Alle 528 Textkommentare von Habakuk

19.09.19 - Kommentar zum Text  Mephisto von  EkkehartMittelberg: "Mephisto als das Prinzip der Negation ist für das Funktionieren der Welt womöglich zwingend notwendig. Er bezeichnet sich selbst in Goethes Tragödie als „Ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Das eigentliches Ziel, die Zerstörung/Negation der gesamten Schöpfung, liegt jedoch nicht in seiner Macht, da er im Grunde von Gott (als Sinnbild der Ganzheit) gelenkt wird. Mephisto ist sich seiner Rolle ganz bewusst. Der beeindruckendste Charakter in Goethes Faust. Thematisch und stilistisch in deinen Paarreimen gut umgesetzt, Ekki. Da spendiere ich gern eine Empfehlung. BG H."

15.09.19 - Kommentar zum Text  Harzreise von  juttavon: "Gefällt mir gut, liebe Jutta. Das Gedicht wiedergibt in elliptischen und asyndetisch verkürzten Versen Wahrnehmungen eines Harzbesuches. Das kurze, kondensierte Gedicht fällt durch die lakonische Sprache sowie seine prägnante Kürze der Verse auf. Stakkato-Stil-mäßig beschleunigen die Verse dadurch den Leserhythmus. Die fortschreitende, teilweise Zerstörung der Wälder wird sehr plastisch eingefangen. „Erwartung von Grün / graue Säulen stechen ins Blau / Fichtenskelette“. Auffallend die Apokoinus (ein Teil, Wort oder Satzteil eines Satzes, wird gleichmäßig auf zwei andere Teile bezogen) bei „das Starre / unter unseren Häusern /die Gräber“ sowie „Stille / in der Krypta / singt es“. Gäbe noch das eine oder andere anzumerken, aber der Kommentar ist schon jetzt länger als das Gedicht. ;-) Ein Gedanke darf aber nicht fehlen. Spirituell interpretiert ist die Krypta ein Ort verborgener Kräfte und okkulter Mächte, symbolisiert im Traum das Unbewußte. „in der Krypta /singt es“. „Singen“ bedeutet ja, mit der Stimme eine geordnete, melodische Folge von Tönen hervorbringen. Die Ambivalenz zwischen dem Verfallsprozess des Waldes in seiner Disharmonie und diesen geordneten, harmonischen Tönen des Singens wird deutlich, was keine gedankenlose Verharmlosung im Sinne von „weiter so, alles hat seine Ordnung“ bedeutet, sondern lediglich das Einnehmen eines höheren Blickwinkels. Wir können die Natur als ein Prinzip höherer Einheit und Ordnung nicht wirklich zerstören, wir können nur uns zerstören. „Die sichtbare, materielle Welt ist eingebettet in höhere, unsichtbare Welten. Unsere Erinnerungen daran werden immer lebendiger.“ ( Armin Risi). Solche Kurzgedichte liegen mir eher nicht, aber Dir ist es vortrefflich mal wieder gelungen. HG H."

24.08.19 - Kommentar zum Text  Passagen von  juttavon: "Liebe Jutta, mir gefällt Dein Gedicht. Ausdrucksstark und bildmächtig. Da es sich ja um ein Bildgedicht bzw. ein Gedicht über mehrere Bilder handelt, ist eine Interpretation nicht leicht, wenn man die Bilder nicht vor Augen hat. Ich vermute aber, es handelt sich um Bilder, welche die repressive, unterdrückende Grundsituation in der ehemaligen DDR beschreiben. In S1 herrscht eine helle, hoffnungsfrohe Grundstimmung vor, wenngleich auch Eindringlichkeit, Abgrenzung und Trauer zu verzeichnen sind. Der Diphthong au in Blau besteht eigentlich aus zwei dunklen Vokalen, wobei das a, dem auch eine neutrale, ruhige Stimmung zugeschrieben wird, in Verbindung mit den weichen, stimmhaften Konsonanten n in mehreren Wörtern die Sicht in die Weite des Himmels ausdrücken könnte. Symbolisch lese ich daraus Hoffnung. Kompromisslosigkeit. Widerstand in den möglichen Grenzen. „Unantastbar“, worin die Eindringlichkeit durch die beiden Präfixe „Un“ bzw. „an“ explizit noch einmal unterstrichen wird. Die harten, scharfen, stimmlosen Konsonanten t, st, und r in „Unantastbar“ verstärken die Aussage ebenfalls. Sie signalisieren aber auch das Schneidende und Unabänderliche der Situation wie auch Trauer und Schmerz (Assoziation: "Au"! in dem Wort Blau. „Gewohntes wich dem Warten“ drückt es treffend aus. M, p, b, f und v sind labial gebildete Konsonanten und werden mit langamen, dunklen, schweren und weit entfernten Dingen assoziiert, will sagen, die Konsonantenhäufung „pf“ in „Köpfen“ verstärkt die kompromisslose Hoffnung auf Veränderung ebenfalls. Die Konsonanten m, b und v tauchen in den weiteren Strophen auf. In S2 kommt der Schmerz über den Zustand wiederum zur Sprache. Der harte, scharfe Konsonantencluster „st“ in „stumme“, der harte Doppelkonsonant „ss“, gleichzeitig ein Zischlaut, in „aufgerissene“ und das scharfe r im gleichen Wort drücken dies aus. Die hellen Vokal-Umlaute ü sowie ä in „Münder“ bzw. „Hände“ können diesen Eindruck nur bedingt abmildern. Das harte Konsonantencluster „ch“ in „Lachen“ und „nicht“, der Reibelaut f im Konsonantencluster „fr“ will noch erwähnt sein. Diese Grundstimmung setzt sich auch in den restlichen Strophen fort, die ich nicht alle so ausführlich besprechen werde. Das führt zu weit. Anzumerken in S3 ist das scharfe, harte „sk“, fr, tr, alles Konsonantenhäufungen, die harten Konsonanten r, k, das scharfe Z als Zischlaut, das ck und st. Wer Augen im Kopf hat, wird die entsprechenden Stellen finden. In S4 setzt sich obig Gesagtes fort in den harten, scharfen Konsonantenhäufungen: „sch, ff, ssch, rt, ck, cht“. In S5 ebenso. Natürlich immer wieder untermischt mit hellen Vokalen bzw. weichen Konsonanten. Aber die Grundstimmung verändert das m. E. nicht. Auf die Klangfiguren (Alliteration, Assonanz, Konsonanz) in dem Gedicht gehe ich nicht gesondert ein, sehe sie aber. Insgesamt ein bildhaftes, klangfarbiges, stilistisch fein ausgearbeitetes Gedicht, wie ich finde. Es transportiert die Stimmung der Bilder, ohne dass ich sie gesehen habe. Vorausgesetzt natürlich, ich liege nicht völlig daneben, was auch keinen Beinbruch darstellte. ;-) HG H."

24.08.19 - Kommentar zum Text  mühsam von  niemand: "Gefällt mir, niemand. Rhythmisch und inhaltsschwer. ;-) BG H."

18.08.19 - Kommentar zum Text  es fließt von  juttavon: "Schönes Gedicht, liebe Jutta. Beeindruckende Bilder, Klangfiguren, Sprachmusikalität. Mir fehlt im Augenblick die Muße und Kraft für meine Langkommentare. HG H."

21.07.19 - Kommentar zum Text  Hoffnung von  Artname: "Als Gedicht ist es mir ein wenig zu trivial, wenn ich es mal so ausdrücken darf. Als Songtext finde ich es in Ordnung. BG H."

