Le Hund, der Chien

Erörterung zum Thema Tiere

von  eiskimo

Wie zählebig sind eigentlich nationale Eigenheiten, beispielsweise bei Deutschen und Franzosen? Ich wechsele regelmäßíg die Rheinseiten, habe in beiden Ländern gewohnt und beobachte auch gerne die Vertreter dieser beiden Nationen. Und?
Hund!
Ich sage Hund, weil bei der Tierhaltung ein  sehr signifikanter Unterschied auszumachen ist. In Deutschland sind Hunde -grob formuliert- ein Extra, in Frankreich sind sie fast überall inklusive. Wer in Deutschland einen Hund hält, hat sich das sicher gut überlegt  denn er wird mit dieser Anschaffung, die fast ein Bekenntnis ist, sofort anders wahrgenommen, er wird beobachtet. Denn der Hundehalter muss nun täglich und öffentlich seinen Pflichten nachkommen. Er dürfte seine Frau vernachlässigen, seine Kinder misshandeln – quälte er seinen Hund, schlüge der gemeine Deutsche sofort Alarm. Tiere und das Tierwohl insgesamt haben hierzulande eine starke Lobby (was ich durchaus gutheiße).
In Frankreich ist der Hund viel weniger im Fokus, weil fast alle einen haben. Und er wird auch nicht als „gesellschaftliche Zur-Schau-Stellung“ wahrgenommen, sondern „er läuft so mit“. In jeder Kneipe liegt irgendwo einer im Weg, und selbst in besseren Restaurants habe ich „toutou“ gesehen wie er sich  von Gästetisch zu Gästetisch durch bettelte … um dann in der Küche zu verschwinden.
Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, liege ich an einem Badesee in Burgund. Links und rechts von mir Familien, die selbstverständlich ihren Hund dabei haben. Natürlich muss er – ob er will oder nicht - ins Wasser, immer wieder, und das mit gellendem Gebell, was freilich nur die ausländischen Gäste zu stören scheint. Fragt da jemand nach einer Hundeleine, nach Hygiene? Von wegen. „Toutou“ ist bei allen willkommen, wird auch reihum heran gelockt und gestreichelt.
Kaum zu glauben, dass in Frankreich trotzdem regelmäßig über Hunde und Hundehalter diskutiert wird, aber nur Im Sommer, vor den großen Ferien. Denn spätestens mit Beginn Juli haben die SPA, die französischen Tierschutzheime große Probleme, die vielen ausgesetzten Hunde unterzubringen – da machen es sich etliche scheinbar tierliebe Familien allzu einfach – entsprechend groß ist die Empörung der anderen Hundehalter über diese Herzlosigkeit.
Von Deutschland kenne ich nur die die Empörung all jener Leserbrief-Schreiber, für die sich Hunde offenbar auf „Kot“ und „Gebell“ reduzieren. Regelmäßig brandet diese Empörung auf, und viele Nachbarschafts-Streitigkeiten sollen sich ja republikweit daran entzünden. Ob die kleinen Plastiktüten  „für das Häufchen“ , die in deutschen Städten jetzt überall ausgegeben werden, das Problem lösen werden?
In Paris fahren „moto-crotte“ die breiten Bürgersteige ab – Motorräder mit einer Art „Staubsauger“ für den Hundekot.
Die einen versuchen also, die Hundehalter zu erziehen, die andern lassen „das lästige Problem“ elegant verschwinden....
Wie soll da die europäische Lösung aussehen? Muss es da überhaupt eine einheitliche geben?
Meine Lösung sieht so aus: Wäre ich ein Hund, lebte ich mit Sicherheit lieber in Frankreich. Allen anderen Betroffenen empfehle ich Deutschland.
Und was meine aktuelle Badestelle angeht: Da suche ich mir jetzt ein ruhigeres Plätzchen. Denn statt „toutou“ habe ich doch lieber „dodo“, das heißt auch mal ein Schläfchen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Cora (29)
(25.07.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 eiskimo meinte dazu am 25.07.19:
Einverstanden - sofort entsorgen löst das Problem sozusagen an der Quelle. Und vielfach zeigt sich ja auch schon Einsicht...
ein freundliches wuff-wuff
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (25.07.19)
Witziger Text. Ich ticke deutsch, wenn es um den Hund geht.
Servus
Ekki

 eiskimo antwortete darauf am 25.07.19:
In Ballungsgebieten sehe ich das auch so, (h)un(d)bedingt!
lG
Eiskimo

 TrekanBelluvitsh (25.07.19)
Schöner "Über-den-Tellerrand-blicken"-Text.

 Dieter_Rotmund (25.07.19)
Gerne gelesen.
Aber da gibt es wohl große regionale Unterschiede. Ich war dieses Jahr eine Woche im Frankreich-Urlaub und habe dort erfreulich wenig Hunde gesehen. Wenn ich es mir recht überlege, weniger als in Deutschland. Am einzigen Badesee in meiner Urlaubsgegend war übrigens striktes Hundeverbot, selbstverständlich.
In meiner Heimatstadt wurde das Bußgeld für Halter für unangeleinte Hunde kürzlich um das Dreifache erhöht. Auch dazu gab es in der hiesigen Tageszeitung viele Leserbrief und 99% davon äußerten sich positiv darüber.

 eiskimo schrieb daraufhin am 25.07.19:
Komm nach Burgund, da kommst Du auf den Hund....
In dem Dorf, wo mein kleiner Badeteich liegt, steht zwar ein Schild mit Hundeverbot, aber das sieht man locker....
C´est la vie.
Agneta (62)
(26.07.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 AndreasG (30.07.19)
Tach auch.
Ein launiger kleiner Text, der zwar ein paar Längen hat, aber auch unterhaltsam daher kommt. Da er zum Ende hin allerdings eine tiefgründigere Frage aufwirft (Stichwort: "europäische Lösung"), sehe ich mich bemüßigt den Anfang anzusprechen.
Du sprichst von "nationalen Eigenheiten", was leicht einen absoluten Anstrich bekommen kann und darum ziemlich hoch gegriffen ist. Ich halte die angesprochenen "Eigenschaften" eher für Einstellungen, die regional häufiger oder seltener anzutreffen sind, nicht aber national. So kenne ich sogar in meiner Heimatstadt bei der Hundefrage Unterschiede in den Stadtteilen ... von den Nachbarstädten nicht einmal zu sprechen. Und das ist immerhin die gleiche Region!
Um eine nationale Eigenheit sauber definieren zu können, müssten zuerst alle Regionen abgeglichen werden ... da kämen bestimmt ganz interessante Ergebnisse heraus, die so manches lieb gewordene Bild und/oder Selbstbild wanken lassen könnten.
Verstehe mich bitte nicht falsch, es geht mir nur um dieses elende Schubladen-Denken, das durch solche Formulierungen gefüttert werden kann.
Liebe Grüße,
Andreas
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram