Das Schwingsessel-Wunder

Anekdote zum Thema Wunder

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Vor einigen Jahren kam ich plötzlich auf die Idee, dass ich für meine häuslichen PC-Aktivitäten vielleicht etwas mehr Unbequemlichkeit bräuchte, also ersetzte ich den sehr bequemen Schwingsessel durch einen harten Bürostuhl.
  Wohin aber mit dem Schwingsessel? Nach einigem Nachdenken, entschloss ich mich, ihn gegen den schon etwas in die Jahre gekommenen Ohrensessel in der Wohnstube auszutauschen.
    Gedacht, getan! Doch nun stand ich vor dem nächsten Problem. Der Ohrensessel passte nicht durch die Wohnungstüre und aus dem vierten Stock lässt sich so ein Sessel auch nicht risikolos aus dem Fenster befördern.
  Kurzerhand zersägte ich ihn und beförderte die  Einzelteile in den Keller.

Es dauerte ca. eine Stunde, dass ich mein Tun ernstlich zu bereuen begann. Denn da setzten auf dem Bürostuhl die Rückenschmerzen ein. Und nach einer weiteren Viertelstunde war klar: Ich hatte einen Fehler begangen. Die Rechnung ohne meinen leicht vorgeschädigten Rücken gemacht!
  Ein Fehler, der sich jetzt natürlich auch nicht mehr rückgängig machen ließ, denn bei dem Ohrensessel hatte ich wirklich gründliche Zersägearbeit geleistet! Und mir einen neuen Sessel zu kaufen, hätte mein damaliges Budget ernstlich belastet. So fuhr ich den Pc herunter und machte mich auf den Weg in die Uni.

Als ich gegen etwa 24 Uhr des selbigen Tages nach Hause kam, stand überall Sperrmüll auf den Gehwegen. Manchmal drehte ich an solchen Tagen eine Runde, auf der Suche nach interessanten weggeworfenen Büchern. Aber ich war müde und wollte mich so schnell wie möglich Schlafen legen.
  Der Schlüssel steckte schon in der Haustüre, als mir plötzlich ein überraschender Gedanke kam: Geh noch nicht nach oben!
  Einen Moment lang zögerte ich, dann gab ich nach. Schon etliche Male zuvor hatte sich solch ein plötzlicher Gedanke als eine Eingebung erwiesen. Ich zog den Schlüssel wieder aus der Türe und ging los.
      Ich war ca 150 Meter  gegangen, als ich sie schon von weitem sah. Auf einem Berg von Schrott und Müll standen obenauf, weithin sichtbar, - ich kann es heute noch kaum glauben - zwei gut erhaltene Schwingsessel. Wie für mich hingestellt und nur noch nicht abgeholt! Natürlich habe ich sie sofort konfisziert und nach Hause befördert.

Wie groß dieses Wunder wirklich war, kann nur der ermessen, der auch diesen Stadtteil kennt. Hier werden normalerweise keine Schwingsessel oder Ähnliches auf den Sperrmüll gestellt, und wenn, dann dauert es maximal eine Viertelstunde, bis irgendein professioneller Sammler zugeschlagen hat.
  Und nun fand ich gleich zwei, ausgerechnet an dem Tage, wo ich meinen langjährigen Ohrensessel zersägt hatte? Nein, solche Zufälle gibt es nicht. Da hatte es ganz offensichtlich der christliche Gott, dem ich angehöre und diene, gut mit mir und meinem Rücken gemeint und meine törichte Aktion vom Vormittage korrigiert.
  Seitdem steht wieder ein bequemer Schwingsessel vor meinem Pc und der Bürostuhl fristet nun - neben dem zweiten (Ersatz-)Schwingsessel -, ein trauriges Dasein im Keller.

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (19.07.19)
Hallo Bluebird,
du erzählst deine Anekdote flüssig.
Am Ende mangelt es allerdings an einem witzigen Einfall.
Wenn du doch gleich zwei Schwingsessel vom Herrgott erhalten hast, liegt es da nicht auf der Hand, sich auf dem überzähligen Stuhl direkt ins Himmelreich zu beamen und dem Gerechten seinen verdienten Dank abzustatten?

Spornende Grüße
der8.

 Bluebird meinte dazu am 19.07.19:
Ja, ich habe selbst gedacht, dass ich den zweiten Schwingsessel noch erwähnen sollte ... habe ihm nun einen Nebensatz gewidmet

 BerndtB (05.08.19)
Das "Schwingen" erinnert mich an eines meiner Gedichte.
Nicht für ungut.
Grüße von Berndt

Das Schwingen
Gedicht zum Thema Humor

von BerndtB
Die Mutter mahnt ihr Töchterlein,
es solle auf der Hut stets sein
vor männlichen Gefahren
und Freunden, jung an Jahren.

Die Tochter glaubt das alles nicht,
und bald schon zu der Mutter spricht:
„Ach bitte, lass‘ mich gehen.
Ich möchte Klaus heut sehen.“

Da sagt die Mutter sorgenvoll,
worauf die Tochter achten soll.
Vor allen andren Dingen
besonders auf das Schwingen.

„Er schwingt dich auf das Motorrad,
und rüstet bald zur nächsten Tat:
Beim Tanzen schwingt er weiter,
dir wird ganz leicht und heiter.

Er schwingt dich hin, er schwingt dich her;
Dann küsst er dich, er atmet schwer,
und bald schwingt dich der Bube
aufs Bett in seiner Stube.“

Die Mutter fragt ihr Töchterlein:
„War denn die Zeit mit Klaus auch fein,
und – schwang er? Bitte sage!“
Ja…das war hier die Frage.
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