17.07.19 - Kommentar zum Text  begrenzt von  juttavon: "Feines Gedicht, liebe Jutta, sowohl von der sprachlichen als auch der stilistischen Umsetzung her. Der Titel gibt mir einen ersten Hinweis. „Begrenzt“, will sagen, das lyrische Ich befindet sich in einer befristeten, beschränkten, eingeschränkten, eingeengten Situation. Welche das auch immer sein mag. Da kommen mir verschiedene Assoziationen in den Sinn, mag sein, dass es sich um eine Beziehung handelt. Aber auch jedwede andere einschränkende Lebenssituation wäre denkbar. „was wenn es ganz geliebt / mein Herz ergriffen / sich erkannt wüsste / verrückt nach Leben“ Das spirituelle Herz ist der Haupteingang zur inneren Welt, der Treffpunkt von zwei Welten: der äußeren Welt, der Welt des Körpers, und der inneren Welt, der Welt der Seele. Das lyr. Ich spricht im Konjunktiv, der Möglichkeitsform. Die Sehnsucht ist spürbar. Die Ambivalenz dieser einengenden Situation wird bereits in der ersten Stophe verdeutlicht, einerseits durch die weichen, stimmhaften Konsonanten n, w, g, l, die Assoziationen von Harmonie, Weichheit, Sanftheit, Leichtigkeit, Helle, und auch Weiblichkeit avozieren, andererseits durch die harten, scharfen Konsonnanten r, z, k, bzw. den Reibelaut f als Doppelkonsonant in „ergriffen, das doppelte s (Reibelaut) in „wüsste“ in Verbindung mit dem harten t, in „verrückt“ den Reibelaut v sowie das scharfe doppelte r, das harte t und scharfe ck, welche allesamt eher Disarmonie, Dunkelheit, Schwere, Härte, Unruhe, Distanziertheit, Kälte, Wut, Verspanntheit, Verengung, Drückendes avozieren. Analog den obigen Ausführungen haben die hellen Vokale e und i in “wenn es ganz geliebt / mein Herz ergriffen“, etc. pp., die gleiche Wirkung. Das a sehe ich häufig in der ersten Strophe, es zählt einerseits zu den dunklen Vokalen, steht aber auch für Ruhe im gegenwärtigen Augenblick, für Anfang und Neubeginn. Ein Wort noch zu dem Umlaut ü in „wüsste / verrückt“. Er zählt zu den dunklen Vokalen, ist aber ein Zwischenlaut zwischen einem u (dunkler Vokal) und einem e (heller Vokal), erkennbar daran, dass wir für ein ü ab und an ein ue schreiben, und vermittelt den Einruck der Ambiguität, will sagen, das lyrische Ich befindet sich im Übergangsbereich von zwei verschiedenen Gefühlen. Die Alliterationen in „was wenn / ganz geliebt“ sehe ich. Auch verschiedene Assonanzen und Konsonanzen, die allesamt für die Sprachmelodie mit verantwortlich zeichnen. „wissend / der Weg strahlt weiter / unter dem Boden den ich begehe / wissend / deine Hand berührt mich“ Auffallend in dieser Strophe der Wechsel von der Möglichkeitsform zum Wissen, inneren Wissen. Überwiegend wird diese Strophe von hellen Vokalen, e, i, dominiert. Dem Vokal a weise ich hier besonders die Bedeutung eines Neubeginns, Anfangs zu. Die gesamte Strophe drückt dies ja aus. Auch überwiegen weiche Konsonanten, wenngleich das harte, scharfe t sowie der Reibelaut s in „strahlt weiter“ auf eine immer noch vorhandene Ambivalenz hindeuten. Ganz besonders tritt dies in der Anapfer (Repetitio) „wissend“ durch die Schärfe des Doppelkonsonanten ss zutage. Schön die Alliteration in „wissend / Weg / weiter“ sowie „Boden / begehe / berührt“. Wessen Hand in der Strophe gemeint sein könnte, lässt sich schwer sagen. Eine menschliche Hand wäre denkbar. Auch eine metaphysische. Tod entspringt den Klüften /weist mich weiter /Sinn und Durst / zerreiben mich / unter zarten Schleiern „Klüfte“ assoziiere ich hier mit unüberwindlichen Gegensätzen, die den Tod der bisherigen Umstände nach sich ziehen. Das innere Bedürfnis nach etwas Neuem, einer radikalen Veränderung, kommt gut in dem Bild „Sinn und Durst“ zum Ausdruck. Insgesamt ist diese Strophe dunkeler als die vorherige. Zwar gibt es die hellen diphthongischen Vokale ei in „weist / weite / zerreiben, gleichzeitig in diesen Wörtern aber das harte, scharfe t, den Reibelaut s in „weist“, das harte z in „zerreiben“ sowie an gleicher Stelle den harten Doppelkonsonant r, zudem das dunkle o in „Tod“, in „entspringt“ das reibende, scharfe, harte spr, auch noch das harte ch in „mich“, der harte Trigraph rst mit dem dunklen u in „Durst“. Ingesamt drückt die Strophe das Zerreiben gut aus, da hilft „unter zarten Schleiern“ nur bedingt, da auch in „zarten Schleiern“ Härte und Reibung demonstriert wird. (harte z, r, t, Reibe-Zisch-Trigraph sch. Allenfalls ein Unentschieden sehe ich, da der weiche Diphthong ei in „Schleiern“ noch ein wenig gegensteuert. der Stein im Herzen / ist / nicht zu tragen / allein Das Resümee bedarf keiner weiteren Erklärung. Allein auf diesem Weg ist es äußerst schwierig. Das drückt sich auch in diesem Abschlussvers vokalisch und konsonantisch aus, da nicht nur helle, sondern auch dunkle, nicht nur weiche, sondern auch harte Elemente zum Tragen kommen. Gefällt mir, dein Gedicht, liebe Jutta. HG H. PS: Evtl. Rechtschreibfehler wurden absichtlich eingefügt! Kommentar geändert am 18.07.2019 um 07:41 Uhr Kommentar geändert am 18.07.2019 um 07:43 Uhr"

17.07.19 - Kommentar zum Text  Der monotone Ruf von Tauben von  Artname: "Mir gefällt der Songtext. Kann ich gut nachempfinden. BG H."

