Ich fahr so gerne mit dem Rad

Gedicht zum Thema Ironie

von  GastIltis

Ich fahr so gerne mit dem Rad,

von Land zu Land, von Stadt zu Stadt.

Kein Erdteil wird von mir verschont.

Selbst Landstriche, die unbewohnt

und dafür nicht geeignet sind,

durchfahr ich mit dem Rad, mein Kind.

Ich fahre querfeldein und -aus

und ausnahmsweise auch nach Haus,

durch Gräben, über Berg und Tal,

fress Kilometer ohne Zahl.

Nur letzte Woche, halt dich fest,

da fuhr ich durch ein Liebesnest.

Ich fahre langsam, fahre schnell,

und manchmal fahr ich auf der Stell’.

Auch rückwärts bin ich schon gefahr’n.

Das war vor mehr als dreißig Jahr’n.

Damals, die gute alte Zeit,

man fuhr, doch lange nicht so weit.

Dass ich schon unter Wasser fuhr,

im Rahmen einer Hungerkur,

erwähn ich deshalb, liebes Kind,

weil es der nackten Wahrheit dient.

Doch das ist dreimal länger her,

vorm ersten Weltkrieg, ungefähr.

Und noch viel früher, glaub es nur,

im Rennen gegen Täve Schur,

erblickte ich mit einem Mal

kurz vor mir Otto Lilienthal.

Blitzschnell hab ich ihn überholt

und bin ins Altertum entrollt.

Da war ich dann die Attraktion.

Ich träume heute noch davon.

Doch irgendwer, so nebenbei,

bemerkte, dass es Sünde sei,

und ob der Teufel mich versucht.

Und seitdem bin ich auf der Flucht.



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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (19.08.25, 19:43)
Hallo Gil,

du bist in Sachen Wort gewaltig
wie auf dem Rad einst Rudi Altig.

Schöne Grüße,
Dirk

 AchterZwerg meinte dazu am 20.08.25 um 07:08:

 GastIltis antwortete darauf am 20.08.25 um 10:47:
Danke Dirk,

alt Rudi ist (mir) etwas leicht,
und ist wohl längst entschwebt.
Der Täve Schur ist unerreicht,
vor all'm, weil er noch lebt.

Und er fährt noch mit herzlichen Grüßen von Gil.

 Teo (19.08.25, 20:01)
Tach Gil,
jau....gelungen.
Nur.. Radfahren liegt mir nicht. Ich habe mir vor 19 Jahren ein Rad gekauft.700 Euro. Ohne Strom. 60km gefahren.
Haste Interesse?
Schönen Abend 
Teo

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 20.08.25 um 07:09:
Hauptsache: Alles bio, Teo!  :)

 GastIltis äußerte darauf am 20.08.25 um 10:56:
Hallo Teo, 
du bist ja der geborene Verkäufer. Im Gegensatz zum Auto ("Isch abe gar kein Auto") besitze ich noch vier (4) Fahrräder, die alle funktionsfähig sind. Eines sogar mit 21 Gängen. Alle stromfrei. Da leider mein letzter Autokauf aus zweiter Hand in die Hose ging (falsche Ident-Nr. und falsches Erstzulassungsdatum) weiß ich, was bestimmte Angebote (außer bei Schenkungen) wert sind. Ergo: mein Interesse ist äußerst begrenzt, da die Hintour zwecks Übernahme noch nicht ganz abgesichert scheint. Aber die gute Absicht ehrt dich. 
Viele Grüße von Gil.

 Fridolin (20.08.25, 06:21)
Manchmal übertreibst Du ja ein bisschen, aber das sei Dir verziehen, wo doch alles so schön passt ...

