Petrus und die Gelbe Tonne

Gedicht zum Thema Umwelt/Ökologie

von  Saira

Hier ruht ein Mensch, ganz ohne Tonne,
doch wünscht’ er sich, als letzte Wonne,
nicht Sarg, nicht Urne, sondern schlicht
die Gelbe Tonne als Gesicht.


Die Familie, schwer betroffen,
fragt sich leise: „Darf man hoffen?“

War er wirklich nicht aus Bio,

oder doch nur halb, o mio?“

 

Er leuchtet nachts, erzählt Geschichten
von Styropor und Plastikschichten,
und grinst dabei ganz fürchterlich,
dass selbst der Himmel fürchtet sich.

 

Sein Herz war PET, die Seele Tupper,
die Adern Strohhalm, Hirn aus Blubber,
in Dosen, luftdicht, ewig haltbar …
der Wertstoffhof ruft: „Mensch, sei dankbar!“


Kein Friedhof, keine Blumenpracht,
hier wird getrennt, was Plastik macht.
Petrus ruft: „Bio links, Plastik fort!“
Die Leich, verwundert, lacht vor Ort.

 

Der letzte Gang – nicht Friedhof, nein!
Der Leichenwagen biegt jetzt ein
zum Wertstoffhof, die Crew fragt sacht:
„Kommt das zum Schrott? Wer hat’s gemacht?“


Zu sagen, was hier richtig ist?
Ein Mensch? Ein Joghurtbecher? Mist!“

Die Welt debattiert, ganz ohne Ruh’:
„Sind Menschen Mehrweg? Was meinst du?“


Ein Zertifikat für Wiederkehr …
nachhaltig, plastikleicht und leer.“

Und schließlich, als Designerstück,
wird aus dem Mensch ein Lampenglück.

 

 

 

 


©Sigrun Al-Badri/ 2025




Anmerkung von Saira:

Danke Saudade für den Link ... ohne Worte

 https://www.buchenwald.de/geschichte/themen/dossiers/menschliche-ueberreste

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Kommentare zu diesem Text


 Teo (05.08.25, 10:42)
Moin Sigi,
Sieht mir nach einer polnischen Bestattung aus. Allerdings bemühst du dich vorbildlich um Pietät und respektvolle Wertschätzung.
Weiter so.
Gruß aus der Metropole der Nächstenliebe 
Teo

 Saira meinte dazu am 05.08.25 um 23:57:
Moin Teo,
 
ich fürchte, niemand kann sich davor schützen, in seinem Körper immer mehr Plastik anzureichern. In Polen trinkst du halt einen Wodka drauf
 
Liebe Grüße zu dir in die Metropole der Nächstenliebe? Nee, Dropsi, wenn dem so wäre, würdest du Zwergi im Winter nicht die Heizung ausstellen. Jawoll!
 
Sigi

 lugarex (05.08.25, 10:50)
„Sind Menschen Mehrweg? Was meinst du?“
wer kann es wissen? ;)

 Saira antwortete darauf am 05.08.25 um 23:58:
Moin Luga,
 
die Idee des Mehrweg-Menschen fordert uns heraus, über Nachhaltigkeit nachzudenken: Wie können wir so leben, dass unser „Abfall“ für andere nützlich wird? Biologisch gesehen sind wir Teil eines Kreislaufs.
 
LG
Saira

 AchterZwerg (05.08.25, 11:59)
Was soll man sagen,

bei mir im Haus wohnen Leute, die noch immer Kleinmöbel nicht vom Restmüll unterscheiden können.

Auch keine Lampen.  8-)

Resignierte Grüße
Heidrun

 Saira schrieb daraufhin am 06.08.25 um 00:00:
Resignierte Grüße zurück …  :dizzy:
 
Hab keine Sorge, Zwerge haben sooo kleine Möbel und sooo kleine Lampen, da drückt Petrus beide Augen zu.
 

 Didi.Costaire (05.08.25, 18:14)
Hallo Sigi,

die Situation ist kompliziert in einer Zeit, in der sowohl Plastik als Verpackung für Fische dient als auch umgekehrt.

Am himmlischen Wertstoffhof ist sicherlich einiges los. Sei es, dass Verwandte versucht haben, für Onkel Otto noch Flaschenpfand zu bekommen oder halt, dass wie von dir beschrieben eine Tupperseele in der gelben Tonne landet anstatt im Restmüll.

Ja, und dann noch diese Glaubensfragen...

Du hast die Problematik gut und zugleich sehr unterhaltsam erläutert.

Liebe Grüße,
Dirk

 Saira äußerte darauf am 06.08.25 um 00:01:
Danke Dirk … ich frage mich gerade, ob es im Himmel auch eine Hotline für falsch sortierte Seelen gibt: „Drücken Sie die 1 für Bio, die 2 für Plastik…
 
Nachdenkliche Grüße
Sigi

 DanceWith1Life (05.08.25, 18:40)
Also wenn Orwell das liest, lach, das war nicht vorauszusehen, oder doch?
OceanRobins grüßt KVau

Kommentar geändert am 05.08.2025 um 18:42 Uhr

 Saira ergänzte dazu am 06.08.25 um 00:02:
Hallo Dance,
 
Orwell hätte gelacht oder geweint: Die Kontrolle über unser Leben endet nicht mit dem Tod, sondern setzt sich fort in der Bürokratie des Recyclings. 
 
LG
Saira

 plotzn (06.08.25, 09:28)
Servus Sigi,

ja das ist alles nicht so einfach mit der korrekten Mülltrennung. Zerrissene Kleidung jetzt in den Altkleidercontainer oder doch in die Restmülltonne?

Schöne Persiflage auf ein eigentlich ernstes Thema!

Sollt ich mal sterben, scheint die Sonne,
sprech ich die letzten Worte hastig:
"Nein, bitte nicht die Gelbe Tonne,
ich hab nur wenig Mikroplastik!"

Liebe Grüße
Stefan

 Saira meinte dazu am 06.08.25 um 11:57:
Servus Stefan,
 
im Leben wie im Müllsystem,
ist vieles oft nicht angenehm.
Kommt die Socke, die schon stinkt,

in den Container, der da blinkt?

So steh ich da, verzweifelt und stumm,

Mülltrennung macht mich langsam dumm.


Danke für’s Lob!
 
Liebe Grüße
Sigi

 TassoTuwas (08.08.25, 10:51)
Moin Sigi,

das Resümee deines Gedichtes bestärkt mich in der Aussage, für die ich oft und heftig gescholten wurde:
"Jeder Mensch ist für etwas gut!"  :O 

Herzlichen Dank 
TT

 Saira meinte dazu am 09.08.25 um 09:13:
Moin Tasso,

stimmt:  Selbst als Lampenschirm kann man noch für Erleuchtung sorgen! 


Grüße aus der Wertstoffschleife
Sigi

 Moppel (10.08.25, 21:03)
:Dzienlich böse und amüsant, Saira..."Sein Herz war PET, die Seele Tupper,
die Adern Strohhalm, Hirn aus Blubber..." :D

lG von M.

 Saira meinte dazu am 11.08.25 um 00:36:
Es ist die perfekte Mischung für ein langes Leben… und eine noch längere Verrottungszeit! Mit so viel Plastik im Körper ist die Unsterblichkeit quasi garantiert, wenn auch nur auf der Mülldeponie.  :(
 
Danke Moppel und liebe Grüße
Saira
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