13.07.19 - Kommentar zum Text  Kunst von  juttavon: "Liebe Jutta, ich reiche noch einige Gedanken zu deinem schönen Gedicht nach. Sprachliche Besonderheiten spare ich mal aus, da sie sich eh wiederholen. Aber sehr melodisch, dein Gedicht. „das Fremde sind wir / staunen an unseren Rändern“ „Tat twam Asi – das bist du!“ stammt aus dem vedantischen Hinduismus. „Du bist das“- was durch dich wahrgenommen wird. Du bist all das. Das alles ist deine wahre Natur. Du bist die Gesamtheit deiner Erfahrungen. Du bist nichts anderes als das, was gerade ist. Das Absolute ist identisch mit Dir und dem was durch Dich erfahren und erkannt wird. Das bist Du. Tat twam Asi. “Wenn die eine innere Substanz aller Dinge im eigenen Innern erkannt ist, dann werden die verschiedenen Masken, die sie annimmt, transparent. Jedes Verstehen, jede Sympathie und jede Liebe beruht auf der wesenhaften Identität des Erkenners und des Erkannten. Hass entsteht nur aus der Illusion der Verschiedenheit.“ „unsere Nacht hat ihr Recht / tastet nach Tod und Schönheit / weckt den Traum / den wir in die Wüste schickten / lichte Momente erklingen / durch die Nacht des Anderen“ Ohne jetzt an dieser Stelle jedes einzelne Bild deines Gedichts zu interpretieren, einige Anmerkungen, die den Zusammenhang mit deinen Versen deutlich machen sollen und hoffentlich erkennbar sind. Um mit Oscar Wilde zu sprechen: „Ein wirklicher Künstler glaubt an sich, weil er ganz und gar er selbst ist. Die Musik schafft uns eine Vergangenheit, von der wir nichts wussten und erfüllt uns mit dem Gefühl von Leiden, die unseren Tränen verborgen geblieben waren. Wir erkranken an den gleichen Leiden wie die Dichter, und der Sänger leiht uns seinen Schmerz“. Ein Maler, den Namen habe ich nicht sicher parat, ich glaube Ismet Polatli, sagte einmal: „Aus der Dunkelheit entsteht das Licht. Ich kann schreien und diese Schreie mit Farbe bedecken! Ein Gedanke, der m. E. auf jegliche Kunst, die diesen Namen verdient, zutrifft. Und zum Schluss noch ein kurzer Auszug aus Borcherts großartigem Text „Das ist unser Manifest“, welches er 26-jährig schrieb, im gleichen Jahr, in dem er viel zu jung verstarb. Für mich immer noch maßgebend, was Kunst im Allgemeinen und Literatur/Lyrik im Besonderen anbelangt. „Wer schreibt für uns eine neue Harmonielehre? Wir brauchen keine wohltemperierten Klaviere mehr. Wir selbst sind zu viel Dissonanz. Wer macht für uns ein lilanes Geschrei? Eine lilane Erlösung? Wir brauchen keine Stilleben mehr. Unser Leben ist laut. Wir brauchen keine Dichter mit guter Grammatik. Zu guter Grammatik fehlt uns Geduld. Wir brauchen die mit dem heißen heiser geschluchzten Gefühl. Die zu Baum Baum und zu Weib Weib sagen und ja sagen und nein sagen: laut und deutlich und dreifach und ohne Konjunktiv. Für Semikolons haben wir keine Zeit und Harmonien machen uns weich und die Stilleben überwältigen uns: Denn lila sind nachts unsere Himmel. Und das Lila gibt keine Zeit für Grammatik, das Lila ist schrill und ununterbrochen und toll. Über den Schornsteinen, über den Dächern: die Welt: lila. Über unseren hingeworfenen Leibern die schattigen Mulden: die blaubeschneiten Augenhöhlen der Toten im Eissturm, die violettwütigen Schlünde der kalten Kanonen - und die lilane Haut unserer Mädchen am Hals und etwas unter der Brust. Lila ist nachts das Gestöhn der Verhungernden und das Gestammel der Küssenden. Und die Stadt steht so lila am nächtlich lilanen Strom. Und die Nacht ist voll Tod: Unsere Nacht. Denn unser Schlaf ist voll Schlacht. Unsere Nacht ist im Traumtod voller Gefechtslärm. Und die nachts bei uns bleiben, die lilanen Mädchen, die wissen das und morgens sind sie noch blass von der Not unserer Nacht. Und unser Morgen ist voller Alleinsein. Und unser Alleinsein ist dann morgens wie Glas. Zerbrechlich und kühl. Und ganz klar. Es ist das Alleinsein des Mannes. Denn wir haben unsere Mütter bei den wütenden Kanonen verloren. Nur unsere Katzen und Kühe und die Läuse und die Regenwürmer, die ertragen das große eisige Alleinsein. Vielleicht sind sie nicht so nebeneinander wie wir. Vielleicht sind sie mehr mit der Welt. Mit dieser maßlosen Welt. In der unser Herz fast erfriert. Dann versuche zu sein über deinen lilanen Abgründen. Denn der Morgen, der hinter den Grasdeichen und Teerdächern aufsteht, kommt nur aus dir selbst. Und hinter allem? Hinter allem, was du Gott, Strom und Stern, Nacht, Spiegel oder Kosmos und Hilde oder Evelyn nennst - hinter allem stehst immer du selbst. Eisig einsam. Erbärmlich. Groß. Dein Gelächter. Deine Not. Deine Frage. Deine Antwort. Hinter allem, uniformiert, nackt oder sonst wie kostümiert, schattenhaft verschwankt, in fremder fast scheuer ungeahnt grandioser Dimension: Du selbst. Deine Liebe. Deine Angst. Deine Hoffnung“. Ein wenig lang geworden, aber Du kennst das ja. Meine ausufernden Interpretations-Fantasien. ;-) HG H."

13.07.19 - Kommentar zum Text  morgengrauen von  Artname: "Retourkutschen sind nicht mein präferiertes Beförderungsmittel. Nichtsdestotrotz habe ich mich auch mit deinen Texten ein wenig beschäftigt. ;-) Durchaus inspirierend. Ein Gedicht greife ich mal heraus. Stellvertretend. Dies kurze, lakonische, kondensierte, pointierte Gedicht gefällt mir gut. Rhythmik und Sprachmusikalität sprechen mich nebst Sinnhaftigkeit an. Erinnert mich ein wenig an den expressionistischen Nachkriegs-Lakonismus mit seiner prägnanten Kürze der Rede und seiner Konzentration auf das Wichtigste. Ein gewisses Maß an kryptischer Dunkelheit und Mehrdeutigkeit war diesem ja durchaus auch zu eigen. Den Titel interpretiere ich als eine Wortkomposition aus „morgen“ und „grauen (Entsetzen)“. Ich verfasse ja eher Langgedichte. Aber es gibt viele lyrische Spielarten, die alle ihre eigene Schönheit besitzen. BG H."

13.07.19 - Kommentar zum Text  urzeitgemäss von  Artname: "Hätte mir persönlich noch besser gefallen, wenn du es auf noch mehr Verse umgebrochen hättest. Ein rhythmisch tanzendes Klanggebilde voller Klangfiguren. Sehr schön. Ein Auszug von meiner Profilseite: „und das wort diese lausige zufallshure die an unserem mund hängt um mit jedem von der treue zu flüstern“ – Said: ruf zurück die vögel; 110 Seiten; C.H. Beck Verlag, München – „Ein edler Mensch beurteilt niemanden nur nach seinen Worten. In einer kultivierten Welt blühen Taten, in einer unkultivierten Welt Worte“. (Konfuzius) BG H."

12.07.19 - Kommentar zum Text  Kunst von  juttavon: "Gefällt mir, liebe Jutta. Ich werde mich aber noch eingehender mit dem Gedicht beschäftigen. ;-) HG H."

