Fadenzauber und Haferflocken

Gedicht zum Thema Mutter/Mütter

von  Saira

Die Nadel blitzt, der Faden flitzt,
die Mutti lacht, ist leicht verschwitzt.
Die Hose reißt, der Knopf, der fliegt,
die Mutti näht, was sie so kriegt.

 

Mit Schere, Faden und Geschick
bricht sie auch Rissen das Genick.
Schleift eine Hose auf dem Boden,
näht sie sie um – ich muss sie loben.

 

Die Hose glänzt mit Doppelnaht,
das ging so schnell, fast wie mit Draht.
Stück für Stück stopft sie die Socken,
zur Stärkung gibt’s dann Haferflocken.

 

Ein Knoten hier, ein Stich noch dort,
das Loch ist zu und somit fort.
Die Mutti näht mit viel Geschick,
so bleibt kein Riss im Kleid zurück.

 

Sie wählt die Farben, stimmt sie ab,
misst Fadenlänge – nicht zu knapp.
Ein Tropfen Spucke, flink und fein,
schon fädelt sie den Faden ein.

 

Doch plötzlich sieht sie, welch Projekt:
Die Jacke dort ist ja defekt!
Ihr Herz schlägt hoch, sie strahlt vor Glück,
das Nähen bringt den Schwung zurück.

 

Ein Päckchen liegt vor ihrer Tür,
defekte Shirts – und zwar gleich vier!
Sie lacht und ruft: „Das stört mich kaum,
denn Flicken sind für mich ein Traum!“

 

Die Susi ruft von draußen rein:
„Dem Eddy fehlt ein Ohr, ein Bein!“
Die Mutti sieht die Not von Teddy,
näht Ohr und Bein – wie froh ist Eddy!

 

Sie näht mit Liebe, Stück für Stück,
bringt Farben, Muster, Glanz zurück.
Was einst verloren, blüht nun auf,
beginnt erneut den Lebenslauf.

 

Sie sucht die Stoffe, bunt und fein,
lässt jedes Teil besonders sein.
Mit jedem Stich wächst neues Licht,
denn ohne Flicken geht es nicht.

 

Ein Riss im Hemd, ein Loch im Schuh,
da greift sie flink zur Nadel zu.
Mit Faden, Schere, klugem Blick
macht sie aus alt ein neues Stück.

 

So sitzt sie abends still und heiter
und näht und näht – und macht stets weiter.
Denn jedes Loch, so klein es ist,
zeigt, wie geschickt die Mutti ist.

 

Ein Fleck, der nicht verschwinden will,
sie schrubbt und näht und bleibt ganz still.
Mit Zauberkraft und Nähgeschick
kehrt jedes Teil in neu zurück.

 

Ein Knopf, der rollt im Zimmer fort,
sie findet ihn an jedem Ort.
Mit einem Lächeln, leis’ und sacht,
wird er an seinen Platz gebracht.

 

Die Mutti lacht: „So spart man Geld
und schont zugleich die ganze Welt!“
Nach all dem Nähen, ohne Stocken,
gibt’s zur Belohnung Haferflocken!

 

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025




Anmerkung von Saira:

meiner Schwiegermutter gewidmet und natürlich allen anderen fleißigen Muttis

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Kommentare zu diesem Text


 Teo (09.08.25, 11:13)
Moin Sigi,
eine gelungene Reminiszenz an die Schwiegermama. Prima gemacht!
Ich habe übrigens gestern von der Cranger Kirmes ein riesiges Lebkuchenherz mit Widmung meiner Schwiegermama mitgebracht.
Ne...hat sie sich gefreut!
Euch ein sonniges Wochenende 
Teo

 Saira meinte dazu am 10.08.25 um 09:49:
Moin Teo,

so ein Lebkuchenherz ist wirklich ein Geschenk, das von Herzen kommt. Da kann sich jede Schwiegermama freuen!


Danke für dein nettes Feedback zu meinem Gedicht.


Ich wünsche euch ebenfalls ein sonniges Wochenende und sende liebe Grüße nach Herne!



Sigi

 Moppel antwortete darauf am 10.08.25 um 21:05:
oh Cranger wollten wir auch hin. Hat dann nich geklappt...

 Teo schrieb daraufhin am 10.08.25 um 21:11:
Gib Gas! Die haben bis 24 Uhr auf.
Das schafft ihr noch!!!!

 Graeculus (09.08.25, 11:45)
Es war schön, sich als Kind in dieser Hinsicht auf seine Mama verlassen zu können: Schäden wurden mit Nadel und Faden behoben.

 Saira äußerte darauf am 10.08.25 um 09:51:
Lieber Wolfgang,

du sprichst mir aus der Seele: Dieses Gefühl, dass jemand mit Nadel und Faden alles wieder in Ordnung bringen konnte, ist ein Stück Geborgenheit, das man nie vergisst.


Herzliche Grüße
Sigrun

 plotzn (09.08.25, 15:29)
Ja, Sigi, das waren noch Zeiten, wo noch repariert wurde statt weg und neu. Damals schon nachhaltig, obwohl man das Wort gar nicht kannte.

Schön, wenn es sich hier und da heute noch so ist, wie bei Deiner Schwiegermutter!

Liebe Grüße
Stefan

 Saira ergänzte dazu am 10.08.25 um 09:52:
Servus Stefan,
 
du hast recht, damals war Reparieren selbstverständlich, heute wird Nachhaltigkeit wiederentdeckt, aber oft aus anderen Gründen.
 
