Ein bisschen Eisenbahn-Geschichte am Beispiel Frankreichs

Bericht zum Thema Zeitreise

von  eiskimo

AtS8+ApLABqQAAAAAElFTkSuQmCC

Das Bild zeigt den kaiserlichen Zug mit Napoleon III, begeistert begrüßt in Blainville. Noch überwiegen eindeutig die Pferde...Radierung aus der Illustration



Laut Prosper Tourneux beruht die Sicherheit im Eisenbahnverkehr auf der Kompetenz des Personals, der Qualität der benutzten Trassen, der Präzision der Signaltechnik und der Disziplin aller Beschäftigten bzw. Nutzer der Eisenbahn.

Prosper Tourneux war Journalist in Frankreich  und er schrieb für die „Illustration, Journal Universel“ eine vergleichende Studie über die Unfall-Risiken bei den Eisenbahn-Kompanien in Europa … und das im Jahre 1858, als dieses Verkehrsmittel gerade mal 30 Jahre alt war.

In seinem Artikel „Etudes statistiques – accidents“  widmet er sich sehr ausführlich dem Faktor „Personal“, welches von allergrößter Bedeutung für die Zuverlässigkeit der Dienstleistung und die Sicherheit der Fahrgäste sei.

Beim Personal-Aufbau seien erstens:  Klugheit und Weitsicht nötig, um arbeitswillige und vor allem –fähige Leute zu rekrutieren;  zweitens: genügend Verwalter dazu zu bestellen, die immer die Erfordernisse vor Ort im Blick haben;  drittens: für alle angemessene Arbeitszeiten festzusetzen, die viertens:  in Relation zur effektiv geleisteten Arbeit dann auch ausreichend bezahlt werden – mit speziellen Rücklagen für eventuelle Unfälle oder Krankheiten.

Tourneux berichtet in dem Zusammenhang, dass die französischen Eisenbahn-Gesellschaften sehr gute Erfahrungen gemacht haben mit der Übernahme von ehemaligen Militärs. Fast 30 Prozent der 33 Tausend Eisenbahner seien Ende 1854 Ex-Soldaten gewesen. Die bewährten sich, weil sie nicht nur selber gelernt hätten, Regeln zu respektieren, sondern weil sie diesen Respekt auch von anderen einfordern könnten.

Was die Zahl der nötigen Verwalter anging, stellt Tourneux einen interessanten Vergleich an. Pro Streckenkilometer habe man in Frankreich statistisch gesehen acht, in England 7,5 und in Preußen gar nur 7,2.

Und – um deren Arbeitsfähigkeit und Konzentration so zu erhalten, damit jederzeit die Sicherheit aller gewahrt sei, dürften die Eisenbahner nicht länger am Tag arbeiten als die anderen Werktätigen im Lande, nämlich 12 Stunden.

Ein Lob hat der Autor hier bereit für die Eisenbahn-Betreiber, weil sie für die Arbeiter auf der Lok und in den Zügen, die nicht jeden Abend zu Hause sein können, extra Ruhezeiten einrichteten.

Und noch ein Lob gab es dafür, dass zumindest zwei französische Gesellschaften im Jahre 1854 schon Genossenschaftsläden für ihre Angestellten eingerichtet hatten. Dort durften sie ihre wichtigsten Lebensmittel zu stark vergünstigten Preisen kaufen – eine Art Bonus für die ganze Belegschaft.




Anmerkung von eiskimo:

Ich hatte einen Sammelband dieser "Illustration" auf einem Flohmarkt gekauft, und jetzt habe ich Spaß, darin dieses Jahr 1858 Revue passieren zu lassen. Zwar gab es damals schon die Fotografie, aber "meine" Ausgabe hier hat nur Radierungen, auch etwas sehr Reizvolles

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Regina (21.11.23, 02:56)
Soziale Errungenschaften kamen häufig zunächst Militärangehörigen zugute.

 eiskimo meinte dazu am 21.11.23 um 08:32:
Wenn man sich die Radierung genauer anschaut, erkennt man auch den (Vor)Rang des Militärs, sein perfektes Funktionieren, dicht am Kaiser und natürlich über dem Volk, das nur von Ferne jubeln darf. Militär -die Schule der Nation.
Die Eisenbahnen haben dann ja auch "erfolgreich" den Krieg befördert ... und die Vernichtung.

 AchterZwerg (21.11.23, 06:35)
Da bekommt solch ein Eisenbahnerstreik doch gleich eine ganz andere Bedeutung, nicht wahr? :D

 eiskimo antwortete darauf am 21.11.23 um 08:46:
Man merkt vor allem, welchen Wandel dieses Transportmittel vollzogen hat. Technisch natürlich, vor allem aber gesellschaftspolitisch.
Mein Opa war bei der Bahn, er hatte eine Wohnung und einen kleinen Garten bereitgestellt von der Bahn, er sang in einem Chor mit seinen Leuten von der Bahn, er lebte "Bahn".....
Was wollte sein Enkel werden, schon als Fünfjähriger? Lokomotiv-Führer. Wie alle Knaben damals.
Und heute?
nostalgische Grüße
Eiskimo

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 21.11.23 um 12:49:
Heute machen die was "mit Medien", was immer das sein mag ... :ermm:
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram