Der Gefühlesammler

Er war ein Mann von Welt und ein großer Sammler oberflächlichen Wissens und sehr mit sich und seiner Eitelkeit beschäftigt, ohne auf den Kern der Dinge zu achten. Obwohl darin immer das Wesen einer Sache steckt, wie er mal gelesen hatte.

Angefacht vom Wind rauschten die Bäume an ihren angestammten Plätzen. Wenn Lastwagen die Straße passierten zitterten die Fensterscheiben der Mietshäuser. Regen troff vom Himmel und schwemmte den Straßenstaub mit sich fort. Kinder tobten und schrien auf den Spielplätzen. Die Ampeln blinkten in festgelegten Rhythmen an den Kreuzungen und nach Bedarf an Überwegen für die Fußgänger. Genau an einer dieser Stellen sollte sich etwas in seinem Leben ereignen, was sein Weltbild infrage stellte.

Ein Kind wurde von einem zu schnell fahrenden SUV auf dem Zebrastreifen angefahren und mit Blaulicht noch lebend abtransportiert. Er beschloss es am nächsten Tag im Krankenhaus zu besuchen und traf dort die weinende Mutter am Bett ihres Kindes, dem ein Bein amputiert werden musste.

Dieses Ereignis machte ihn ein bisschen mehr zu einem Menschen, der jetzt eindrücklicher die Tiefe seines Wesens erforschen wollte. So wurde er nach und nach zum Gefühlesammler.