Texte,völlig losgelöst von allem

Bericht zum Thema Vorurteile

von  eiskimo

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Er schreibt schon eine ganze Weile, und er gebar zuletzt in seiner selbst gewählten Isolation geradezu magische Texte, tiefsinnige mit ganz feinem Naturell. Nichts Marktschreierisches, kein wohlfeiles Ex-und-Hopp. Nein, er zeichnete vielmehr distanziert, aber trotzdem mit intimstem Einblick die Verwerfungen und Nöte seiner Zeit. Ein Augenöffner.

Sein besonderes Markenzeichen: Er sucht keine Aufmerksamkeit. Er will weder gefallen noch imponieren. Seine Texte entstehen frei. Zweckfrei. Und sie stehen da absolut anonym … nur für sich.

Völlig undenkbar für ihn, außerhalb dieser Texte Stellung zu beziehen. Geschweige über Absicht oder Wirkung nachzudenken. Nach Beifall zu heischen.

Nur der Text zählt. Einmal die Worte  komponiert, hat er als Autor  zu verschwinden. Denn der Text entwickelt allein aus sich heraus sein Eigenleben. Nur so kann er ohne falsche Schatten und Einfärbungen ankommen. No Name, ohne Erblast. Sozusagen als literarische Blind-Verkostung. Pur.
Ich habe ihn gefragt, ob er nicht einmal bei KV publizieren möchte. Unter Pseudonym. Oder auch als Bastard, quasi einem etabliertem Schreiber untergejubelt.
"Das habe ich ganz früher einmal getan", hat er geantwortet. "Aber auch da fragten alle gleich nach der Urheberschaft", so seine Worte,  "und ich wurde gleich mit an den Text genagelt".




Anmerkung von eiskimo:

Muss ein Wein schmecken, nur weil "Bordeaux" drauf steht?
Bei Blindverkostungen fallen die "großen Weine" gerne auch mal durch.

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Kommentare zu diesem Text


 Klemm (11.11.24, 13:18)
So ist es! Die Wurzel allen Übels ist die Konzentration auf den Urheber! Die Menschen lesen aus dem Text das heraus, was sie von seinem Urheber erwarten und diese Erwartung beruht auf Einbildung.

 eiskimo meinte dazu am 11.11.24 um 17:02:
Sehr treffend auf den Punkt gebracht! Danke.

 Teichhüpfer (11.11.24, 14:00)
Bei mir ist es Leben oder Tod, da bleibe ich im Hintergrund.

lg Teichi

 eiskimo antwortete darauf am 11.11.24 um 17:03:
Nicht ganz einfach, aber wirkungsvoll!

 Teichhüpfer schrieb daraufhin am 11.11.24 um 17:11:
Das ist das, wie bringe ich das rüber, mir Glück das schon, aber gerade eben so haarscharf. Ich sage da gerne, die letzte Bastion.
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