Konjunktivischer Abort

Gedicht zum Thema Apokalypse

von  RainerMScholz

Simon Petrus, der Fischer vom See Genezareth, bestand in Rom darauf, nicht wie Jesus Christus gekreuzigt zu werden, weil er dessen nicht würdig sei.* Aber die Römer mussten deswegen noch lange nicht das Kreuz, an dem er hängen sollte, herumdrehen. Sie brachen ihm die Hüfte und die Schulter. So konnte er, verkehrt herum gekreuzigt, der Belustigung der Arena dienen. Und dann hörte der Hahn auf zu krähen.

Wäre man nur nicht so dumm,
so abgestumpft und blöd,
und im Herzen so stumm.
Wenn das Licht leuchtete hell,
und im Keller wüchsen Bäume,
wäre man so schnell
bei den Schäumen der Träume.
Doch wir sind wie wir scheinen.
Man sollte nicht meinen,
dass wir es so weit schaffen.
Gestern waren wir Affen;
die Gehege sind entleert;
wir kehren heim.
Wir fressen den Keim,
aus dem das entwuchs.
Vielleicht sehen wir beim nächsten Mal
die Crux.

*"Acta Petri", 2. Jh.

© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (09.10.19)
Hallo Rainer Maria,
die Prosa finde ich sehr gelungen; an den Versen könntest du noch arbeiten Und zwar in Richtung Verdichtung.

Eine Möglichkeit wäre:

Wären wir nur nicht so dumm
so abgestumpft und blöd
wüchsen in unseren Kellern Bäume

Doch wir sind wie wir scheinen

Gestern noch Affen, die Gehege geleert -
erkennten vielleicht erst
beim nächsten Versuch die Crux

und fressen bis dahin den eigenen Keim

Herzliche Grüße
der8.
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