Einmal fragte mich einer, warum ich verzeihen konnte, dem, der mich am Boden schliff, an den Haaren über diesen verdammten Boden zog, mich verletzte und mich vergewaltigen wollte, er sagte, das verstünde er nicht.
Ich hätte antworten sollen: "Was ist Gewalt für dich? Nur Körperliche? Oder ist es nicht auch die Inakzeptanz und in Folge verbale Aggression, wenn eine Frau 'NEIN' zu Gefühlen sagt? Ist das nicht genauso schlimm?"
Ich habe es nicht gesagt. Das wäre sinnlos gewesen, nichts erreicht diesen Menschen, was irgendwie Einsicht heißt.
Warum habe ich also verziehen? Weil es ein davor gab, das mich prägte, mir meine Identität gab, das ist viel wichtiger als drei Scotch auf Eis und Schrammen.
Wäre es ein Fremder gewesen, hätte ich ihm vermutlich noch auf das Grab gepinkelt und vorher juristisch das ganze Leben zerstört. Ja, so wäre es gewesen.
Aber, das Erlebnis blieb, ich bin jetzt Juristin, deswegen, wegen allem, wegen dem davor, währendessen und danach. Ich bin kein Opfer mehr, ich bin die, die Opfern hilft. Die, die Gesellschaften gründet, somit aufbaut, die, die Probleme abwehrt, bevor sie eskalieren, die, die Zäune versetzen kann, dies mit Argumenten und dem Gesetz. Nicht mit Aggression und Gewalt. So wie es die Hilflosen tun, die Einsamen, die Verletzten oder die ständig Angesoffenen oder alles in einem.
Mich hat das Erlebnis stark gemacht, aber erst musste der Täter unter Qualen sterben, die Krankheit war das Schlimmste, wünscht man niemanden. Ist das Karma?
Jetzt darf ich wieder lieben wie früher, er tut mir nichts mehr.
Das Unverzeihlichste war, dass er mir meine Liebe gestohlen hatte. Ich habe sie wieder.