Eine Illusion

Aphorismus zum Thema Illusion

von  EkkehartMittelberg

Es gibt die Plutokratie, die Aristokratie, die Autokratie, die Theokratie, die Egalokratie, die Stultokratie und die Demokratie. Letztere ist gegenüber den anderen immun.



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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (12.11.24, 07:08)
Ohne....tien wäre die Welt verloren :)  LG Uwe

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 12:03:
Richtig ist, dass sie eine Zeitlang für Ordnung sorgen, die sich mehr oder weniger schnell als Trug erweist.

LG
Ekki

 Citronella (12.11.24, 08:54)
Moin Ekki,

bei der Immunität wäre ich nicht ganz so sicher.
Wir dürfen ja auch die Kakistokratie nicht vergessen ...

LG Citronella

 Moppel antwortete darauf am 12.11.24 um 12:08:
und bestimmt auch nicht die Idiotie :D

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 12.11.24 um 12:11:
Ja, Citronella, die Immunität ist eine Illusion.
Ich vermute, dass die Meinungen verschieden sind, wie sich die Kakistrokratie zeigt. Das Schlimmste für mich wäre die Ochlokratie, die sich weitgehend mit der Stutokratie deckt.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 12.11.24 um 12:16:
Hallo Moppel,
die Idiotie ist bei der Stultokratie gut aufgehoben. :D

 ran (12.11.24, 09:36)
Wenn das nicht noch zur Ochlokratie ausartet.

Wie wäre es mit einer  -archie, muss ja nicht gleich eine Oligarchie sein.

Auch die Bürokratie ist eine -kratie, die graue Emminenz, gegen die kein Antidot wirkt.

Kommentar geändert am 12.11.2024 um 09:43 Uhr

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 12.11.24 um 12:29:
Hallo ran,                                                                          die Ochlokratie hat ihre Fratze bei dem Sturm auf das Kapitol gezeigt.
Die Anarchie ist inzwischen Gegenstand der Diskussion. Hoffentlich bestimmt sie diese nicht.
Die Bürokratie kann sich unter fast jeder Herrschaftsform verselbstständigen, außer unter einer Diktatur. Die Nazis machten kurzen Prozess mit ihr, wenn sie nicht spurte. Das war fraglos das weitaus schlimmere Übel.

 Klemm meinte dazu am 12.11.24 um 17:03:
Ekki, du meinst vermutlich Anomie, nicht Anarchie.

 harzgebirgler (12.11.24, 09:42)
:) :) 
...drum singen ja auch nicht mal mehr die schwaben
"wir wollen kaiser wilhelm wiederhaben!" :D 

beste schmunzelgrüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 12:43:
Merci Henning, das ist ein interessantes psychologisches Phänomen. Die Deutschen wollen die Monarchie nicht wiederhaben, aber sie können sich nicht sattsehen an Bildchen und Stories von europäischen Königshäusern. Gibt es eigentlich auch unter Intellektuellen verkappte Monarchisten?
Amüsierte Grüße
Ekki

 ran meinte dazu am 12.11.24 um 13:19:
Die europäischen Monachien herrschen nicht, sie sind kostbare bzw. teure Dekoration, viel. sind sie deshalb so beliebt?

 Saira (12.11.24, 09:48)
Moin Ekki,
 
in einer Welt, in der wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten weiterhin bestehen, bleibt die Frage, ob die Demokratie wirklich immun gegen die Einflüsse der anderen Systeme ist oder ob sie nicht auch nur eine weitere Facette der Machtspiele darstellt.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 Graeculus meinte dazu am 12.11.24 um 11:10:
Der Titel "Eine Illusion" beantwortet ja diese Frage, oder?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 12:59:
Gracias Sigi,
Demokratie ist keineswegs resistent gegen verwässernde Einflüsse.
Gegenwärtig ist sie wohl am meisten durch das Streben zur Autokratie gefährdet. Aber ich traue ihren Wächtern nicht, die sich ungeniert bereichern. Machtspiele wird es unter jeder Regierungsform geben, weil es immer das Bestreben gibt, das Gleichgewicht der Gewaltenteilung zu verändern. Ich empfinde Macht als besonders bedrohlich, wenn sie sich mit brutaler Dummheit paart.
Herzliche Grüße
Ekki

 ran meinte dazu am 12.11.24 um 13:22:
die sich ungeniert bereichern
Dieses Verhalten verhöhnt jene, denen sie vorgeblich dienen.

