Ich wagte zuerst kaum, mich zu ihm an den Tisch zu setzen, fett und raumgreifend, wie er war in seiner schwarzen, elegant zerknautschten Maßkonfektion, unersättlich Honig mit dem Finger aus einem Salzglasurtopf schleckend. Aber ein schneller freundlicher Blick zwischen zwei von Honig triefenden Zeigefingern ermutigte mich, ich nahm Platz und bestellte das mehrgängige Menu, das ich mir neben diesem verwöhnten Banker aus Singapur, dem heutigen Sybaris, gönnen wollte, schon um nicht als armer Schlucker dazustehen. Aber er beglich doch tatsächlich alles, indem er einen Klogang vortäuschte, weil ihn das Gespräch mit mir, wie er sagte, so entzückt hatte, dabei hatte ich kaum etwas gesagt, sondern, gierig die scharf gewürzte Teigware verschlingend, seiner Suada gelauscht, die von dem Komfort weicher Betten, geräuschloser Treppenlifts und einem Leben in gemütlicher, gut ausgepolsterter Bewegungsarmut handelte, die ihm auf den Rücken schlug, so dass er nur mit Hilfe von Unterarmkrücken lastwundeln konnte, wie er das eine Mal sagte, das andre Mal deformierte er, um Witzigkeit bemüht, dasselbe Wort in Wustlandeln. Ich hingegen nahm ihm in einer Anwandlung von erzieherischer Strenge den fast leeren Honigtopf weg, schwenkte Apollinaris darin und bat den Ober, diesen Rest zu entsorgen. Das verdross ihn, er wandte seine Gunst einem Mädchen am Nebentisch zu, das sein weißes Fleisch in ein verwickeltes Riemenwerk aus schwarzen Lederstreifen gezwängt hatte, zwischen denen es allüberall hervorquoll und -schwoll, so dass die Frage sich aufdrängte: Wollte dieses Weib als die Persönlichkeit, die es fraglos auch war, überhaupt wahrgenommen werden oder wollte es sich nur als die Sinne verwirrendes Objekt präsentieren? Er bat Manuela, sich zu uns zu setzen und das Geschirr abzulegen. Sie protestierte, auf seinen Wunsch habe sie es doch angelegt, aber er beharrte darauf und engagierte mich, bestimmte Schnallen zu lösen, und nun wurde es noch schlimmer, denn der von rosigen Rillen, Einkerbungen und Furchen bedeckte Fleischpudding, der sie war, wirkte nun noch betörender, und es zeigte sich eine zu Zöpfchen geflochtene Achsel- und Schambehaarung, ein Anblick, dem ich mich durch überstürzte Flucht in die düstergraue Straßenschlucht entzog, wo mir auch klar wurde, neben wem ich gesessen hatte: Es war Horik Svensson, der Bruder meiner Jugendfreundin, dessen Spur sich in Fernost verlor.