01.07.19 - Kommentar zum Text  "du musst dein Leben ändern" von  juttavon: "Ein beeindruckendes Gedicht, liebe Jutta, was Sinnhaftigkeit, Sprachrhythmus und Musikalität anbelangt. Auf Stilmittel, die ich durchaus sehe, wie Assonanz und Konsonanz, auch Alliteration stellenweise, gehe ich nicht extra ein, da mir der Versuch einer Deutung wichtiger erscheint. Du musst dein Leben ändern! So lautet die Aufforderung des Titels. Was ist Leben? Das Leben ist kein Konglomerat von vagen, nicht genauen, nicht klar umrissenen, unbestimmten Ereignissen oder Zufällen. Das Leben ist ein Spiegelbild unserer Meinungen, Ansichten, Überzeugungen, Vorstellungen, Wahrnehmungen, Einbildungen, Glaubenssätze, unserer Betrachtungen, unserer Anschauungen. Wenn ich das Leben als unzuverlässig, als böse, gefährlich, als hinterhältig, als nicht vertrauenswürdig, als unkalkulierbar ansehe, werde ich es so erleben. Wenn ich von schamhaften Gedanken beherrscht werde, werde ich beschämt werden, bei schuldhaften Gedanken beschuldigt, etc. pp. Das Leben als Spiegel unserer selbst, wenngleich verzerrt durch unsere Projektionen. Das Problem ist, viele unserer Überzeugungen schlummern im Unbewussten. „ich stoße ja nicht an dich / wenn Glas an Glas wir seufzen“ Nein, du stößt nicht an mich, ich stoße stets an mich selber. Und umgekehrt. Was zusammenstößt und das Glas u. U. zersplittern lässt, sind unsere Projektionen, unser Projizieren auf andere. Ein gemeinsames Seufzen sollte nie aus dem Auge verlieren, dass es zuallererst ein Seufzen über sich selbst ist. „das Glas so rissig ist / Gefahr für überschwemmte Sinne / fliehenden Sinn“ Glas als Sinnbild der Transparenz und des himmlischen Elements, will sagen, der Aufhebung aller Grenzen, aller vermeintlich unvereinbaren Gegensätze, ein Bild für eine metaphysische Dimension, aber durchaus auch ein Bild für den tieferen, wahren Zustand des Menschen. Das Glas ist nicht rissig. Wir spiegeln uns nur darin. Das chinesische Schriftzeichen für Krise besteht aus zwei Teilen: der eine Teil symbolisiert Gefahr oder Risiko, der andere Chance. D.h. eine Krise ist eine gefährliche Chance. Wenn wir die Chancen von Krisen erkennen und nutzen, dann können wir uns weiterentwickeln und wachsen. Zufälle sind Illusion. Alles hat potenziell Sinn und kann wachstumsfördernd sein. Aber nicht alles Tun ist zwangsläufig sinnvoll. Um den „fliehenden Sinn“ zu erkennen, bedarf es Achtsamkeit, Selbsterkenntnis, Bewusstwerdung. Die Sinne sind die Pforten unserer Wahrnehmung. Wahrnehmung erschafft u. a. die Welt. Unsere Sinne können überschwemmt sein, überflutet, sowohl von geistigen wie materiellen Belangen. Der unsachgemäßen Umgang damit birgt Gefahr. Eine Saite, die zu straff gespannt ist, reißt. Eine Seite, die zu schlaff gespannt ist, klingt nicht. Der Weg der Mitte ist anzuraten. Im Folgenden möchte ich etwas zum Titel sagen: Wenn ihr euch (selbst) erkennt, dann werdet ihr erkannt werden. Wenn ihr euch aber nicht erkennt, so seid ihr in Armut und ihr selbst seid die Armut. Das steht im apokryphen Thomasevangelium. Ähnlich die einstige Inschrift am Apollotempel von Delphi: Erkenne dich selbst. Konkreter der Ausspruch Jesu im NT: Auf Griechisch lautet diese Aufforderung "Metanoiete!" Damit ist wörtlich „Umkehr" gemeint. Wenn Jesus also Menschen zur Umkehr aufruft, dann will er, dass seine Zuhörer zunächst erkennen, wie ihr Leben verläuft. Sie sollen sich selbst erkennen. Wer umkehren soll, soll etwas Bestimmtes an sich erkennen, nämlich, dass das eigene Leben in eine falsche Richtung verläuft. Sonst macht die Aufforderung keinen Sinn. Hier schließt sich der Ring zu deinem Gedichttitel. „Du musst dein Leben ändern“. das neuzeitlich entdeckte Ich / taucht in die Stärke des Du oder Wir / oder fremd Du nimmst Bezug auf S. Freuds „ICH“. Näher darauf einzugehen, sprengt hier den Rahmen. Der Weg kann nur sein: Vom ICH zum DU zum WIR. Das Ich ist nur eine vorübergehende Chimäre, die aber für unsere Entwickelung notwendig ist. „was bleibt dass wir uns trauen können / einfach für manche Tiere zu schreien / oder schreiben oder überschreiten“ Tiere stehen allgemein für Triebe, Instinkte, Leidenschaften und Begierden, für alles das also, was man als primitiv ablehnt, aber doch nicht übermäßig unterdrücken darf. Grob gesagt ist es das „ES“ in Freuds Strukturmodell der Psyche. „Zu schreien“ interpretiere ich mit akzeptieren, als zu sich gehörend wahrnehmen, als ein nicht verdrängen bzw. unterdrücken. Das Unterdrückte, Verdrängte schreit sinnbildlich. Tiere stellen Energiefelder aus den Tiefen der Seele dar und repräsentieren unsere Triebe und Instinkte, die von unserem Über-Ich, jene durch die Erziehung entwickelte und als eine Art Richtschnur der Kontrolle dienende, regulierende Instanz der Persönlichkeit verurteilt und durch Selbstbestrafung sogar sanktioniert werden können (S. Freud). Hier rede ich nicht einem zügellosen Ausleben das Wort, vielmehr einer Umgestaltung bzw. Transformierung. Dass das nicht von heute auf morgen geht, dürfte klar sein. Zu Beginn steht auch hier das Erkennen. „was bleibt dass wir uns trauen können / Eine Umkehr am Grunde unseres Bewusstseins ist vonnöten. Wir können uns nicht nur trauen, wir müssen uns trauen, wenn wir uns bewusstseinsmäßig entwickeln wollen. Durch unsere Schatten zum Selbst zu gelangen im Sinne von Jungs Individuation. Eine Veränderung unserer Überzeugungen und Glaubenssätze, aber auch unserer Worte, unseres Denkens ist notwendig. Unsere Gedanken haben mehr Macht, als wir uns vorstellen wollen. Transformation ist der Weg, das Gedicht nennt es „überschreiten“. Dein Gedicht enthält eine Fülle von in die Tiefe reichenden Gedanken, liebe Jutta. So lese ich es zumindest. Für mich ist es ein sehr starkes Gedicht. Ich habe mal einen gewagten Interpretationsversuch gemacht. HG H."

01.07.19 - Kommentar zum Text  erinnern von  juttavon: "Gefällt mir sehr gut, liebe Jutta. Da du die Interpretation vorweggenommen hast, bleibt mir diese Arbeit diesmal erspart. Ich wäre allerdings zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt. ;-) Was die Sprachmusikalität und den Rhythmus anbelangt, habe ich nicht das Geringste auszusetzen. Feiner Sprachfluss, hervorgerufen durch die assonantischen und konsonantischen Klangfiguren. Fein. HG H."

