Lachen

Kurzprosa

von  BeBa

Das Lachen. Jede Nacht. Gleich nebenan. Hinter der Wand meines Schlafzimmers.
Am Abend höre ich sie. Im Treppenhaus. Es sind viele. Leise sind sie und sie schleichen. Doch das Knarren der Tür meines Nachbarn entgeht mir nicht.
Stille. Zunächst. Bis ich mich ins Bett lege. Ein paar Seiten in meinem Buch. Dann das Licht aus. Ein Kichern. Ich drehe mich um. Schließe die Augen. Wieder Kichern. Drehe mich weg von der Wand. Kichern. Kopf unter das Kissen. Da! Das erste Lachen. Presse das Kissen an die Ohren. Lachen. Stille. Lachen. Mal direkt hinter meiner Wand, dann aus der Ferne. Zwischendurch ist mir, als säße das Lachen auf meinem Bett. Traue mich nicht aus dem Kissen.
Und dann schallendes Gelächter. Neben mir. Hinter der Wand. Im Treppenhaus. Auf der Straße. Lauter. Immer, immer lauter.
Über mich.
Es klingelt an der Tür. Ich öffne nicht. Irgendwann mussten sie ja kommen. Dringen ein, nehmen mich mit. An einen Ort, wo keiner lacht. Sagen sie.
Ich glaube ihnen nicht.


Anmerkung von BeBa:

Originaltext:

Das Lachen. Jede Nacht. Gleich nebenan. Hinter der Wand meines Schlafzimmers.
Am Abend höre ich sie. Im Treppenhaus. Leise. Sie schleichen. Doch das Knarren der Tür meines Nachbarn entgeht mir nicht.
Stille. Zunächst. Bis ich mich ins Bett lege. Ein paar Seiten in meinem Buch. Dann das Licht aus. Ein Kichern. Ich drehe mich um. Schließe die Augen. Wieder Kichern. Drehe mich weg von der Wand. Kichern. Kopf unter das Kissen. Da! Das erste Lachen. Presse das Kissen an die Ohren. Lachen. Stille. Lachen. Mal direkt hinter meiner Wand, dann aus der Ferne. Zwischendurch ist mir, als säße das Lachen auf meinem Bett. Traue mich nicht aus dem Kissen.
Und dann schallendes Gelächter. Neben mir. Hinter der Wand. Im Treppenhaus. Auf der Straße. Lauter. Immer, immer lauter.
Über mich.
Es klingelt an der Tür. Ich öffne nicht. Irgendwann mussten sie ja kommen. Dringen ein, nehmen mich mit. An einen Ort, wo keiner lacht. Sagen sie.
Ich glaube ihnen nicht.

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (11.09.20)
Aus meiner Sicht gut beschrieben. Wahrscheinlich ist die Zahl derer, die dies oder ähnliches "erleben" erschreckend hoch.
Herzlichst
Viktor

 BeBa meinte dazu am 11.09.20:
Danke, Viktor.

LG
Beba

 TassoTuwas (11.09.20)
Du hast wirklich nichts zu Lachen!

Allen Ernstes
TT

 BeBa antwortete darauf am 11.09.20:
Endlich mal einer, der es erkennt. Danke für dein Verständnis, TT.

LG
Beba

 FrankReich (11.09.20)
Wenn das mal nicht ein Omen für 2.0 ist: F 20.0. 😁
Ciao, Frank

 BeBa schrieb daraufhin am 11.09.20:
:-)
Sätzer (77)
(11.09.20)
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 BeBa äußerte darauf am 11.09.20:
So sieht aus, Sätzer.

LG
Beba

 Dieter_Rotmund (11.09.20)
Der Text geht eigentlich anfangs in die Richtung, dass sich nebenan ein Pärchen sexuell vergnügt - dann passt der paranoide Schluss nicht.

 FrankReich ergänzte dazu am 11.09.20:
Der paranoide Schluss passt da schon, nur Dir eben nicht, Dieter. 😄
Ciao, Frank

 BeBa meinte dazu am 11.09.20:
Hallo Dieter,

deinen Einwand kann ich nicht ganz nachvollziehen.

LG
Beba

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.09.20:
Die Anzeichen sind nicht zu übersehen!

 BeBa meinte dazu am 11.09.20:
Ja, aber es ist deine Lesart und Interpretation, die am Ende ja nicht stimmen muss. .
Es ist eine mögliche Lesart. Dass mit dem Prot etwas nicht stimmt, dürfte bald klar werden. Und so sollte auch schnell klar werden, dass voreilig Schlüsse, auf den Worten des Prot basierend, nicht gezogen werden sollten.

LG
Beba

Antwort geändert am 11.09.2020 um 12:51 Uhr

 BeBa meinte dazu am 12.09.20:
Hallo Dieter,

ich habe jetzt noch einmal eine minimale Änderung am Anfang des Textes vorgenommen und hoffe, dass der Text nun für dich in die richtige Richtung geht.
Aber komme mir bitte jetzt nicht mit Gruppensex!

Antwort geändert am 12.09.2020 um 01:37 Uhr

 Quoth (11.09.20)
Mir gefällt er auch nicht, wirkt auf mich gewaltsam, als habe der Autor sein Schreibziel aus den Augen verloren und ein neues gewählt.

 BeBa meinte dazu am 11.09.20:
Da kann man nichts machen. Trotzdem danke.

Übrigens hat der Autor sein Schreibziel keineswegs aus den Augen verloren. Verstehe ich nicht?

LG
Beba
Tilia (70) meinte dazu am 11.09.20:
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 BeBa meinte dazu am 11.09.20:
Hallo Tilia,

der Schluss ist in der Tat keine Liebesszene. Ich hoffe doch, dass er passt. Sicher nicht für jeden, aber das ist absolut ok.

Danke dir, Tilia.

LG
BeBa

 Moja (11.09.20)
Die kurzen Sätze steigern das Unheimliche und die Spannung - fast kafkaesk - das mehr und mehr Gestalt annimmt, und dann dieses Ende - gut geschrieben! Wieder eine tolle Geschichte von Dir, begeisterten Gruß, Moja

 BeBa meinte dazu am 11.09.20:
Hallo Moja,

interessant für mich deine Anmerkung "das mehr und mehr Gestalt annimmt". Genau das ist, was mir wichtig ist. Das Ende ist zwar abrupt, gewaltsam oder wie auch immer genannt: Aber es läuft von Beginn an darauf hinaus. Das ist mir wichtig. Und wenn das so nicht funktioniert, dann muss ich am Text noch arbeiten.

Danke dir, Moja, für deinen Eindruck.

LG
BeBa

 Moja meinte dazu am 12.09.20:
Hallo BeBa,

ich finde Deinen Originaltext noch besser, weil verknappter, die Wahrnehmungen kommen direkter heraus, das Lachen - die Einbildung - personifiziert sich; beunruhigende Zuspitzung, nicht aufzuhalten, am Ende, mein Gedanke: wer zuletzt lacht - gut gelöst, weil offen bleibt, wer die Oberhand gewinnt.

Gruß,
Moja

 AchterZwerg (12.09.20)
Lieber BeBa,

ich denke sofort an paranoide Schizophrenie, ein Krankheitsbild, das stark im Kommen ist.
Vermutlich coronös bedingt ...

Herzliche Grüße
der8.

 BeBa meinte dazu am 12.09.20:
Ja, ganz in Ordnung ist der Prot wohl nicht.

Danke dir, 8er.

LG
BeBa

 Vaga (12.09.20)
Das Schicksalhafte dieser - sich auf einem Höchstmaß der psychischen Ohnmacht befindenden - Persönlichkeit wird in dieser knappsätzigen, aber von Beginn bis zum Ende m. E. auf den Punkt gebrachten, Textsequenz eindrucksvoll offen gelegt:
Die Umnacht kommt auf 'lachenden Sohlen',
Das Lachen. Jede Nacht.
was die Unheimlichkeit dieser Situationsstudie m. E. enorm verstärkt.
Die Verirrung der (Sinnes-)Wahrnehmung geschieht zunächst schleichend, leise kichert es heran, dann wird es zunehmend laut, lauter, am lautesten.
Die Sinne 'verrücken' das Außen ins Innen, bis es nur noch ein 'schallendes Innen' gibt, und die 'Ausgeschlossenheit', ihm eigeninitiativ selbst zu entrinnen.
Ich öffne nicht.

 BeBa meinte dazu am 12.09.20:
Hallo Vaga,

ein höchst interessanter Kommentar von dir, wofür ich dir auch ganz besonders danken möchte.

LG
BeBa

 juttavon (13.09.20)
Das Spiel mit den Grenzen zwischen außen und innen, zwischen du und ich ist gelungen. Die kurzen Sätze, die Wiederholungen, die Dynamik der Wahrnehmungen und Handlungen des Protagonisten, erzeugen einen Strudel. Fein!

Die Originalfassung überzeugt mich auch mehr.

HG Jutta

 BeBa meinte dazu am 13.09.20:
Danke dir, Jutta. Auch für den Hinweis, welche Version dir eher zusagt.

LG
Beba
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