Lass dich einmal noch verfönen

Gedicht zum Thema Erinnerung

von  GastIltis

Lass dich einmal noch verfönen,

eh der Strompreis explodiert,

der die Welt mit lautem Stöhnen

in das Jenseits transportiert.


Lass ein Sonnenbad uns nehmen,

eh ein Schatten auf uns fällt,

und wir uns der Blößen schämen

wegen andrer Leute Geld.


Lass uns unterm Regen wandern.

Bald deckt Asche unser Haupt.

Oft, von einem Tag zum andern,

geht es schneller, als man glaubt.


Lass uns doch noch einmal lieben.

Grüß die Sterne, schöne Zeit.

Haben wir es übertrieben?

Nicht in der Vergangenheit.




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Drita, TassoTuwas, plotzn, IngeWrobel, Didi.Costaire, Teolein, AlmaMarieSchneider, Tula, indikatrix, AchterZwerg, EkkehartMittelberg, Moja, lugarex, AZU20, TrekanBeluvitsh, Taina, Agnete, tueichler.
Lieblingstext: Drita, plotzn, indikatrix, AlmaMarieSchneider.
Grüßt die Sterne!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Agnete (66)
(12.09.22, 09:40)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 12.09.22 um 19:55:
Danke liebe Monika,
eigentlich liegt der von mir gewollte Schwerpunkt des Textes in der zweiten Zeile. Das Verfönen, mit oder ohne „h“ ist ja mehr die Verballhornung des Begriffes „verwöhnen“, wofür man ja nicht in jedem Fall auf Strom angewiesen wäre. Aber wie auch immer, es kommt schon darauf hinaus, dass die Ursache im ungezügelten Verbrauch von Ressourcen liegt und die Wirkung verheerend sein wird, das amerikanische Markenzeichen ist nur ein verstärkendes Indiz.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 TrekanBelluvitsh (12.09.22, 10:00)
Die letzten zwei Zeilen lassen mich ein wenig ratlos zurück. Haben wir es übertrieben? Ja, und natürlich in der Vergangenheit. Ob es das "Smart-Haus" ist, bei dem es als große Errungenschaft gefeiert wurde, dass man die Heizung schon anwerfen kann, bevor man überhaupt daheim ist - Fun Fact: Das verbraucht Energie und Geld - oder der aktuelle Golf, der doppelt so schwer ist wie der erste Golf, aber immer noch die Gleiche Menge Schadstoffe ausstößt.

In den letzten Jahrzehnten sind die Effekte von technischen Weiterentwicklungen alle in nur einen Bereich geflossen: die Bequemlichkeit. Und gemäß der alten neoliberalen Weisheit "Wachstum ist unendlich" dachten wir, das geht immer so weiter. ÜBERRASCHUNG! Stimmt nicht. Und dieser Glaube fällt uns nun auf die Füße (anderen ist unser Verhalten schon längst auf die Füße gefallen). Frei nach dem Motto: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis das Pferd vor der Apotheke kotzt.
Taina (39) antwortete darauf am 12.09.22 um 11:52:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis schrieb daraufhin am 12.09.22 um 20:08:
Hallo Trekan,
natürlich stimmt deine generelle Analyse. Nur was die letzten beiden Zeilen betrifft, die sich nun ausnahmsweise sozusagen als Abschied aus dem Sein in die persönlichen Sphären begeben, ist die individuelle Aussage des Autors (Haben wir es übertrieben, bezogen auf das Lieben) mit der Antwort: Nicht in der Vergangenheit schon korrekt. Was danach kommen mag, steht in den Sternen.
Andere Auslegungen stehen jedem frei.
Viele herzliche Grüße mit Dank sendet dir Gil.

Liebe Taina,
das ist das Kreuz mit den angehängten Sätzen, die sich nicht auf die Ausgangszeilen, sondern nur auf Textteile von ausführlichen Kommentaren beziehen. Man kann sie nur schwer einordnen. Deine Bemerkung ist ein guter Aphorismus, der ohne weiteres für sich stehen könnte. Er bestätigt einen wesentlichen Punkt von Trekans Aussage. Nicht mehr und nicht weniger.
Viele Grüße von Trekan. (nein Gil).

Antwort geändert am 12.09.2022 um 20:20 Uhr
Taina (39) äußerte darauf am 12.09.22 um 20:51:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis ergänzte dazu am 12.09.22 um 21:24:
Das sehe ich nicht so. Eher das Gegenteil ist wahrscheinlich. Einen Versuch wäre es dennoch wert. Gruß Gil.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 12.09.22 um 23:00:
Vielleicht wurde ich durch die letzten beiden Zeilen auch getriggert. Denn gerade in letzter Zeit habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie weit verbreitet das Bild von " Ich bereue nichts" in der (Pop?-)Kultur ist und als Zeichen von Progressivität genutzt wird. Und ich frage mich, ob uns - individuell und als Gesellschaft - ein wenig mehr Bedauern nicht nur gut zu Gesicht stehen, sondern auch die Zukunft verbessern würde.