25.06.19 - Kommentar zum Text  aufgeben von  juttavon: "Starkes Gedicht, liebe Jutta. Bild- und sprachmächtig. An wen sich das lyr. Ich auch immer wenden mag, womöglich an sich selbst, festzuhalten bleibt: "Alles Fleisch ist Gras, das Gras ist verdorrt, fürwahr, das Volk ist Gras! Der Mensch, wie Gras sind seine Tage; wie die Blume des Feldes, also blüht er. Denn ein Wind fährt darüber, und sie ist nicht mehr, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Menschen blühen aus den Städten hervor wie das Kraut der Erde; die Gesetzlosen sprossen wie Gras und blühen. Euer Herz aber wird sich freuen, und euere Gebeine werden sprossen wie das junge Gras." So heißt es in den alten Schriften. Diesen Zustand der Endlichkeit aller Dinge in ihrem jetzigen Zustand beschreibst du in starken Bildern zu Beginn deines Gedichts. So lese ich es. Das mag das natürliche Lebensende sein, eine schwere Krankheit oder aber eine tödliche Erkrankung. Wie auch immer, wann auch immer, dieses Ende steht fest, darüber mag unser kluges und teils überhebliches Reden und Tun, unser Anhäufen von was auch immer, unser Streben nach Nichtigkeiten eine Zeit lang hinwegtäuschen. Es ändert letztlich daran nicht das Geringste. Da du offensichtlich auf Camus’ „Mythos vom Sisyphos“ anspielst, möchte ich einige Aussagen daraus voranstellen, da sie für meine Interpretation wichtig sind. „Sisyphos ist der Held des Absurden. Dank seiner Leidenschaften und dank seiner Qual. Seine Verachtung der Götter, sein Hass gegen den Tod und seine Liebe zum Leben haben ihm die unsagbare Marter aufgewogen, bei der sein ganzes Sein sich abmüht und nichts zustandebringt. Es gibt kein Schicksal, das durch Verachtung nicht überwunden werden kann. Nur lehrt Sisyphos uns die größere Treue, die die Götter leugnet und die Steine wälzt. Auch er findet, dass alles gut ist. Dieses Universum, das nun keinen Herrn mehr kennt, kommt ihm weder unfruchtbar noch wertlos vor. Jedes Gran dieses Steins, jeder Splitter dieses durchnächtigten Berges bedeutet allein für ihn eine ganze Welt. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Ein Leben ohne eine spirituelle Ausrichtung ist m. E. ein absurdes, widersinniges Leben, wobei der Begriff „absurd“ aus dem Lateinischen kommt und misstönend, unrein klingend bedeutet. Den Begriff „Klang“ hatten wir ja kürzlich erst in einem deiner Gedichte. In einer absurden Welt des Existenzialismus, wie sie u. a. auch von Camus postuliert wird, mögen obige Aussagen folgerichtig sein. Nichtsdestotroz sind es m. E. Aussagen eines im Denken verirrten Menschen, die ich nicht in letzter Konsequenz ernst nehmen kann und will, wenngleich ich Camus als Literaten durchaus zu schätzen weiß. Die auch davon zeugen, dass er, Camus, niemals wirklich an diesem Punkt der allertiefsten Verzweifelung und des tiefsten Schmerzes gestanden hat, denn dort, wo nichts mehr Sinn zu machen scheint, ertönt ein anderer Klang, der Urklang, der jedem Menschen innewohnt, der uns durchtönend ruft. Es sei denn, dieser Klang liegt unter einem Riesenfelsblock verschüttet, wo er ungehört verschallt. Und dieser Zustand ist das Gegenteil von Glück, er verdient größtes Mitleid. Es ist die Hölle des Sisyphos. In einer Endlosschleife den Stein den Berg hinaufzuwuchten, welch trübes Schicksal. Da hilft alle philosophische Verbrämung nichts. Wenngleich wir uns alle hinterfragen sollten, welche Steine wir endlos im gleichen Trott stets auf dieselbe Art fortbewegen. Dem möchte ich ein Gedicht von Zenetti gegenüberstellen. „Mir ist ein Stein vom Herzen genommen: meine Hoffnung die ich begrub ist auferstanden wie er gesagt hat er lebt er lebt er geht mir voraus! Ich fragte: Wer wird mir den Stein wegwälzen vom dem Grab meiner Hoffnung den Stein von meinem Herzen diesen schweren Stein?“ (Lothar Zenetti) Und nun kehre ich zu deinem Gedicht zurück. „wo er seinen Stein den Berg hinaufrollt fragt keiner nach den Worten die übrig geblieben aus dem Staub entfliehen“ In dieser absurden Welt des Existenzialismus, des Sisyphos, wie Camus ihn sieht, ist kein Raum für Worte eines Lothar Zenetti. Niemand fragt danach, dabei sind sie es, die alleinig Nachhaltigkeit aufweisen, von Dauer sind, wenn alles zu Staub zerfallen ist. Wo sie ungehört bleiben, entfliehen sie allerdings. „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht“. (Psalm 121) Auf dem gleichen Berg, an dem Sisyphos sein elendes Steinerollen vollführt, ist potenziell auch das Göttliche zu finden. Aber eben nur für den, der danach fragt. Manch einem mögen solche Gedanken noch absurder erscheinen als Camus’ Thesen. Jedem seinen eigenen Sisyphos. Oder das Gegenteil. Wir haben viel Zeit zu lernen. Sehr viel Zeit. HG H."

25.06.19 - Kommentar zum Text  ein Du von  juttavon: "Liebe Jutta, dein Gedicht gefällt mir, aber diesmal „etwas“ weniger von seinem Sprachrhythmus bzw. seiner Sprachmusikalität her als von seinem Inhalt, wobei ich der Lesart von „niemand“ einiges abgewinnen kann, mit dem Zusatz, dass es auch eine Lebensfurcht oder Lebensangst gibt. Bei letzterem denke ich an Edvard Munch. Wenngleich Furcht bzw. Angst sich ja voneinander unterscheiden. Das aber nur am Rande. Nun ja, du wirst es mit Würde tragen. Außerdem hast du insgeheim schon lange sehnsüchtig auf ein wenig Kritik meinerseits gewartet, unterstelle ich mal. Also mir geht es so. ;-) Eine Habakuk’sche Version, der Hitze geschuldet, nur zur Unterhaltung: blättert sich auf das schweigen im wind der alte mit furchtgegerbter haut hackt im frühjahr sein greises beet über den holzzaun geworfen der blick das wort seit ewigkeiten verweht ein lächeln gemeinsam des herzens schlag Das nächste Mal gibts wieder uneingeschränktes Lob, liebe Jutta. ;-) HG H."

28.05.19 - Kommentar zum Text  Mythen von  juttavon: "Schönes Gedicht, liebe Jutta. Die etymologische Bedeutung des Wortes „Mythos“ bedeutet ja Überlieferung aus der Vorzeit eines Volkes in Form von Dämonen-, Götter- und Heldensagen. Träume und Mythen als verborgene Sprache der Seele. C. G. Jung und viele andere bedeutende Psychologen haben sich mit der Welt der Archetypen, Träume, Mythen und mit den Entwicklungsprozessen der Seele beschäftigt. Das ist auch das Thema deines Gedichts. Joseph Campell, ein US-amerikanischer Professor und Autor auf dem Gebiet der Mythologie betrachtet den Mythos als einen geheimen Zufluss, durch den die unerschöpflichen Energien des Kosmos in die Erscheinungen der menschlichen Kultur einströmen. Religionen, Philosophien, Künste, primitive und zivilisierte Gesellschaftsformen, die Urentdeckungen der Wissenschaft und die Technik, selbst die Träume, die den Schlaf erfüllen, all das gärt empor aus dem magischen Grundklang des Mythos. So sehr die Mythen im Detail variieren, ihre Strukturen sind einander sehr ähnlich. Sie haben ein universelles Muster. Traum, Mythos und Wirklichkeit sind als miteinander kommunizierende Wirklichkeiten zu sehen. Der Traum ist nach Campbell ein "verpersönlichter Mythos", er verbinde mit der eigenen Lebensgeschichte ebenso wie mit dem Menschsein ganz allgemein. In eindrucksvollen Bildern beschreibst du diesen Prozess. Einzelne Verse explizit herauszugreifen bedarf es nicht. Jedes Bild bringt das oben Gesagte anschaulich zum Anklingen. Sprachklang und Rhythmus wohnen deinen Gedichten ja stets inne. Nicht unerwähnt lassen will ich einige Klangfiguren deines Gedichts. Alliterationen fallen mir auf bei „Flügeln - Faser - Flut - Flussbett - fliegen - flackernde Felswände - Feuer“. Oder: „Schlaf - schwarze Schattierung - Schritt - Schatten“. Assonanzen sehe ich bei a, e, i, o, u sowie den Umlauten ä, ö und ü, ohne jetzt jeden Einzelfall aufzuzeigen. Mir ist schon klar, dass strenggenommen die Begriffe Alliteration sowie Assonanz nur im Zusammenhang mit benachbarten Wörtern bzw. Wörtern, die innerhalb eines Verses oder einer Strophe aufeinanderfolgen, benutzt wird. Ich sehe das etwas großzügiger und für mich ist jedes Gedicht in diesem Zusammenhang eine syntaktische Einheit und der Wohlklang, der aus dem Gleichklang der Anlaute bzw. Vokale erfolgt, kann sich für mich auch aus weiter voneinander entfernten Versstrukturen ergeben. Ich sehe insofern ein Gedicht als einheitlichen Klangkörper. Da werden die sogenannten „Experten“ womöglich widersprechen. Macht mir aber knapp die Hälfte, will sagen, ist mir wurscht. Auf die Klangfigur „Konsonanz “ könnte ich auch noch eingehen, da sich in deinem Gedicht reichlich Konsonanzen finden lassen. Ich belasse es aber diesmal bei den bisherigen Ausführungen und begnüge mich mit einem relativ kurzen Kommentar. ;-) Mir gefällt dein Gedicht. HG H."

24.05.19 - Kommentar zum Text  Aktionskunst von  juttavon: "Der Titel deines Gedichts gibt mir einen ersten Hinweis zur Interpretation deines schönen Gedichts, liebe Jutta. Hoffe ich. Das implizite lyrische Ich identifiziert sich mit einem Schmetterling. Der Mensch erlebt die Natur durch seine radikal subjektive Sichtweise. Der Schmetterling nimmt hier also charakteristische menschliche Züge an, was seine Empfindungen und inneren Handlungsantriebe (Impulse) anbelangt. Der Schmetterling ist ein instinktgesteuertes Wesen, will heißen, zeigt in bestimmten Situationen ein nicht bewusst gelenktes, aber der Natur inhärentes artspezifisches Verhalten. In der Aktionskunst ist nicht selten der Künstler selber Bestandteil des Werkes und sein Körper künstlerisches Medium. Während für ein klassisches Kunstverständnis die Trennung von Subjekt und Objekt Voraussetzung ist, in dem der Künstler ein von ihm ablösbares Artefakt schafft, geht es in der Aktionskunst um Handlungen, in die der Künstler (hier das implizite lyr. Ich) unmittelbar involviert ist. In diesem Zusammenhang verstehe ich Aussagen wie „entfalten den Aufstand, besetzen das Brennesselfeld, aus Gemüt noch eines Jahres Glück“. Alles Empfindungen bzw. Handlungen menschlicher Art, die einem Schmetterling so nicht zu eigen sein dürften. Nicht nur in Griechenland, sondern auch bei vielen primitiven Völkern, gilt der Schmetterling als Symbol für die Seele. Das kann damit erklärt werden, dass der Schmetterling bis zu seiner endgültigen Gestalt einige Entwicklungsstadien durchläuft und dann in der letzten Stufe der Puppe entschlüpft, dies kann als Bild für eine vom Körper befreite Seele verstanden werden. Aus demselben Grund ist der Schmetterling auch oft ein Bild für Verwandlung, Auferstehung und Wiedergeburt. Im Medizinrad der Indianer wird der Schmetterling dem Schmetterlingsclan zugeordnet. Dies ist der Clan, der mit dem geistigen Aspekt des Seins assoziiert wird. Schmetterlinge sind Meister der Transformation. Sie alle beginnen ihr Leben als Raupen, ernähren sich von Pflanzen, bis sie einen Kokon spinnen können, und verwandeln sich dann, nach einer Phase des Schlafes, in Schmetterlinge. Als solche ernähren sie sich von Blumen und helfen diesen bei der Vermehrung, indem sie deren Pollen verbreiten. Auf diese Weise bringen sie dem Rest der Schöpfung die Gabe der Schönheit. Sprachlich erzeugen helle Vokale eine heitere und gelassene Stimmung, wohingegen dunkle Vokale eher trüb und gedrückt wirken. A und u zählt man grundsätzlich zu den dunklen Vokalen, sie vermitteln eine Stimmung von tiefen Tönen, von Dumpfem, von schwer Lastendem oder Bedrohlichem. Andererseits wird der Vokal a im Schrifttum aber auch als der „heitere Vokal der ruhigen Gegenwart“ bezeichnet. Dies gilt gleichermaßen für den Diphthong au, wenngleich auch dieser ambivalent zu sehen ist und außerdem für Schneidendes, Unabänderliches, Trennung, Trauer und Schmerz (Assoziation: "Au"!) stehen kann. Ich denke in diesem Zusammenhang an die Wörter „Lauen, Aufstand, Arien, entfalten, das, Herzwand, entbrannt, Jahres“ in deinem Gedicht. Die Umlaute ü und ä zählen grundsätzlich zu den hellen Vokalen. Es sind Zwischenlaute zwischen einem a bzw. u und vermitteln dem Leser u. U. den Einruck, dass das lyrische Ich sich im Übergangsbereich von zwei verschiedenen Gefühlen befindet, einerseits der Sehnsucht nach einer vom Körper befreiten Seele und andererseits der noch vorhandenen Körpergebundenheit. Auf dein Gedicht bezogen fallen mir da die Wörter „Stück, Flügel, gnädig, Gemüt, Glück“ ins Auge. Ansonsten sehe ich sehr oft die Vokale e und i: Diese hellen Vokale evozieren eine fröhliche, aber auch aufgeregte Stimmung, was auch für den Diphthong ei gilt. Die einzelnen Wörter füge ich jetzt nicht an, sie sind aber leicht im Gedicht nachzuvollziehen. Harte Konsonanten bzw. Konsonantencluster wirken aggressiv und abweisend. Beispielhaft in „Stück (st, ck), entfaltet (t, tf, lt), gerüstet (r, st, t), zerbrechlich (z, r, br, ch). Etc. pp. Weiche Konsonanten sehe ich fast in jedem Wort: b, d, g, m, n, l. Die einzelnen Wörter erspare ich mir. Auffällig ist die besondere Häufigkeit der Konsonanten n sowie g. Meine Absicht war, darzulegen, wie die Gefühlsambiguität des lyr. Ich auch in den Vokalen und Konsonanten Niederschlag gefunden hat. Weiterhin fallen mir die Klangfiguren Konsonanz, Assonanz und Alliteration auf. Mehrfache Konsonanzen bei n bzw. l, Assonanzen bei a, e, ü, Alliterationen bei a, b, d, e, g, s, z. Reim bei Stück, Glück. Ein feines Gedicht, liebe Jutta. Rhythmisch, bildhaft, sprachmusikalisch, klangvoll und zudem voller rhetorischer Stilmittel. Ob meine Interpretation mit der Intention der Dichterin im Einklang steht, sei dahingestellt. ;-) HG H."

