Wie hat, sagen wir, Idi Amin das gemacht, der angeblich Menschenfleisch zu sich genommen, also gegessen haben soll. Wie hat er das gemacht, mit Messer und Gabel? Hat er ein Stück Oberschenkelknochen in die Faust genommen und daran genagt wie an einem Hähnchenschenkel? Hat er ein Stück aus einem ganzen gebratenen Menschen geschnitten, hat er da vorher die Haut entfernen lassen, oder war der überhaupt gebraten? Vielleicht etwas Exquisiteres wie ein in Aspik eingelegtes Ohr, gesottene Nieren oder gebrutzelte Leber? Hoden in Essig vielleicht, oder hat er ein Auge mit dem Teelöffel entfernt und das roh ausgelutscht? Und wenn er dann Stuhlgang hatte, riecht dann menschlicher Kot vom Menschen anders als, sagen wir, verdautes Hühnerfrikassee?
Mit dem Daumennagel vermag ich ein Loch in die Kondensmilchdose zu drücken.
Wie soll man auch von den Toten auferstehen, wenn man vorher von einer Clusterbombe pulverisiert worden ist; oder durch ein Bajonett, ganz profan, in zwei Hälften geschnitten wurde; oder Arme und Beine verlor, durch Alligatoren aus den Sümpfen, Lastkraftwagen auf der A3 oder Murenabgänge in den Dolomiten; oder die Gedärme hängen heraus; oder die Kinnlade ist plötzlich weg...Und wenn diese Auferstehung nur ein Sinnbild, also die Himmelfahrt der Leiber, die Entrückung oder wie auch immer, – wenn diese Auferstehung hermeneutisch ein Sinnbild sei für die Wiedergeburt und einen Neuanfang in diesem Leben, im Hier, im Diesseits, woran, eigentlich, glauben dann all diejenigen, die das, sagen wir, sprichwörtlich meinen verstehen zu sollen, und welche Chancen entgehen ihnen, wenn sie alle Möglichkeiten, die sie jetzt haben könnten, auf ein Jenseits projizieren. Warum denken sie, dass da noch etwas kommt, welches sie hier schon nicht erlangen konnten.
Die fortschreitende moderne Apparatemedizin ist ein Fluch für die nachgeborenen Kinder präapokalyptischer Gesellschaften, die sich verzweifelt und hoffnungsleer um ihre um Unsterblichkeit sich bemühenden, zusammengeflickten, dementen, scheißenden, sabbernden und altersstarrsinnigen Erzeuger glauben kümmern zu müssen.
Dann esse ich sie doch lieber alle auf.
© Rainer M. Scholz