 GastIltis ergänzte dazu am 20.08.25 um 11:14:
Hallo Fridolin, die Wahrheit liegt immer auf dem Asphalt, wie der Fußballer zu sagen pflegt.
Aber mein erstes Fahrrad, ein Erbstück meines Vaters, der es mir nicht persönlich übergeben konnte, weil er 45 irgendwo bei Kiew in Gefangenschaft verhungert ist, hatte echt, darauf lege ich Wert, Holzfelgen! Und trug den schönen Namen Sigurd. Die Schläuche waren eingenäht und nach den sechs sieben Jahren, die das Rad auf dem Boden gelegen hatte, noch dicht. Das heißt, ich musste sie, da Spezialkappen notwendig waren, alle etwa sechs Wochen beim Fahrradhändler aufpumpen lassen. Aber ein paar Jahre später musste ich dann doch Stahlfelgen anschaffen. Und dann habe ich mir bald noch eine Dreigang-Schaltung von Fichtel & Sachs gekauft. Gab es damals in der DDR noch.
Wenn ich dir, Fridolin, jetzt noch schreiben sollte, wohin ich (mit ein zwei Freunden, manchmal auch allein), gefahren bin, würde es diesen Rahmen sprengen. Hautsächlich in die Dübener Heide, einmal sogar (allein) vom Süden Sachsen-Anhalts in die Altmark. 
Viele Grüße von Gil.

 Fridolin meinte dazu am 21.08.25 um 02:05:
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich finde, es ist ein sehr schönes Gedicht, und sein Gegenstand ist Aufmerksamkeit wert. Mir hat es Anstoß gegeben, zu reflektieren, welche Rolle das Fahrrad in meinem Leben gespielt hat, und das ist eine nicht geringe ...

 AchterZwerg (20.08.25, 07:13)
Ja, ja, Gil,

die Erinnerungen schönen so manches Klapprad zur Rennmaschine.  8-)
Aber: Te absolvo a peccatis tuis!

 GastIltis meinte dazu am 20.08.25 um 14:08:
Hallo Achter,
da ich weder das eine noch das andere hatte, hier zur Sicherheit der Sachverhalt: Ich hatte später als an Fridolin geschrieben, also als Student in Dresden, ein ganz normales Diamant-Rad. Damit konnte ich, ich wohnte in Dresden-Klotzsche, den gesamten Norden (z.B. Moritzburg) und die Dresdner Heide erkunden. Vorsichtshalber, das zum Thema Rennmaschine, habe ich 64 beim bekanntesten Rennfahrer der DDR, der eine private Fahrschule hatte, Heinz Melkus, die Fahrerlaubnis gemacht. Obwohl man als Bau- und Oberbauleiter immer auf ein Auto angewiesen war, habe ich dennoch als notorischer Schnellfahrer meine Fahrerlaubnis nur für einen (!) einzigen Tag abgeben müssen. Das ist aber ein anderes Kapitel.
Fahren, so oder so, ist und bleibt nun mal eine Kunst.
Herzlich Gil.

 plotzn (20.08.25, 08:40)
Mein lieber Hieronymus Carl Friedrich von Gilhausen,

auch ich fahr gerne mit dem Rad,
das passt genau in' Kofferraum,
ich habe es dort stets parat
und vom Gewicht her merkt man's kaum.

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 20.08.25 um 14:19:
Lieber Stefan!

Dass du ins Horn von Fridolin stößt,
das konnte ich mir denken.
Derweil dein Innerstes entblößt
ist, muss dich doch sehr kränken.

Die Hessen hab'n dich plakatiert:
Erst so beginnt das Leben.
Dann hat man dein Bild grün verschmiert;
du stehst traurig daneben.

Die Wahrheit kommt leider immer wieder ans Licht.
Gramvolle Grüße von Gil.

 TassoTuwas (20.08.25, 12:30)
Moin Gil,

ja Radfahrer gibt es in Scharen
die zudem an allen Orten fahren
besonders beim Chef im Betrieb
die sind mir ganz besonders lieb
   :(  !

LG TT

 GastIltis meinte dazu am 20.08.25 um 14:28:
Lieber Tasso!

Mein Chef ist, außer jetzt zu Hause,
vor allem das Finanzamt.
a) schrei ich: mach mal eine Pause,
b) schreib ich: bin grad abgeschrammt.

Das letzte Wort schirme ich aber gegen a) ab, zur Sicherheit.
Liebe Grüße von Gil.
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