15.05.19 - Kommentar zum Text  mal träume ich von  Sternenpferd: "Gefällt mir. Viele Klangfiguren in dem Gedicht. Die Wortbildungen „blaut, schneewund“ sind eindrücklich. BG H."

08.05.19 - Kommentar zum Text  Klarsicht von  juttavon: "Ein wunderschönes Gedicht, liebe Jutta. Das lyr. Ich wendet sich in deinem Gedicht an ein lyrisches Du, ein Begriff, den es als eigenständigen Terminus nicht gibt. Das Ich und das Du des Gedichtes sind eins und werden zum flüchtigen Wir. Das Du könnte ggf. auch eine reale Person darstellen. Ich lese viel Sehnsucht bereits in der ersten Strophe. „Ankommen“ bedeutet ja die Überwindung einer räumlichen und zeitlichen Trennung, umgangssprachlich gar „zur Welt kommen“, will sagen, geboren werden. Augen assoziiere ich mit dem Organ des Lichts, der Bewusstheit, aus der nach einem der ägyptischen Schöpfungsmythen die Welt entstanden ist. Stimmiger scheint mir aber in deinem Gedicht das Auge als Spiegel der Seele, als empfangendes Organ zu sein. Womöglich wird in der ersten Strophe die Reise zum inneren Mann (Animus) bzw. zur inneren Frau (Anima) beschrieben. Es handelt sich hierbei um zwei der wichtigsten Archetypen, also im kollektiven Unbewussten angelegte, von individueller Erfahrung unabhängige Strukturen aus der analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung. Diese Reise wäre ein Teilaspekt der Individuation nach C. G. Jung. An die „Chymische Hochzeit“ bzw. „Hieros-Gamos (heilige Hochzeit)“ könnte man in diesem Zusammenhang ebenfalls denken, die Vereinigung verschiedenster, komplementär wirkender Gegensatzpaare, die gemeinsam zu einer höheren Einheit werden. Diese neu entdeckte innere Person, zu der eine Beziehung aufgebaut wurde, bringt dem Einzelnen bewusst und gezielt eine Fülle neuer Einsichten und Einstellungen, die ihm bis dahin unzugänglich waren und die die Persönlichkeit bereichern. „Fragen nach dem Weg der Gangart des Zarten das Warten und Untergehen oder das Wehen auf der Haut verschenken“. Dass dieser Prozess sich auch in der Liebe, der Annäherung wiederfindet, wird in obigen Versen schön verbildlicht. „Warten und Untergehen“ weist evtl. auf die potenziell schwierigen Momente (Sehnsucht, Hoffnung, Zweifel, Angst, Geduld, Enttäuschung) hin. „zeitgleich unsere Stimmen in Höhlengängen“ verdeutlicht die schon immer bestehende Verbindung dieser Persönlichkeitsanteile auf einer höheren Ebene des Unbewussten. „im Bangen der Mut uns an das Drehen der Erde zu lehnen“ ist ein wunderbares Bild. Der Rotation, der Eigendrehung entspräche psychologisch sinngemäß die Forderung zur Individuation, also dazu, ein einmaliges Wesen, ein Individium zu werden. Der Revolution, der Bewegung um die Sonne, entspräche die Forderung, sich einzuordnen in ein größeres, höheres Ganzes, in überpersönliche Zusammenhänge. Damit einhergehend haben wir uns der Angst zu stellen, die ggf. droht, wenn wir aus dem Massenmensch-Modus ausbrechen, aus der Geborgenheit des Dazugehörens und der Gemeinsamkeit herausfallen, was Einsamkeit und Isolierung bedeuten kann. „die Leere der Hände zu teilen“ ist wieder ein eindrucksvolles Bild. Dieses Paradoxon erinnert mich an Zen-Buddhismus. Erlösung bedeutet, sich der Leerheit und gleichzeitig der Zugehörigkeit zu allem bewusst zu werden. Vllt. will dieser Vers auf das spirituelle Eingebettetsein des ganzen Prozesses hinweisen. Soweit zur Deutung. Einige Sätze zur sprachlichen Gestaltung. Für mich ein sehr sprachmusikalisches Gedicht mit Rhythmus und ausgeprägter Bildhaftigkeit. Die Klangfiguren „Assonanz, Alliteration und Konsonanz“ sind auffällig. Exemplarisch einige Beispiele: 1. Vers: Alliteration bei a in „angekommen/Augen“, Assonanzen bei e, i in „angekommen/in/deinen/Augen/spiegeln, Konsonanz bei n 2. Vers: Assonanz bei a, e, Konsonanz bei g, n 3. Vers: Reime bei Zarten/Warten, Gehen/Wehen, Assonanz/Alliteration bei und/Untergehen, 4. Vers: Assonanzen bei a, e, Konsonanzen bei h, n 5. Vers: Assonanzen bei e, i, ö und e in „Höhlen“ bzw. ä und e in „gängen“ werden assonantisch als ähnlich klingend anerkannt. Im letzten Vers sei das Stilmittel Paradoxon/Oxymoron hervorgehoben. Insgesamt betrachtet ein prima Gedicht mit Wiedererkennungs-Charakter. Typisch JvO. ;-) HG H."

