Ungeahntes und Ungeahndetes

Glosse zum Thema Moral

von loslosch

Scelere velandum est scelus (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Phaedra). Durch ein (weiteres) Verbrechen muss ein (voraufgegangenes) Verbrechen verschleiert werden.

Dr. med. Klas Baumann aus Porz-Wahn (alle Personen- und Ortsangaben sind geändert), seines Zeichens Gynäkologe, begibt sich mit seiner neuen Flamme, einer 17-jährigen Patientin, auf eine Weintour Richtung Mosel. Auf der Rückfahrt vom idyllischen Moseltal werden die Einkäufe verkostet, das Sektglas in der dafür vorgesehenen Verankerung im Pkw-Innenraum eingelassen. Einer füllt nach, der andere steuert, beide genießen. Weiter geht´s, hopp, hopp, hopp, Richtung Heimat, der Motor summt und schnurrt fröhlich dahin. Nach dem sechsten gemeinsam geleerten Glas kommen dem gelernten Medikus Bedenken. Kurze Fahrtunterbrechung, Öffnen des Kofferraums, Herauskramen eines Warnschildes, Platzierung im Heckfenster. Aufschrift: "Arzt im Dienst". Und weiter geht die Fahrt.

Seneca hatte diese Konstellation nicht vor Augen, als er die Sentenz, wohl älter als Seneca selbst, niederschrieb. Er kannte keine Regeln des Arzt-Patienten-Verhältnisses, nicht das Alkoholverbot am Steuer. Ob bei einer überraschenden Fahrzeugkontrolle die Beschilderung genützt hätte, mag fraglich erscheinen: Sektglas am Cockpit, Altersunterschied von Arzt und Patientin. Dennoch zeitlos modern, diese antike Lebensweisheit.

Anmerkung von loslosch:

Warum keine Satire? Weil dem Leben abgelauscht ...

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Kommentare zu diesem Text

Didi.Costaire (05.07.11)

Das ist eine interessante Geschichte, Lothar! Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, eine ganz genaue Fahrzeugkontrolle vorzunehmen. Dabei entging mir nicht, dass du mit der

Platzierung im Heckerfenster

Schleichwerbung betreibst.