Ohne Hund Spazieren gehen

Bericht zum Thema Tiere

von  eiskimo

Corona bringt so Manches an den Tag. Zum Beispiel, dass es eigentlich nur noch zwei Sorten Spaziergänger gibt, entweder die mit Kinderwagen oder die mit Hund.  Sogar die Jogger, die früher schon mal einsam schnaufend durch die Landschaft rannten, schieben jetzt zur Tarnung einen Buggy vor sich her. Jedenfalls fühlen meine Frau und ich uns geradezu nackt, wenn wir uns einfach so hinaus trauen, ohne kleine Begleiter.
Der Weiher am Stadtrand, wo wir gerne unsere kleine Runde machen, ist eindeutig in der Hand der Hundebesitzer. Seit dem Corona-Ausbruch hat sich deren Zahl mindestens verdoppelt. Und der Trend geht eindeutig in Richtung Zweithund.  Der Lockdown mag viele Wirtschaftszweige und kleine Betriebe böse mitnehmen – die Hundbranche hat durch ihn einen kapitalen Aufschwung  genommen. Mir erscheint das auch absolut logisch: Ohne Kino, Restaurant, Shopping oder Wochenendtrip , da  ist der Hund doch für den  Corona-gefrusteten Bürger die ideale Kompensation.
Statt wie früher rastlos unter die Leute – geht man jetzt geruhsam Gassi.  Dabei lernt man nicht nur seinen Hund , sondern auch sein Wohnviertel kennen – und gleich dazu  die vielen anderen Hundebesitzer in der Nachbarschaft.  Kontaktbeschränkung, soziale Vereinsamung, plötzliche Leere? Doch nicht mit dem neuen Lebensgefährten Hund!
Und was einem vorher schier abhanden gekommen war, nämlich regelmäßige Zuwendung aufzubringen für einen Partner, da hilft einem der kleine Vierbeiner jetzt, diese Tugend so ganz nebenbei wieder neu zu entwickeln. 
So gesehen ist Corona geradezu ein Segen. Die Leute gehen viel mehr raus und tun draußen, in der Natur, sich und ihren kleinen Lebensgefährten Gutes.
Meine Frau sieht das allerdings viel skeptischer als ich. „Es ist eine Mode, ein Lifestyle, mehr nicht.“ kommentiert sie die aktuelle Hundeschwemme.  „Und schlimm wird es , wenn Corona dann abklingt und plötzlich wieder die ungebremste Lebenslust durchschlägt.“ Dann wären die Hunde eindeutig Ballast, ausgesprochene Spaßbremsen. „Es sind schließlich Monate der Kasteiung nachzuholen  - also werden viele Hunde wohl im Tierheim landen!“
Ich widerspreche,  denn für mein Gefühl geht die neue Hundeliebhaberei schon tiefer. So egoistisch sind die Menschen nicht.  Da werden jetzt durchaus  emotionale Bande geknüpft, die länger halten werden. Und, denke ich, die Hunde werden das schon hinkriegen.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (17.12.20)
Gerne gelesen. Ich finde diese Hunde-Kauferei aus Gründen der Langeweile sehr armselig., Bei mir haben sie auch zugenommen, diese Mini-Hunde samt ihr dämlichen Besitzer, aber auch die Zahl der Jogger stieg. Tarnen müssen diese sich nicht.

 eiskimo meinte dazu am 17.12.20:
Danke!
Deine Ergänzung mit diesen Mini-Hunden trifft es! Meine so kritische Frau nennt die immer "ein Viertelpfund Hund". Wenn diese Schrumpfis dann voller Eigensinn ihre Frauchen und Herrchen ausführen, dann hat man großes Kino! ( ...naja, fast.)

 niemand antwortete darauf am 17.12.20:
@ Dieter
Na, wenigstens hast Du diesmal die Hundebesitzer "dämlich"
genannt. Wie und wobei soll sich übrigens ein Jogger "tarnen"?
Der läuft doch wie irre durch die Landschaft, was so wirkt als wäre er auf der Flucht vor seinen Gläubigern
Die Jogger verteilen doch die Viren en gros, indem sie ihre Schweißtröpfchen nur so in die Lüfte schleudern und spucken tun sie auch, was oft ja echt widerlich ist. Und dann noch dieses Getue, als ob ihnen die Welt alleine gehörte, so unter dem Motto: Hoppla! jetzt komme ich und laufen dich selbstverständlich über den Haufen. Manchmal denke ich, wenn einer wieder so frech an einem Hundebesitzer vorbei-schleudert: Hasso, schau, eine pralle Wade!
LG niemand

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 17.12.20:
Na, na, Irene,

ich bin ebenfalls überzeugte Läuferin, schwitze bei meinem ruhigen Tempo allerdings kein bisschen noch spucke ich in die Gegend.
Mag sein, dass die Berliner Parkanlagen überfüllt sind ... hier bei uns kann noch jeder seinem Individualsport nachgehen. Und: Laufen heißt nicht, auf der Flucht zu sein!

Der8.

 niemand äußerte darauf am 17.12.20:
Ich weiß nicht, welche Erfahrungen Du mit Joggern hast, auf jeden Fall nicht die meinigen und ob die "Berliner Parkanlagen überfüllt sind" kann ich Dir, als Bewohnerin des Ruhrgebietes, nicht sagen.
Auf jeden Fall habe ich Jogger nur als egoistische Durchläufer erlebt, die am liebsten alles umrennen würden und wenn man denen nicht gleich [und zwar sofort!] aus dem Weg geht, dann werden sie noch pampig. Die sind wie Autisten, nehmen nix mehr wahr als ihr angestrebtes Tempo. Im Übrigen vergleichbar mit den Mountenbikern und den Rennrad-Fahrern. Da sind ja die Autofahrer öfter viel sensibler und rücksichtsvoller. Möchte man gar nicht glauben, ist aber so.

 EkkehartMittelberg (17.12.20)
Ich bin gespannt, wessen Prophezeiung zutreffen wird.
LG
Ekki
Sätzer (77)
(17.12.20)
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 AchterZwerg ergänzte dazu am 17.12.20:
Ich verstehe, dass die Stimmung zunehmend gereizter wird.
Aber man sollte seine Vorurteile vielleicht doch ein wenig angemessener verteilen, nicht wahr?
Es gibt viele entzückende Hunde und durchaus sehr nette Hundebesitzer! Und: Ich hätte auch gern einen Hund. Und nicht erst seit Corona.

Gruß
der8.

 Graeculus (18.12.20)
Man sollte das auch einmal aus der Perspektive des Hundes sehen. Beim ersten Shutdown im Frühjahr, als fast nur noch das Gassigehen zum Verlassen des Hauses berechtigte, wurde von einem völlig erschöpften Hund berichtet, der als Alibi-Hund im ganzen Haus herumgereicht wurde und deswegen ständig unterwegs war bzw. sein mußte.

 eiskimo meinte dazu am 18.12.20:
Dann hat sich die Zahl der Hunde gar nicht vergrößert - wir sehen immer dieselben? Wie lange halten die das durch?

 AZU20 (20.12.20)
Bin zwar Biologe, aber Hunde mag ich nicht so gerne. LG
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