An der Frage wer ist für wen da oder ist es umgekehrt,  entscheidet sich, ob ein Sytem kippt.

Antwort geändert am 12.11.2024 um 13:23 Uhr

 Graeculus (12.11.24, 11:09)
Das ist tatsächlich eine Illusion.
Ein antiker Mensch wäre nicht auf sie verfallen, da man doch, etwa in Athen, einen häufigen Wechsel der Herrschaftsformen beobachten konnte. Die damalige politische Theorie hat sich darauf eingestellt und beschrieben, wie jede Form gut ausgeprägt beginnt, dann degeneriert und in eine andere Form umschlägt. Etwa: Demokratie (Volksherrschaft) --> Ochlokratie (Herrschaft des Pöbels) --> Monarchie (Herrschaft eines einzelnen). Aber auch diese währt nicht ewig.
Was währt schon ewig?

P.S.: Der Verfall der Demokratrie setzt dann ein, wenn das Volk Demagogen folgt, die selbst keine Verantwortung übernehmen für das, was sie tun.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 14:10:
Hallo Graeculus,                                                             "Häufiger Wechsel der Herrschaftsformen". Darf man deinem Kommentar entnehmen, dass man in der Antike weniger davon überzeugt war als wir heute in Europa, dass die Demokratie fraglos die beste Herrschaftsform sei?
Das mit den Demagogen verstehe ich sehr wohl. Aber Trump zum Beispiel würde bestimmt behaupten, dass er in hohem Maße Verantwortung übernimmt.

 Graeculus meinte dazu am 12.11.24 um 14:38:
Welches die beste Regierungsform sei, war in der Antike umstritten; zunächst ging es mir darum, daß die Demokratie nicht als stabiler angesehen wurde als die anderen.

Laut Thukydides hat Perikles in seiner Rede auf die Gefallenen der ersten Kriegsjahres im Peloponnesischen Krieg ein berühmtes und bedenkenswertes Lob der (attischen) Demokratie formuliert. Diese Rede enthält viel von dem, was auch wir heute noch als Vorzug der Demokratie ansehen.
(Wobei freilich zu bedenken ist, daß Perikles mit der Herrschaft des Volkes die der Bürger meinte: ohne Frauen und Sklaven.)

Die politischen Theoretiker der Antike haben - von Aristoteles bis Polybios - eine Mischform aus Monarchie, Aristokratie und Demokratie bevorzugt, wenn sie die Vorteile der jeweiligen Regierungsform vereine und ihre spezifischen Nachteile vermeide:
- Beteiligung aller Bürger zur Identifizierung mit dem Staat (das demokratische Element),
- der Sachverstand der Elite, wo dieser notwendig ist (das aristokratische Element) und
- die Entscheidungsbefugnis eines einzelnen, wo schnelle Entscheidungen erforderlich sind (das monarchische Element).

Polybios sah diese ideale Mischform bei den Spartanern und in der römischen Republik realisiert - zwei relativ stabile politische Systeme.

Ich denke, daß unser Konzept der indirekten Demokratie, z.T. mit einem starken Präsidenten wie etwa in Frankreich oder den USA, ebenfalls eine solche Verbindung mehrerer Elemente ist.
(In einer direkten Demokratie würden die Entscheidungen zu lange dauern und zudem von Leuten ohne Fachkenntnis getroffen werden.)

Doch für die Ewigkeit ist auch dies nicht. Sagt die Antike.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 16:42:
Lieber Graeculus, vielen Dank für die präzise Beantwortung meiner Frage.
Ich halte es auch mit der idealen Mischform des Polybios. In der Praxis hat selbstverständlich auch sie ihre Tücken wie die in den USA praktizierte indirekte Demokratie. Wir erleben dort jetzt einen starken Präsidenten oder sollte man besser sagen: auftrumpfenden, machiavellistischen ?

