Rauschmittel

Sonett zum Thema Andere Welten

von  Isaban

Als ich ein Kind war, brachte Gropa mir
von einer Reise eine Muschel mit:
die Muschel mir und sich den Aquavit.
Erwartet hatte ich ein zahmes Tier.

Erst war ich ja enttäuscht, dann er, dann sang
der glatte Muschelmund an meinem Ohr
mir leise seine Fernwehweise vor.
Ich konnte damals stundenträumelang

den immerkühlen Benthoslippen lauschen
und in Gedanken sah ich Segel bauschen,
auf Galeonen wilde Bartgestalten

durch sieben Meere ihren Kurs einhalten;
ich lernte kochen und ihr Gold verwalten.
Nein, ich war kein Statist im Innenrauschen.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (25.05.08)
Ein wesentlich besseres Rauschmittel als alle anderen. Ja, da kann man schon ins Träumern kommen. Schön in Worte gefasst. LG
astromant (62)
(25.05.08)
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Caterina (46)
(25.05.08)
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 Didi.Costaire (25.05.08)
Liebe Sabine,

eine triste Situation: zuerst reist der Opa durch die Weltgeschichte, hinterher brennt er sich einen. Das Kind - offensichtlich ohne Eltern, einsam und traurig - beschenkt er scheinbar achtlos.
Vielleicht hat er sich aber doch etwas dabei gedacht. Jedenfalls geht das Kind auf seine eigene Reise und findet in seinem Traum die Beachtung, die die reale Welt ihm nicht bietet.
Ich durfte kochen klingt dabei für mich etwas merkwürdig. Vielleicht liegt es ja daran, dass du dieses Gedicht um die Mittagszeit eingestellt hast?
Schade finde ich auch, dass durch deine vielen Änderungen die ursprünglich enthaltene Galeone - das Ambivalent zur Gallone des Opas - weggefallen ist. Diese Sequenz war ebenfalls sprachlich berauschend.

Liebe Grüße
Dirk
(Kommentar korrigiert am 25.05.2008)

 Isaban meinte dazu am 25.05.08:
Ja, vielleicht hast du, was die Galeone betrifft, Recht, Dirk. Ich dachte, auf feuchten Planken wird die Schlittergefahr deutlicher. Ich werde noch mal in Ruhe grübeln und hin und her schieben.

Das "durfte" lehnt natürlich an die klassische Mädchen/Frauenrolle und V14 an, hehe, nicht nur zur Mittagszeit. Aber ich glaube, "lernte" leitet besser über, oder?

Danke, du, für deine gedankliche Auseinandersetzung mit meinem Text, für dein reflektives Lesen, das Hinterfragen, deine Interpretation und deine überzeugende Gallonen/Galeonen-Assoziation.

Ich hab's noch mal geändert.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 25.05.2008)

 Bergmann (26.05.08)
Das gefällt mir.
Aber der letzte Vers nicht, weder metrisch noch inhaltlich.
Fabian_Probst (44)
(26.05.08)
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myrddin (47)
(27.05.08)
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