 GastIltis meinte dazu am 14.09.22 um 08:48:
Getriggert! Aha. Habe ich erst einmal nachsehen müssen. Entstammt dem Englischen und der Jugendsprach, ist mir also verhältnismäßig fremd. Arbeite ich noch dran. Bis auf weiteres. LG von Gil.

Antwort geändert am 14.09.2022 um 08:49 Uhr

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 14.09.22 um 13:16:
Da muss ich dem Internet widersprechen. Zwar stammt der Begriff Trigger, im Sinne von Auslöser, aus dem Englischen, jedoch aus der Psychologie. Er umschreibt Dinge und Ereignisse, die auf unbewusster Ebene psychisch belastende Ereignisse bzw. deren Gefühle auslösen. Das nennt man Übertragung.

Ähnliches gilt für den Begriff Fremdscham. Auch der stammt aus der Psychologie und beschreibt, dass das Verhalten anderer, wenn es nur beobachtet wird, bei Beobachter*innen Scham auslöst, wie sie gesunde Menschen empfinden, wenn sie selbst etwas getan haben, wofür sie sich schämen.

Beide Begriffe wurden von der Internetcommunity irgendwann entdeckt und für sich okkupiert. Von da ist - gerade im Internet, in dem Bescheidenheit keine Kategorie ist - der Weg dann nicht weit gewesen zu der Annahme, die Begriffe würden aus dem Internet selbst stammen.
Taina (39) meinte dazu am 14.09.22 um 13:29:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 19.09.22 um 21:58:
Liebes Bäumchen, also mit dem Bereuen habe ich so meine Probleme. Im ganzen Gedicht von mir ist von Reue überhaupt keine Rede. Die Zeilen sind eher eine Anklage gegen die Leute, die uns gewissenlos in eine Situation manövrieren, die wir gar nicht wollen. Ich jedenfalls nicht. Solidarität ist ja ein schöner Begriff. Weißt du eigentlich, wie hoch die inflationsrate in den USA ist? ich nicht. Vermutlich liegt sie bei Null. und warum? Weil es in jedem Krieg, wo auch immer er stattfindet, einen Gewinner gibt, die USA. Eine einzige Ausnahme war Vietnam. Da haben die Amerikaner verloren. Das hat die Vietnamesen aber 6 Millionen Tote gekostet, die USA 60.000. Und vielleicht noch Afghanistan. Da haben wir, Deutschland, am Hindukusch unser Land verteidigt. Lächerlich das Ende.
Nein, meine Zeilen habe mit Reue nichts zu tun. Auch die letzte Strophe nicht. Die Vergangenheit mit meiner (unserer) Liebe haben wir nicht übertrieben. Die Zukunft?
In den Sternen. Wenn ich könnte, ich würde dich von dort grüßen, jetzt leider nur von hier. Herzlich Gil.
Taina (39) meinte dazu am 20.09.22 um 05:41:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 20.09.22 um 19:23:
Agressor ist wer einmarschiert! Stimmt.
Trotzdem sind die USA immer mit beteiligt. So oder so. Ich hake für mich das Thema jedoch hier ab!
Zum gefiederten Boten: da warte ich noch darauf!?
LG von Gil.
Taina (39) meinte dazu am 20.09.22 um 19:34:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Moja (12.09.22, 11:02)
Lieber Gil,
ich lese das Gedicht als ironische Anspielung auf unsere verwerfliche Lebensweise, vortrefflich gelungen!

Lieben Gruß,
Moja

 indikatrix meinte dazu am 12.09.22 um 17:15:
Ich auch😉

 GastIltis meinte dazu am 12.09.22 um 21:00:
Liebe Moja,
da du (wir) den Begriff „verwerfliche Lebensweise“ nicht näher definiert hast (haben), kann ich dir nicht widersprechen. Vielleicht meinst du ganz genau das, was ich auch gemeint habe. Wenn du das Gegenteil meintest, nimm bitte meinen geharnischten Widerspruch gnädig entgegen. Dann müssen wir den gemeinsamen Nenner erst einmal suchen und möglichst finden. Irgendwo in den Sternen.

Ach liebe Indi, für dich gilt das natürlich auch!

Danke und seid bitte herzlich gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg (12.09.22, 16:36)
Lieber Gil
egal, welche Perspektive wir einnehmen, es übertreiben immer welche. 

