sich noch einen Augenblick, bevor man sich wieder aufraffen kann, noch einen Moment, bis man wieder soweit ist, dass es weitergehen kann.

Hab vielen Dank für deinen Kommentar und die Gedanken zum Titel.

Liebe Grüße,
Sabine

 kirchheimrunner (02.08.07)
Sich ausschweigen, sich leer - schweigen?

Mich erinnert diese Zeile an einen Psalm; ... nein es ist eine Stelle aus den Klageliedern des Jeremia...

Für mich wirkt es wie Poesie, was du geschrieben hast.
Ganz einfach aufgebaut und so zerbrechlich, aber schön; - dein Gedicht ist kräftig genug um in den Morgen zu singen...

Tschau...

 Isaban meinte dazu am 02.08.07:
Welche Stelle, lieber Hans?

Liebe Grüße,
Sabine

 kirchheimrunner meinte dazu am 02.08.07:
ufff...

du verlangst viel... ich schau mal, ob ich diese Stelle so aus dem Gedächtnis zusammenbringen kann..

Es ist die Stelle aus einem Gottesknechtslied... wo

einsam sitze und schweige, wenn Gott es ihm auferlegt... und dann streckte er seinen seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung... dann bot er seine Wange denen dar, die ihn schlugen und endlos viel Schmach antaten


so ... oder so ähnlich

 Isaban meinte dazu am 02.08.07:
Hm. Ich glaube, das entspricht nicht so ganz meiner Intention, lieber Hans.
Aber eine sehr interessante Interpretation.

Liebe Grüße,
Sabine
FINNUCANE (44)
(02.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 02.08.07:
Eine schöne, friedliche Sicht, lieber Herbert.
Ich danke dir sehr für diese positive, hoffnungsfrohe Interpretation.
Viele herzliche Grüße,
Sabine
eprom† (77)
(04.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 04.08.07:
Ich freue mich sehr.
Hab vielen lieben Dank, Peter.
Herzliche Grüße in deine Nacht,
Sabine
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