Natürlich bestialisch

Glosse zum Thema Mensch und Tier

von  loslosch

Vulpem pilum mutare, non mores (Sueton, ~70 n. Chr. bis ~135 n. Chr.; De vita Caesarum - Kaiserbiografien, hier Vespasian). Dass der Fuchs sein Fell wechselt, nicht (aber) seine Angewohnheiten.

Die Antike spielte vielfältig mit diesen Adaptionen aus dem Tierreich. Erweitert noch im Mittelalter, fanden solche Sentenzen Eingang in sämtliche indoeuropäischen Sprachen, oft im Reim. Der Fuchs ändert den Balg und bleibt ein Schalk. Mal wird aus dem Fuchs ein Schwein (griechisch), mal ein Esel (spanisch), ein Hund (italienisch) oder ein Wolf (englisch). The wolf may lose his teeth, but never his nature.

Die großen Raubtiere (Löwe, Tiger, Eisbär) tauchen im Repertoire der Sprüche, zum Thema Fellwechsel, kaum auf. Zum einen ist der Übergang vom Sommer- zum Winterfell wenig augenfällig, zum anderen liegt das natürliche Habitat fern vom Beobachter. Ihre Gefährlichkeit ist dennoch tief im menschlichen Gedächtnis verwurzelt. Der tägliche Umgang der Pfleger im künstlichen Biotop Zoo mag abstumpfen, zur Nachlässigkeit verführen. Was hat der asiatische Tiger in Münster, in Köln falsch gemacht, als es zu Tragödien kam? Nichts.

Ultima Ratio: Zeigt Filme und Animationen. Lasst die Raubtiere im angestammten Habitat.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (22.09.13)
Der Fuchs ist ein kluges Tier - er meidet die Nähe des Menschen. Obwohl es bei dieser Spezies nach 1989 auch viele Fellwechsler gab, die ihre Angewohnheiten behalten haben.

Manchmal wäre ich gern ein Fuchs...

 loslosch meinte dazu am 22.09.13:
der fuchs meidet die nähe und ist als stadtbewohner dicht dran. ernährt sich aus mülltonnen. infos hat wiki, unter fuchs. (schlaufuchs ist eine redensart.)

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 23.09.13:
Na, da zeigt sich doch noch einmal, wie schlau Füchse sind. Sie wissen schon, was man am ehesten von dem nutzen kann, was die Menschen so von sich geben: ihren Müll!

 Bergmann (22.09.13)
Der Fuchs ist der Wolf im Kostüm des Generals und des Kapitalisten in Enzensbergers großartigem Gedicht "die verteidigung der wölfe gegen die lämmer" ...
ttU

 loslosch schrieb daraufhin am 22.09.13:
hee, der schreibt 1962 schon klein, im gedicht! ja, der kannte seinen brecht: nur die dümmsten kälber wählen ihre metzger selber.

 Bergmann äußerte darauf am 22.09.13:
Sehr schön, Lothar, gut konnotiert! - was die (vor allem radikale) Kleinschreibung angeht, so soll eben jeder nach seiner Façon seelisch werden ...
ttU

 loslosch ergänzte dazu am 22.09.13:
seelisch ... meinste wirklich?

 Bergmann meinte dazu am 23.09.13:
... oder seelisch ...

 loslosch meinte dazu am 23.09.13:
seelisch? denk an die seligsprechung.

 tigujo (22.09.13)
Großartiges Thema, großartig von 'lo' dargebracht.

Doch was den Inhalt anbelangt, der ja belangt, und der zu Kommentaren verführen könnte wie, guckt mal auf die da, darf ich schüchtern einwenden: Ein jeder und eine jede unter uns tut sich schwer, anders zu werden als bisher gewesen, gar erschienen zu sein, und somit ist es ein wenig sandkastig, wenn nicht glatt pharisäerhaft, in platten Kommentaren auf die bekannten Feindbilder zu verweisen und sich krumm zu distanzieren vor Pfuigack, wie ekelig - ohne sich selbst ein wenig am Näschen zu zwirbeln

Soweit meine bescheidene Meldung zum Wort des Tages.

tigujo

 loslosch meinte dazu am 22.09.13:
ein weiser kommentator. ick verneige mir. lo
Graeculus (69)
(22.09.13)
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 loslosch meinte dazu am 22.09.13:
das berühmte latet anguis in herba von vergil. ein bisschen NT und die berühmte schlange, die, am busen gewärmt, dem helfer schadet (cicero). googele mal aischylos + schlangen. viele griech. zitate, keines zum thema, nach 1. prüfung.

mein text heute basiert auf renzo tosi, nr. 106. stark verändert.

 EkkehartMittelberg (22.09.13)
Der Fuch steht hier metaphorisch für einen schlauen Menschen, der sich nicht ändert. Wie ist es nun aber mit den Deutern der schlauen Füchse? Wenn sie in ihnen immer wieder dieselben sehen, werden sie sich nicht ändern.
Ob ein Fuchs bereit ist, sich zu ändern, hängt auch davon ab, ob und wie jemand bereit ist, ihn zu motivieren.
Ich stelle mir zum Beispiel Saulus als einen Fuchs vor, der zum Paulus mutierte.

 loslosch meinte dazu am 22.09.13:
das thema ist: mensch und tier, nicht: kv. mehr sage ich nicht.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.09.13:
Mensch und Tier ist das Thema von Fabeln und wenn ein Fuchs sich ändert, ist das fabelhaft. )
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