 Graeculus meinte dazu am 12.11.24 um 16:50:
Trump wird eine Macht haben wie kaum ein US-Präsident vor ihm, nämlich die Mehrheit im Kongreß (Senat, Repräsentantenhaus) sowie im Supreme Court hinter sich.

Da aber Trump ein Demagoge ist, halte ich dies für eine Gefährdung der Demokratie. Sie ist nicht gegen alle Gefahren gewappnet.

Anläßlich Deines Gedankens frage ich mich, ob man ihn mit Alkibiades vergleichen kann, dem starken Mann in der attischen Demokratie nach Perikles: verführerisch, blendend, egozentrisch und skrupellos. Durch seine waghalsige und rücksichtslose Politik hat er Athen in die Niederlage des Peloponnesischen Krieges geführt. Das Demagogische an ihm war, daß er vieles initiiert, aber für nichts eine Verwantwortung übernommen hat.

Nun, jeder Vergleich hinkt irgendwo; aber ich denke gerade darüber nach. Alkibiades ist auch ein Typus.

 Klemm meinte dazu am 12.11.24 um 16:55:
Ich vermisse hier die Epistokratie!

 Graeculus meinte dazu am 12.11.24 um 17:13:
Ich vermisse hier die Epistokratie!

Aristokratie = Herrschaft der Besten, der Qualifiziertesten. Mit Erbadel, wie unser Gebrauch dieses Begriffs nahelegt, ist das nicht identisch.
Platon, der ein Aristokrat war, hat darunter genau das verstanden: Diejenigen, welche über die epistéme, das Wissen, verfügen (die Philosophen), sollen herrschen.

 Klemm meinte dazu am 12.11.24 um 17:56:
Heißt, die Begriffe Aristokratie und Epistokratie sind als Synonyme zu verstehen?

Der politische Philosoph Jason Brennan hat in seinem Buch Against Democracy von 2016, in dem er für eine Epistokratie wirbt, durchaus ein paar Punkte, die einem in den Ohren klingeln, denkt man an Trump.

 Graeculus meinte dazu am 12.11.24 um 18:40:
Man kann sie als Synonym verstehen - je nachdem, wie man "aristoi" definiert. Erbadlige haben da oft eine andere Tendenz, sie stützen sich sozusagen auf ein genetisches Argument: Ein toller Vater hat auch tolle Söhne. Platon aber hatte eine geistige Qualifikation im Sinn: Gut ist es für einen Staat, wenn die Herrscher Philosophen sind und die Philosophen herrschen.
So oder so, es meint eine irgendwie qualifizierte Elite.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 20:41:
Graeculus, aufgrund der von dir aufgeführten Attibute des Alkibiades ist Trump mit diesem vergleichbar. Zwei Punkte stehen dem entgegen: Alkibiades war weitaus gebildeter und hatte deswegen vielleicht noch gefährlichere Machtphantasien, die ihn oft die Seiten zwischen Athenern und Spartanern bzw. Persern wechseln ließen, während Trump bisher nur amerikanische Machtpolitik betreibt. Eine Freundschaft zu einem Philosophen, wie sie Alkibiades gegenüber Sokrates hatte, kann ich mir bei Trump nicht vorstellen. Freilich konnte diese Freundschaft die sophistische Machtpolitik des Alkibiades nicht verhindern.
Ist etwas darüber bekannt, ob Alkibiades wie Trump mit fake news vergleichbar zynische Machtpolitik betrieb?

 Graeculus meinte dazu am 13.11.24 um 00:42:
Kein Zweifel, es gibt Unterschiede zwischen Alkibiades und Trump.

Interessanterweise war seine Beziehung zu Sokrates eine erotische, wenn man der Überlieferung glauben darf. Weltanschaulich war Alkibiades kein Sokratiker, sondern ein Sophist.

