Was wir auf einer Fernbusreise so alles erlebten

Bericht zum Thema Humor

von  tastifix

Ein Sonderangebot des ADAC brachte meine Freundin und mich auf die Idee, ein paar Tage in Italien am Gardasee zu verbringen. Statt weit über 300 Euro sollte die Tour  (Opernbesuch in der Arena von Verona inklusiv) pro Person nur 199 Euro kosten. Dies allerdings nur für die über 50-Jährigen. Wir rechneten fix nach und zählten uns zu dieser Altersgruppe als zugehörig.

Nach telefonischer Klärung einiger organisatorischer Unklarheiten brachte uns mitten in der Nacht ein Taxi von Erkelenz nach Mönchengladbach, wo der Reisebus gegen 2 Uhr die Urlaubssüchtigen einsammelte.

Todmüde verschliefen wir lange Etappen der Strecke. Nur von Zeit zu Zeit weckten uns die mit Grabesstimme verkündeten Weisheiten beziehungsweise eher Nichtweisheiten des zweiten Busfahrers, der sich als Reisebegleiter übte. Weil wir aber in der hintersten Reihe saßen, deshalb von dessen viel zu leise stockend vorgebrachten Erklärungen zu Land und Leuten denn nur ein Drittel verstanden und sogar dies sich als relativ belanglos erwies, nickten wir direkt wieder ein.

Aber Belanglosigkeit kann urplötzlich auch grotesk und darum ausgesprochen beachtenswert werden. Wegen eines Staus wählte der Fahrer einen Umweg und einige Minuten später trauten meine Freundin und ich unseren Ohren nicht:
„Ich weiß nicht, wo es hier weitergeht ...“, beichtete er.
Als der Schock allmählich nachließ, zumal sich unser Führer über den einzuhaltenden Kurs schlau machte, konnte ich mir das Grinsen nicht mehr verkneifen:
„Gibt es ja gar nicht!“

Inzwischen war der Mann wieder guten Mutes, redete aber im gleichen verhaltenen Tonfall weiter, der dann prompt die eine Hälfte der Reisegruppe einlullte. Fröhlich schnarchte sie dem Urlaub entgegen. Die andere, noch hoffnungsschwangere Hälfte fragte dem armen Kerl dort vssensdurstig Löcher in den Bauch. Sie hätten es sich sparen können, denn von denen besaß er anscheinend mehrere Etagen höher genügend.
„Ich vermute mal, dass der Berg, den Sie links sehen, X oder auch Y heißt ...“
Daraufhin zogen wir es vor, sämtliche noch ausstehenden Informationen besser dem Reiseführer zu entnehmen.

Auf unsere Reisegruppe wartete aber noch eine Überraschung der besonderen Art. Jeder Mensch muss mal müssen - erst recht auf stundenlanger Fahrt. Alle zwei bis drei Stunden hielt der Fahrer für eine Pinkelpause. Doch weil er sich auf der die Ausweichstrecke ja nicht auskannte und sich auch nicht rückversichert hatte, wo wohl eine geeignete Raststätte zu finden war, versuchte er denn die mit gequälter Miene dort sitzenden Betreffenden zu beruhigen:
„Wir suchen nach einer ... !“
Tatsächlich noch relativ gelassen sanken wir zurück auf die Sitze. Solcherlei Bemerkungen konnten uns nämlich mittlerweile kaum mehr erschüttern.

Endlich nach geschlagenen dreieinhalb Stunden entdeckte der Fahrer eine Funzel-Raststätte. Für Weiblein und Männlein gab es dort je drei Toiletten. Damit sich die wartende 25-köpfige Weiblichkeit nicht noch in die Hose machen sollte, schickte der Toilettenmann manche kurzerhand in die Herrenabteilung. Sowohl die eintretende Damenwelt als auch die anwesenden männlichen Geschöpfe guckten ziemlich indigniert, fügten sich aber wegen der Dringlichkeit notgedrungen in ihr Schicksal. Handtücher übrigens fanden sich nirgendwo. – So was hatten meine Freundin und ich auch noch nie erlebt!
 
Bald darauf fahndeten wir nach dem Gardasee. Die Strecke dorthin zog sich lang wie ein Gummiband mit Extra-dehn-Effekt. Als wir bereits witzelten, ob wir eventuell stattdessen Modena ansteuern würden, glitzerte endlich Wasser zwischen den Bäumen. Der überwältigende Anblick des Sees entschädigte dann tausendfach für die wahrlich überaus informative Märchenstunde zuvor.

Nach einiger Zeit erreichten wir unsere Domizil-Stadt San Zeno. Dummerweise war dem Fahrer unklar, wie die Straße hieß, auf der das Hotel, welches etwas außerhalb lag, zu finden war. Auf der nachfolgenden, recht spannenden Serpentinenfahrt plumpsten wir zum Glück nicht in die Tiefe, sondern der Bus schraubte sich durch die extrem engen Kurven erfolgreich nach oben, wo uns dann der „Reisebegleiter“ sichtlich erleichtert das recht ansehnliche Hotel direkt an der Straße präsentierte. Die Gruppe quittierte es mit erleichtertem und zufriedenem Raunen.

Das Gepäck im Schlepptau marschierten wir munter zur Rezeption.  Aber dummerweise gehörten wir zu den letzten zehn Ankömmlingen und bekamen zu hören:
„Unser Haus ist voll belegt. Kommen Sie mit. Ihr Hotel liegt nur hundert Meter weiter.“
Ich vermute mal, dass hundert italienische Meter nicht den deutschen entsprechen. Wegen der Ausquartierung sowieso schon leicht angesäuert, stapften wir dann stöhnend  mindestens dreihundert Meter bergan.

Kritisch musterten wir das Haus. Mit dem uns eigentlich zugedachten durften wir es wohl nicht vergleichen, denn die Terrasse war bei weitem nicht so riesig und zudem fehlte der Swimmingpool.

Mit dem Lift fuhren wir in den ersten Stock und betraten unser Zimmer. Das Bad wie auch der Schlafraum waren sehr geräumig und beides blitzsauber. Der Letztere allerdings ließ meine Freundin und mich echt staunen, denn dort wartete tatsächlich ein Doppel-Himmelbett auf uns!
Was dazu wohl unsere Freunde sagen würden ... ?

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Kommentare zu diesem Text


 Ingmar (17.07.10)
die fortsetzung wird ein lesbenerotikstück, ja?! freu mich drauf. ;)

ingmar
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