Danke und liebe Grüße
Sigi

 eiskimo (09.08.25, 20:41)
Meine Mutter hat gestrickt - Pullover, Socken, Handschuhe, Schals,... und zwar für fünf Kinder. Dazu kamen natürlich die von Dir genannten Ausbesserungsarbeiten. Neu kaufen gab es einfach nicht.
Ich selber habe das eine oder andere an Handarbeiten auch gelernt. Mir macht es auch Spaß. Meine Mutter hatte damals keine Wahl.
LG
Eiskimo

 Saira meinte dazu am 10.08.25 um 09:52:
Hallo lieber Eiskimo,
 
für fünf Kinder zu stricken ist wirklich eine Meisterleistung! Da stecken viel Liebe und Ausdauer drin. Toll, dass du selbst Freude an Handarbeiten gefunden hast.
 
Liebe Grüße
Saira

 Regina (09.08.25, 22:00)
Naja, früher war vor allem das Selbernähen die preisgünstigere Alternative, heute ist es dank der gestiegenen Preise für das Zubehör ein eher kostspieliges Hobby.
Es flicke, wer es kann.

 Saira meinte dazu am 10.08.25 um 09:54:
Moin Gina,

du hast völlig recht: Was früher eine günstige Notwendigkeit war, ist heute oft ein teures Hobby geworden. Das ist wirklich ein bisschen traurig und zeigt, wie sehr sich die Zeiten geändert haben.


Liebe Grüße
Saira

 Saudade (09.08.25, 22:29)
Drei Kreuze schlag ich, dass niemand bei uns nähte und das die Hausdame bei Oma übernahm, sonst hätten sie mich vielleicht auch noch genötigt. Na! Meine textilen Werken Sachen hat alles die Hausdame gemacht, ein Sehr Gut, anstatt ne' Fünf. Ich fand das widerlich. Meine Oma sagte: "Nähen ist was für arme Leute oder alte unterwürfige Weiber!"
Aber, das bringt Geld! Letztens Knöpfe annähen lassen... 40 Euro. Also, nix für arme Leute...das ist heute ein lukratives Geschäft. Und bei dem Second Hand - Hype, Stichwort Nachhaltigkeit, eine gute Sache. Nix für meine zwei Linken.

 Saira meinte dazu am 10.08.25 um 09:55:
Hallo Cori,

dein Kommentar zeigt sehr deutlich, wie sehr Handarbeit früher unterschätzt – ja, fast schon abgewertet – wurde. Dass Nähen als „Arbeit für arme Leute oder unterwürfige Weiber“ galt, ist eigentlich ein Armutszeugnis für die damalige Gesellschaft. Heute erleben wir das Gegenteil: Handarbeit wird teuer bezahlt und als nachhaltige Alternative gefeiert.


Zwei linke Hände sind keine Schande, jeder hat andere Talente.


LG
Saira

 Saudade meinte dazu am 10.08.25 um 10:04:
Früher war eben doch nicht alles besser.
Andererseits gehörte meine Oma zu den Bemittleidenswerten, die zur "Frau" erzogen worden sind und in die Haushaltsschule gehen mussten, um "die perfekte Frau" zu werden. Ein bisschen Ekel war dabei ewig zu spüren.

Antwort geändert am 10.08.2025 um 10:08 Uhr

 Moppel (10.08.25, 21:05)
ja, das waren unsere Mütter und Omas. Die Frauen heute pfeifen aufs Nöhen, ich schließe mich da durchaus nicht aus... :D lG von M.

 Saira meinte dazu am 11.08.25 um 00:27:

Ach Moppel, ich bin ja froh und dankbar, dass meine Schwiegermutti das für uns tut und sogar gerne. Ich nähe zwar auch, aber meine Werke sind eher „moderne Kunst“ als Haute Couture, wenn es ums Flicken und Reparieren geht.  :dizzy:
 
Danke und liebe Grüße
Saira


Antwort geändert am 11.08.2025 um 08:08 Uhr

 TassoTuwas (11.08.25, 12:18)
Moin Sigi,

zu meiner Zeit hatten die Mädels noch Handarbeitsunterricht und kamen mit schickem Häkelbüdel zur Schule. Da war alles drin, Nadel, Faden, Zwirn und Wolle, was man zum Nähen, Stricken, Sticken und Sockenstopfen brauchte.
Der hätte dir bestimmt auch gut gestanden  :)  !

Herzliche Grüße
TT


PS Aus der Zeit stammt auch mein frühreifer Schüttelreim:

Mit Nadeln können Mädels Pullis stricken
oder frechen Knaben in die Strullis picken  :(  !

 Saira meinte dazu am 11.08.25 um 12:54:
Moin Tasso,
 
dein Schüttelreim ist ja fast so spitz wie die Nadeln im Häkelbüdel!

Aber keine Sorge, ich hätte den Häkelbüdel mit Stolz getragen und vielleicht noch ein paar extra Nadeln für besonders freche Mitschüler eingepackt.


Herzliche Grüße
Sigi



P.S.: Ich hatte tatsächlich noch Handarbeitsunterricht und unter anderem das Nähen an einer Nähmaschine gelernt.

 Teo meinte dazu am 12.08.25 um 07:49:
Moin Sigi,
unser Stefan hat früher auch viel Handarbeit gemacht.
Und dann hatte er jemanden kennengelernt.....

 Saira meinte dazu am 12.08.25 um 08:29:
Moin Teo,
 
das erklärt, warum Stefan immer so gut vernäht aussieht und warum er beim Schreiben nie den Faden verliert.  :)
 
Fröhliche Grüße
Sigi
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