Daß er in seiner Karriere gelogen hat, nehme ich stark an. Man weiß bis heute nicht, ob er in den Skandal um den Hermenfrevel in Athen verwickelt war; dem Prozeß hat er sich durch eine Flucht nach Sparta entzogen.

An Skandalen war sein Leben vermutlich nicht weniger reich als dasjenige Donald Trumps.

 Klemm meinte dazu am 13.11.24 um 12:51:
Als Gedankenspiel finde ich z.B. den Vorschlag Brennans, die Wählerstimmen in Abhängigkeit von der Informiertheit der Wähler zu gewichten nicht schlecht.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.24 um 14:52:
@ Graeculus: 
Konsens verhindert weitere Diskussion.  Dennoch sage ich : Übereinstimmung

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.24 um 14:57:
@ Klemm. Brennan schwebt eine Scientokratie vor. Aber wer könnte die Informiertheit der Wähler gerecht beurteilen?

 Klemm meinte dazu am 13.11.24 um 15:17:
Er selbst nennt es Epistokratie. 


Aber wer könnte die Informiertheit der Wähler gerecht beurteilen?

Da gibt es gleich mehrere Möglichkeiten. Problematisch ist das nur aus einer Perspektive des totalen Relativismus, der keinen Unterschied zwischen Wahrheit und Meinung macht, wie er leider im Internet recht aggressiv behauptet wird.

Brennan führt z.B. das Beispiel von Wählern an, die aus Unwissenheit und von populistischen Parolen erfüllt eine Partei wählen, die ihnen Nachteile bereitet. Was für Fragen müsste man also stellen, z.B. solche die Wissen darüber abfragen, wie gewisse Institutionen funktionieren.

 loslosch (12.11.24, 11:16)
ja, schön wärs.

das antonym von aristokratie wäre kakistokratie.   lo

ps: Verwendet wurde der Begriff unter anderem in Zusammenhang mit der Wahl von  Donald Trump zum Präsidenten der  Vereinigten Staaten und der Zusammenstellung seines Kabinetts. (wiki.)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 14:18:
Ein wichtiges Beispiel, loslosch, dafür, dass man versucht, auch über die Sprache Macht auszuüben, in diesem Falle die Gegner Trumps. (Kakistokratie) Dieser wirft seinen Gegnern Elitedenken vor, benimmt sich aber selber wie der Herrscher aller Reusen (Aristokratie).

 plotzn (12.11.24, 13:05)
Servus Ekki,

ohne den Titel müsste ich Dir heftig widersprechen. Die Demokratie ist leider verwundbar und alles andere als gottgegeben oder in Stein gemeißelt.

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 14:26:
Hallo Stefan,
ich stimme dir selbstverständlich zu. Die schlimmste Verwundbarkeit der Demokratie ist die Korruption des Denkens, die jegliche Degeneration der Demokratie nicht zur Kenntnis nehmen will.

Liebe Grüße
Ekki

 Teo (12.11.24, 18:07)
Nabend Ekki,
Ich pflichte Stefan bei. Ich sehe die Demokratie als Auslaufmodel.
Liest sich lustig....ist aber verheerend.
Besorgte Grüße 
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.24 um 20:55:
Hallo Teo,
Degenerationen der Demokratie, wie wir sie in Europa und insbesondere in den USA erleben, sollten uns nicht zu Übertreibungen verleiten. Wie eine Totgesagte wird die Demokratie noch lange überleben und uns Kopfzerbrechen bereiten. Das mindert jedoch meine besorgten Grüße nicht, die ich gerne erwidere.
Ekki

 Pensionstarifklempner (13.11.24, 17:07)
Demokratie ist eine besondere Erscheinungsform der Illusion. 
Lobbyisten nennen sich gern Demokraten.
Jede Demokratie steht immer auf den Säulen der Bürokratie.
Demokratischer Zentralismus nennt sich in der Moderne  BSW oder das Bündnis Stalinismus wagen.

Es grüßt ein alter demokratischer Aufbrecher aus der ganz ALTEN DDR.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.24 um 17:36:
Hallo Petakle,

demokratischer Aufbruch fegt Illusionen davon

LG
Ekki
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