Angesteckt von Maupassant

Doktor, um es kurz zu machen: Ich habe gelebt wie alle anderen auch. Die Augen offen, aber blind; dabei ohne mich je zu wundern, aber auch ohne etwas wirklich zu verstehen. Leben halt wie ein Tier, so wie die anderen Menschen auch, die brav nur tun was nötig ist, um weiter zu existieren. Und dabei glaubte ich immer, wie die anderen auch, ich verstünde, was um mich herum ablief und ich könnte damit normal umgehen.

Mein Problem, Doktor, ich habe dummerweise feststellen müssen, dass all das falsch ist. Ich musste da lange drüber nachdenken, tagelang nachdenken, Doktor. Aber jetzt weiß ich, dass ich da Lug und Trug aufgesessen bin. Völlig haltlos, was da an Regeln und Abläufen vorgegeben ist. Diese Welt geht total in die Irre.

Und das Schlimme ist, Doktor, dass ich das jetzt sehe, mit immer neuem Grauen sehe.Dass ich nicht mehr weggucken kann, dass sie mich bis in meine Träume hinein verfolgen, diese Irrläufer, die weiter ihr falsches Leben hochhalten, ja, sich sogar lauthals feiern.

Mich zerreißt das, Doktor. Ich halte dieses Dilemma nicht länger aus. Doktor, ich weiß, dass ihr Häuser habt, wo sie diese Albträume in den Griff kriegen, wo man endlich befreit wird von seiner schreienden Not.

Bring mich dahin, Doktor. Bitte! Ich werde sonst noch irre.