23.04.19 - Kommentar zum Text  Worte fallen von  juttavon: "Liebe Jutta, ein ausdrucksstarkes und sprachmusikalisches Gedicht, das auch stilistisch und inhaltlich zu überzeugen weiß. Konsonanten, wenn wir sie sprechen oder singen, ebenso wie die Vokale, üben eine wirkungsvolle Resonanz im Körper aus. So wie Farben in einem Gemälde ihre eigene Sprache sprechen – ein kühles Blau, ein beruhigendes Grün, ein flammendes Rot – kann der Klang von Wörtern eine bestimmte Stimmung transportieren. Alle Strophen, so dünkt es mir, versuchen eine Balance zwischen hellen und dunklen Vokalen, weichen (stimmhaften) und harten, scharfen (stimmlosen) Konsonanten zu wahren, wobei letztere jeweils eher eine agressive, harte, zornige, trübe, gedrückte Stimmung wiedergeben. Anzufügen ist, dass Konsonanten am Wortende stets als hart und stimmlos klassifiziert werden. Vokale a, o, u, au bezeichnet man als dunkel. U und O vermitteln eine Stimmung von tiefen Tönen, von Dumpfem, von schwer Lastendem oder Bedrohlichem. „Regnet es „a, o und u“, zieht sich die Stimmung zu! Exemplarisch hier das agressive „W“ in „Wilde, Wachturm“, wenngleich das W theoretisch auch sanftes Wohlgefühl auszudrücken vermag (z. B. wohlig, warm weich, wunderbar, Wonne). Ferner das Präfix „zer“ mit seinem scharfen „z“ in Verbindung mit dem agressiven „r“ in „zerreiben“. Im Gegensatz dazu die hellen, weichen Umlaute „ä, ü“ sowie die weichen Konsonanten (b, d, f, h, m und n) in der ersten und den folgenden Strophen. Die Konsonaten „k, p, r, t“ drücken das Gegenteil aus. Zu den hellen Vokalen zählen die Buchstaben e und i. Hinzu kommen die Diphthonge äu beziehungsweise eu und ei sowie ie. Auch zu den hellen Vokalen gehören alle Umlaute, also ä, ö und ü. Auf die Konsonanten im Einzelnen einzugehen wäre zu umfangreich. Diesbezüglich wirken auch die zweite, dritte und vierte Strophe sowohl relativ düster als auch freundlich-hell, was die Klangfarbe durch die Aussprache einzelner Laute, die ja die Stimmung ausdrücken, anbelangt. In allen Strophen wird der Rhythmus und Sprachklang sowohl von Assonanzen, Alliterationen als auch Konsonanzen erzeugt, aber nicht unerheblich ebenso durch die Klangfarbe der Vokale und Konsonanten. Beispiele für Alliteration: wilde/Wachtürme, Minute/Minute, gezählte/Gewicht, fliehen/Felsen, einsam/Eindruck, Spuren/sind, Leben/Luft, Hin/Hütten, Kind/klettern, rieben/rot, Herz/Hundefell, Flügel/Flüsterwort. Beispiele zu Assonanzen: bei a: aus/Wachtürme/Sand/auf bei u: zu/Luft/Minute bei i: fliehen/in/die/sind/einsam/Eindruck/ins/stiegen/ etc. pp. Zum Inhalt einige Sätze. Das lyr. Ich beschreibt m. E. seinen rückwärtsgewandten Blick auf die Kindheit. Hände assoziiere ich mit Handeln, Begreifen, Erkennen, will sagen, Hände sind mit dem Akt der Erkenntnis verknüpft. Im weiteren Sinne könnte man das Gedicht auch als Beschreibung eines Entwickelungsabschnitts der Individuation (C. G. Jung) betrachten. Dass dieser Vorgang mit einer gewissen Agressivität einhergeht, habe ich weiter oben angesprochen. Das Ich erkennt die „Wilden“ in sich. Wild verknüpfe ich hier mit ursprünglich, unverbogen, ungezähmt, natürlich, kurzum: Das ursprüngliche Kind in uns. Das Ich erkennt womöglich sein inneres Kind. Die inneren Schutzmauern, die zum Überleben nötig waren, können fallen. Das Über-Ich in Gestalt des Eltern-Ich als Gefängnis mit Wachtürmen bildlich dargestellt, könnte auch ein Blickwinkel sein. „Zartheit“ im Gedicht meint vllt. Zerbrechlichkeit, Verletzlichkeit, „Gewicht“ evtl. Schwere, Last, Bürde. 2. Strophe: „Fliehen in die Felsen“ ist ein deutungsschwangeres Bild mit vielen Ebenen. Fels assoziiere ich mit Unveränderlichkeit, Sicherheit, Idealismus, innerer Festigkeit, Ausdauer, Standhaftigkeit und unerschütterlichem Selbstvertrauen. Allgemein kann darin auch eine starke Persönlichkeit zum Vorschein kommen, deren Leben auf einer sicheren Grundlage steht, von festen Überzeugungen getragen wird, die dadurch vielleicht aber auch etwas unbeweglich und intolerant wirkt. Wenn der Mensch auf festem Grund steht, kann er überleben. Ein möglicherweise spiritueller Aspekt könnte ebenfalls in dem Bild „Fels“ enthalten sein. Die Spuren einer Kindheit können sich ins Leben einbrennen, einen dauerhaften Eindruck hinterlassen. Wir müssen uns ihnen zuwenden, sonst bleiben sie „einsam“. „Klare Luft, Hütten“. Stickige Luft deute ich als ein Bild für unbewältigte Probleme oder die Schwierigkeit, sie zu bewältigen. Klare Luft ist das Gegenteil davon. Hütten sind ein Symbol für Geborgenheit, für einen sicheren Ort in einer bedrohlichen Situation, ein Sinnbild für Zuflucht. Sie rochen nach Milch und Holz. Milch kann für Mütterlichkeit, Geborgenheit, Zuwendung stehen. Holz ist stabil, gleichzeitig aber wandelbar und elastisch. Als Brennstoff verwendet, wird Wärme damit in Verbindung gebracht. Die chinesische Philosophie geht davon aus, dass sich die fünf Elemente Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz im Gleichgewicht befinden, aber sich gegenseitig beeinflussen. Daher ist es wichtig, die Bedeutung und Symbolik jedes einzelnen zu kennen, um ihr Zusammenwirken verstehen zu können. Die dritte Strophe rekapituliert einige schöne Kindheitserlebnisse. Womöglich beschreibt sie aber auch, wie ein Kind sich aus bedrückenden Umständen in seine kindliche Fantasiewelt zurückzieht. Die letzte Strophe zieht ein Resümee. Ja, wir hätten Flügel gebraucht. Kinder haben in ihrem ursprünglichen Zustand diese Flügel, bis sie ihnen gestutzt werden. Als Erwachsene haben wir diese Flügel nicht mehr, müssen es uns hart zurückerobern, wieder zum Kind werden zu dürfen. Der Trigraph und Zischlaut "Sch" in „Schulterblätter“ sowie das scharfe Z in „zwischen“ drücken vllt. nochmals Schärfe, Kraft, Zorn, Aggression aus. „Nun flieg‘ ich zu dir und zu mir mit Händen voller Worte“, will sagen, das lyr. Ich macht sich auf, mittels geistiger Arbeit sein Bewusstsein zu entwickeln (fliegen), zu Begreifen (Hände), Schritt für Schritt sich seinem Selbst (Individuation), (zu mir), anzunähern, ohne zwischenmenschliche Aspekte auszuklammern (zu dir). Ein schönes Gedicht, liebe Jutta. Klangfarbig und bildhaft. Sprachmusikalisch zudem. Gefällt mir sehr. Ein wenig lang geworden, mein Kommentar. Aber ich wollte ja noch mal doppelt zuschlagen, wie angekündigt. HG H. Kommentar geändert am 23.04.2019 um 01:27 Uhr"

05.04.19 - Kommentar zum Text  Aphorismen zum Gähnen von  EkkehartMittelberg: "Jede Kurzweil wird auf Dauer langweilig, aber nicht jede Langweile wird zwangsläufig kurzweilig. Man sollte die Langweil nicht unterschätzen. Aus Sicht der Philosophen, hier der Existenzialismus-Begründer Sartre und Camus, ist die Langeweile eine der zentralen Erfahrungen, ohne die der Mensch sein eigenes Sein nicht erkennen kann. BG H."

31.03.19 - Kommentar zum Text  Nur wenige können dir das Wasser reichen von  EkkehartMittelberg: "Immer lesenswert, dein Dichter-Bedichten. Deine Inspiration scheint unversieglich. BG H."

27.03.19 - Kommentar zum Text  Es wird still um einen Großen von  EkkehartMittelberg: "Allemal lesenswert und informativ zudem. Gekonnt in die Form eines Sonetts gebracht. BG H."

24.03.19 - Kommentar zum Text  Konsequenz von  EkkehartMittelberg: "Wer nicht ganz dicht ist, sollte jedes Gedicht so lange verdichten, bis lediglich ein Punkt übrig bleibt. Und der ist letztendlich auch überflüssig. ;-) BG H."

Diese Liste umfasst nur eigenständige Textkommentare von Habakuk. Threads, in denen sich Habakuk an der Diskussion zu Textkommentaren anderer Leser mit Antworten bzw. Beiträgen beteiligt hat, findest Du  hier.

 
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Habakuk hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  einen Autorenkommentar,  einen Gästebucheintrag und  3 Kommentare zu Teamkolumnen verfasst.

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