Annas Vorfahren, Teil 1

Dokumentation

von  Fridolin


Der Krieg und ihr erstes Kind, und schließlich auch Bomben, die ihre neue Heimstatt zerstörten, veranlassten meine Mutter, ihre neue Heimat Bielefeld bald wieder aufzugeben und ins Elternhaus zurückzukehren, und so erlebte sie das Kriegsende in Amorbach. Dort konnte sie in dem Haus, das das Schuhgeschäft und die Werkstatt ihres Vaters beherbergte, eine kleine Wohnung beziehen. Sie führte auch weiter Notizen zur Entwicklung der Großfamilie, aber da nun zunehmend Namen von noch lebenden Personen auftauchen, fasse ich lieber das wichtigste zusammen.

Ihr jüngster Bruder Eduard fiel in Italien, ein Schwager in Rumänien, doch alle anderen überlebten und gründeten eigene Familien, mehr oder weniger weit entfernt von Amorbach. Für alle blieb aber das Elternhaus bis zum Tod der Mutter ein gern aufgesuchter Treffpunkt.

Hier soll die Reise aber nun in die Vergangenheit gehen: Wo kamen sie her, der Schuhmachermeister Josef Schork und seine Frau, die Schreinermeisterstochter Anna, geb. Berberich?

Es vermischen sich nun Mutters Aufzeichnungen mit eigenen Recherchen, die ich mithilfe des AFB (Amorbacher Familienbuch) durchführte. Da sich mit jeder Generation die Zahl der Vorfahren verdoppelt, wird solches Unterfangen naturgemäß schnell unübersichtlich. Eine „natürliche“ Grenze findet die Vielfalt andererseits in der Tatsache, dass mir nur das Amorbacher Kirchenbuch zur Verfügung stand. Glücklicherweise umfasste das Kirchspiel jedoch auch einige Dörfer im Umkreis. Eine andere Grenze stellt die Tatsache dar, dass alle diese Quellen allein schon durch das Namensrecht eine ganz klar männliche Schlagseite haben. Männliche Vorfahren sind zum einen leichter zu finden, da der Name konstant ist, zum anderen werden fast ausschließlich Männer als Familiengründer geführt.

Josefs namengebende väterliche Linie ließ sich über 5 Generationen zurückverfolgen; für seine Mutter, eine geb. Link, geht es 4 Generationen zurück. Am Anfang dieser Rückschau soll aber meine Großmutter stehen.

Ihr Geburtsname war Berberich, ein in der Stadtgeschichte von Amorbach nicht gerade seltener Name. Das Amorbacher Familienbuch verzeichnet zwischen 1664 und 1874 41 Familien unter diesem Namen, 10 davon haben mit unserer Familie zu tun, allesamt Schreiner. Noch zahlreicher war demgegenüber der Clan der Schuster Berberich mit 17 Familien über 5 Generationen; deren Stammvater Hans 1688 verstarb. Auch einen kleineren Stamm von Tünchern gab es, zwei Schneider und, besonders exotisch, u.a. einen, für den als Beruf "Vagabund" eingetragen ist.

Uns interessieren natürlich vor allem die Schreiner, aber nicht nur die. Der früheste Berberich in unserer Familie, den ich finden konnte, war nämlich Landwirt im Ortsteil Otterbach, also irgendwie am Ende der Welt zuhause. Der Ort liegt ganz zuhinterst in dem Tal, das zwischen Schafhof und Amorsbrunn beginnt, ist an drei Seiten von Wald umschlossen und gilt heute als Einöde. Was aber nicht immer so war. Wie in Dörnbach und Breitenbach, (Orte, auf die wir später bei den Schorks noch kommen) haben hier die Fürsten von Leiningen zu Beginn des 19. Jahrhunderts alles aufgekauft, was ging, und eingeebnet, um ein ausgedehntes Jagdgebiet zu haben. Sogar die früher im Ort befindliche Kapelle wurde von ihnen 1888 mitsamt der Glocke an die Gemeinde Buch verkauft und dort neu errichtet.



Die Anfänge in Otterbach


Der Vorname des frühesten aktenkundigen Berberich in unserer Familie ist Johann Philipp, geboren vermutlich 1665, der 30jährige Krieg ist da knapp eine Generation vorbei. Von Beruf war er wahrscheinlich Landwirt. Sicher dokumentiert ist, dass er 1689 eine schwangere Witwe mit acht Kindern heiratete, deren Mann erst vier Monate tot war, und deren Ältester mit seinen15 Jahren schon fast erwachsen war, das jüngste dagegen noch nicht geboren. Der Name der Frau war Barbara Hagel, und sie dürfte deutlich älter als Johann Philipp mit seinen 24 Jahren gewesen sein. Sie muss im übrigen steinalt geworden sein, denn sie überlebt ihren Mann, der etwa 77 Jahre alt werden wird, immer noch um vier Jahre.

Warum hat er eine Witwe genommen und nicht wie üblich ein junges Mädchen, dem die Zukunft noch offen stand? Brauchte er eine Frau mit Lebenserfahrung, oder lockte ihn vielleicht das „gemachte Nest“, oder glaubte er, dass er gebraucht wurde, dass die Frau vielleicht einen großen Hof geerbt hatte, mit dem sie allein nicht zurecht kommen würde? Alles möglich. Schade, dass man niemanden mehr fragen kann. Aber umso mehr Spielraum bleibt der Phantasie.

 Hier nun erst mal ein Überblick, wer da noch alles kommen sollte:

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