Sprachliche Regelungswut?

Satire zum Thema Sprache/ Sprachen

von  loslosch

Graeca per Ausoniae fines sine lege vagantur (nach Renzo Tosi, Dizionario delle sentenze latine e greche, Mailand 1997, Nr. 105; seit 1679 bekannt). Griechische Wörter streifen in Ausonien (Mittel- und Süditalien) umher, in gesetzlosem Zustand. Oder: Das Griechische wird in Ausonien ohne Regelhaftigkeit benutzt.

Sprache in ein festes System von Regeln zu zerren, darin festzuzurren, wurde nie so perfektioniert betrieben wie heute (Duden als Messlatte). Andere Länder, andere Sitten. Kein Land dieser Welt, das die Sprache so strengen Regeln unterwirft wie Deutschland. Ende des 19. Jhs. grenzte das Deutsche Reich an zehn Nachbarstaaten. (Heute sind es neun.) Das schürt unbewusst Ängste vor dem Verfall der Muttersprache.

Keine Sorge, das Deutsche wird nicht kleinzukriegen sein. Siehe Groß- und Kleinschreibung. Ein Solitär.


Anmerkung von loslosch:

Renzo Tosi, Dizionario delle ... Eine Empfehlung von Graeculus.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (20.09.13)
Ich stelle mir vor, ich hätte das Griechische in Ausonien ohne Regelhaftigkeit erlebt. Eine Zeitlang hätte es mich fasziniert, dann wäre es mir auf den Senkel gegangen, genau so wie sprachliche Regelungswut.

 loslosch meinte dazu am 20.09.13:
wie es sich für eine satire gehört: die essenz am schluss. ein plädoyer für die kleinschreibung!

 TrekanBelluvitsh (20.09.13)
Dat is schon wat, wo uns dem alten Tosi sein Sohn sacht. Und, ma ährlich, Sprache is dat, wat man raus macht. Und wennse heut Trotoa sachs, kommt ja auch keina vonne Sprachpanscherverein und tut einen schimpfen, von wegen Spannisch hat inne deutsche Redewendung nix zu suchen. Opa uns dat, den alten tosi sein Sohn meinich, wohl gemeint hat sagn wolln? Näh, da tu ich doch so reden, wie man dat bei uns so macht. Und glaubse, anne Bude krisse so auch imma dat, wasse wills...
(Kommentar korrigiert am 20.09.2013)
janna (66) antwortete darauf am 20.09.13:
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 loslosch schrieb daraufhin am 20.09.13:
else stratmann:   brasilianerin heißt im pütt "brasigilanerin".

 niemand (20.09.13)
Duden ist Duden und Denglisch ist Denglisch, lieber Lo.
Kein Land der Welt hat seine Sprache dermaßen
mit Anglizismen unterminiert, dass man immer wieder explodiert, wenn man hinhört und hinsieht (Schreibmedien etc.)
Ich glaube die Deutschen sind schizophren: Einerseits
ertrinken sie in Regeln (auch dichterischen Überflüssigkeiten, da darf nix frei sein, schon motzen sie) und andererseits denkt man die BRD wäre ein zusätzlicher Ami -Staat.
LG Irene

 loslosch äußerte darauf am 20.09.13:
die schizophrenie geht noch weiter: selbst die, die kaum eine ahnung von der groß- und kleinschreibung haben, sind hoch zufrieden. das heißt nat. nicht, dass die RS abgeschafft werden soll. aber bei der kleinschreibung hätten die schlauen und die doofen vorteile, nach einer eingewöhnungszeit.

denglisch ist ein weiteres problem. ich selbst hatte auf dem humoristischen gym kaum englisch (1 jährchen fakultativ), kann aber inzwi rel. flüssig lesen. oft ist denglisch sehr praktisch, scrollen steht im duden. herunterrollen ist ein längliches wort. ja, hier wäre etwas weniger mehr. lo
(Antwort korrigiert am 20.09.2013)
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