Frau Fleisch und Hund

Text

von  Isensee

Sie lachte. Nicht laut. Sondern so, wie man innerlich auseinanderfällt.

Und ich war gierig auf jedes Splittern 

Sie sagte:

„Ich will nicht, dass du mich liebst.

Ich will nur wissen, wie es sich anfühlt, wenn jemand mich auffrisst.“

Und ich dachte:

Gib mir eine Sekunde.

Ich bin gleich bereit.

Später,

als der Boden nach uns roch

und die Luft nach allem,

was wir nicht sein durften,

blieb nur das:

Ein Kratzer auf meinem Schlüsselbein.

Ein Abdruck ihrer Zähne,

der sagte:

Du bist jetzt ein Teil von meinem Wahn.

Dort, wo Finger noch zögern, bevor sie berühren. 

Wir waren zwei kranke Ideen mit weichen Rändern.

Zwei Menschen, die nicht nach Nähe suchten,

sondern nach dem Echo der Entfernung


Wir sahen uns nicht mehr.
Zu viel wurde geöffnet.
Zu wenig abgeschlossen.

Aber manchmal,
nachts,
wenn der Bildschirm schwarz ist
und die Gedanken wieder aus den Schatten kriechen,
dann spüre ich sie –







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Kommentare zu diesem Text


 Nuna (22.05.25, 12:34)
Wow😎.

 S4SCH4 (23.05.25, 23:14)
Man möchte schon fast rufen: „Hüte dich vor den Wolfswesensmenschen!“, doch wer erhört es, wo der Hunger auf Fleisch ebenso groß ist und man als Gourmetwolf nicht an Hundefutterdosen geht? Die ersten Zeilen skizzieren das Zerfallen wunderbar und hofft man draufhin, eine Ruhe gefunden zu haben, wird es bissig. Aber auch sehr gewollt. Alles gewollt? Ja, vielleicht. Schön wird der Akt nochmal dargestellt mit den „…Nähe such(t)en“ und „…Echo der Entfernung“ Zeilen. Das wars dann? Nee, der Wolf hat Blut geleckt, eine Spur hinterlassen und heult schließlich ein wenig wie ein Schlosshund. Kein Ende das man will, aber eines das es gibt!
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