Bevor wir verzagen, wollen wir uns verföhnen,
kleine Leute  müssen immer löhnen

Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 12.09.22 um 21:20:
So ist es, lieber Ekki!

Übrigens musste ich tatsächlich beim Fön nachsehen. Die Schreibweise ist nicht mehr aktuell, obwohl er von lateinisch favōnius “lauer Westwind“ entlehnt ist und als Gerät 1909 mit der Schreibweise Fön von der Firma Sanitas als Marke eingetragen worden war.
Ansonsten: Das mit dem Löhnen trifft den Kern der Sache natürlich schon am besten (Zeile zwei).
Danke und sei ganz herzlich gegrüßt von Gil.

 Didi.Costaire (12.09.22, 23:03)
Jetzt kommt Fönix aus der Asche.
Jene fehlt ja in der Tasche.

Mal wieder sehr kreativ, Gil. Das macht dir so leicht keiner nach.

Schöne Grüße,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 13.09.22 um 19:04:
Hallo Dirk,
macht nix, das mit dem Vogel, der sich in die Tasche stürzt oder so. Das liest sich fast wie Christoph Meckels (12.6.35 – 29.1.2020)

Ich hab das Paradies im Wein verloren“
mit der Schlussstrophe:
Wir jagen uns durch Wind und Wein und Aschen
wir steinigen die Sonne ohne Stein
wir prügeln uns, zerreißen unsre Taschen –
ich werd der Inhalt seiner Tasche sein.“
Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 plotzn (13.09.22, 15:20)
Servus Gil,

Du weißt ja, mit Preisen und Zahlen hab ich's nicht so. Ihre Explosivität kann ich mir nur mit Unvorsichtigkeit erklären.
Wenn ich jemandem Geld leihe, dann sieht das erst mal wie eine (Achtung Englisch!) Win-Win-Situation aus. Er zahlt weniger und ich kriege mehr Zinsen als bei der Bank. Blöd ist nur, wenn dann das Risiko eintritt, dass man nicht mit einkalkuliert hat, auch weil es schwerer abzuschätzen ist als die Einsparung.
So ähnlich muss das mit der Globalisierung und Auslagerung in Billiglohnländern funktionieren - oder auch nicht. Blöd ist immer, wenn ein Spieler ausfällt oder einfach nicht mehr mitspielen will.
So, genug am Thema vorbeigeschrieben und dabei die Poesie des Gedichtes geflissentlich ignoriert.

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 13.09.22 um 18:50:
Danke Stefan,
das ist, glaube ich, dein bisher längster Kommentar zu einem meiner Texte. Und dementsprechend inhaltsschwer. Dass ich ihn nicht sofort zu erfassen vermag, liegt einerseits an meinem Unvermögen, längere Texte noch verstehen zu können, andererseits daran, dass ich genau 17:15 Uhr vor einem bestimmten Supermarkt, laut Anruf einer Praxis, die von meiner Frau heimgesucht worden ist, dort zu erscheinen habe. Den Grund kannst du dir denken. Ich unterbreche jetzt kurz.17:08 Uhr! Wiederaufnahme der Schreibtätigkeit um 18:30 Uhr. Also: Mit der Unvorsichtigkeit, auch Achtlosigkeit genannt, die z.B. auch beim Kauf und der Subventionierung von E-Autos einschließlich deren Weiterverkauf in befreundete Länder einhergeht und zu erheblichen volkswirtschaftlichen Verlusten führt, aber wenn ich das jemand sage, der sich mit Billiglöhnen beschäftigt, ist das soviel wie gegen den Wind gehaucht. Kurz, Zins und Zinseszins sind Scheingrößen wie die Annehmlichkeiten, dass aus Minus mal Minus etwas werden könnte, das verschieden von Null ist.
Apropos ignorieren: auch das will gelernt sein und bedarf einer ausgehöhlten Schulbildung.
Sei so freundlich es geht gegrüßt von Gil.

 TassoTuwas (13.09.22, 19:03)
Hallo Gil,

ja steht das Ende plötzlich da vor dir im Raum
da fällt dir ein was alles noch zu tuen wäre
denn auf die Leichtigkeit folgt stets die Schwere
und nimmt auf Befindlichkeiten Rücksicht kaum

Herzliche Grüße und keine Panik
TT

 GastIltis meinte dazu am 13.09.22 um 19:34:
Hallo Tasso,

wenn du nicht wärst und all dein freundlich Mahnen
ich flöge längst schon Richtung Haar der Berenike
dein sachtes Rufen reißt mich endlich doch zurücke
sonst zög ich Locken streichelnd meine Bahnen

Mit dankbaren Grüßen melde ich mich herzlich zurück. Gil.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram