Und führe uns nicht in Versuchung,
den Antrag auf Lebendigkeit in einfacher Sprache zu stellen,
nicht im Konjunktiv I, nicht in Gendersternchen,
nicht mit barrierefreiem Zugang zum eigenen Bauchgefühl,
sondern
verweise uns in die Warteschleife
mit Option auf automatische Erhebung unserer emotionalen Restwerte
zwecks Nachprüfung durch das Gremium für inneres Zucken.
Erlöse uns nicht –
führ uns stattdessen sauber durch den Prozess der kontrollierten Selbstvermeidung,
mit DIN-konformer Fremdbestimmung,
unter Einhaltung der Abkühlfrist für unzulässige Regungen.
Denn
dein ist das Schuldarchiv,
metaphysisch durchsuchbar nach Selektionskriterien wie:
"Welche moralische Verfehlung hätte Kant an einem Mittwoch im November begangen"
Dein ist die kognitive Dissonanz,
doppelt gelocht,
mit Eintrag im Bürgerdialog,
verlinkt auf einer Unterseite des Ethikportals
Und dein ist der Ewigkeitshaushalt,
nachhaltig bilanziert mit dem Klimafußabdruck der kollektiven Verdrängung,
inklusive Rücklagen für moralische Mehrwertsteuern auf spontane Glücksgefühle,
absetzbar nur mit Attest und lückenlosem Herkunftsnachweis des Lachens.
In Mindesthaltbarkeitsjahren,
dokumentiert im Transparenzregister für metaphysische Bedenken,
versiegelt mit der Träne eines schlecht behandelten Gewissens,
gelagert zwischen Stasiakten und dem letzten ehrlichen Volkslied.
Amen.
Gedruckt auf Recyclingpapier mit eingebautem Skrupel.
Und trotzdem.
Trotz alledem.
Oder vielleicht genau deshalb –
gibt es hier eine bizarre, schöngeistige Form von Würde.
Ein Pathos aus Preußentum und PDF.
Ein Stolz, der nie laut ist, aber penibel formatiert.
Ein Volk, das sich selbst regelmäßig auditiert.
Ein Land, das stirbt, aber vorher einen Abschiedsbrief formuliert. In vier Sprachen.
Mit Zeilenabstand 1,5.
Und ja – manchmal ist es zum Auswandern.
Aber wehe, jemand von außen sagt das.
Dann wird aus dem Schreibtisch ein Schützengraben.
Denn wir sind nicht emotional.
Wir sind...
verbindlich.