Cicero als Pädagoge

Glosse zum Thema Lernen

von  loslosch

Quin etiam obest plerumque iis, qui discere volunt, auctoritas eorum, qui se docere profitentur (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De natura deorum). Ja sogar die Autorität derer, die sich für Lehrer ausgeben, schadet für gewöhnlich denen, die lernen wollen.

Auctoritas hat im Lateinischen vielfältige Bedeutungen. Nur diese und eine weitere (Macht) passen zum Kontext. Autorität allein aus der Position, der Machtstellung heraus beeinträchtigt den Lernprozess. Autorität, aus dem Innern und der Überzeugungskraft der Worte kommend, aktiviert die Ressourcen der Schüler. Das Gefühl, etwas Interessantes verpassen zu können, weckt Lernbereitschaft, Wissbegier. Das Beharren auf funktionaler, amtlicher Autorität erzeugt Distanz, sogar Ablehnung, schlimmstenfalls eine Verweigerungshaltung.

Ein engagierter Junglehrer übernahm den Fachunterricht in verschiedenen Klassen der gymnasialen Unter- und Mittelstufe. Eine dieser Klassen war als sogenannte Rabaukenklasse verschrien und auch im Kollegium als solche "anerkannt". Nach einiger Zeit meldete sich der zuständige Klassenlehrer beim neuen Junglehrer: Eine Gruppe von Schülern beschwere sich; sie fühlten sich von einigen Mitschülern genervt. Sie würden gern den Unterricht ungestört erleben.

So etwas nennt man "einen Fuß in die Tür bekommen". Zu schaffen mit natürlicher Autorität und dem mentalen Hineinversetzen in die so unterschiedlichen Schülerhirne. Cicero kann man nur lobend beipflichten.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (25.02.14)
"Ja sogar die Autorität derer, die sich für Lehrer ausgeben[/b]...
Da hat der gute Kichererbse aber mal mächtig hingelangt. Das ist aber so richtig schön böse. Und wirft kein gutes Licht auf die Lehrer seiner Zeit. Aber er war ja auch kein dummes Kerlchen. Wir schon gewusst haben, wovon er spricht. In diesem Zusammenhang fallen mir Worte von Augustinus ein. Sie stammen aus seinen Confessiones.

"Aber wenn ich faul war beim Lernen, schlug man mich. Manche Erwachsen fanden das sogar gut.“[/b]

Tja, scheinbar kommen die Autoritätslehrer so manchem Verlangen der Eltern entgegen, ganz gleich wie viele Gegenbeispiele es gibt, die vom wahren Lernerfolg künden.

 loslosch meinte dazu am 25.02.14:
augustin mal mit ganz irdischem tonfall. benedikt xvi mochte ihn sehr, bruder georg ratzinger hingegegen ohrfeigte bevorzugt!

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 25.02.14:
Ohrfeigende Lehrende müssen im Jenseits, so weit ich es weiß, in glühender Lava stehend bis Unendlich zählen - zwei Mal! :D
LottaManguetti (59)
(25.02.14)
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LottaManguetti (59) schrieb daraufhin am 25.02.14:
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 loslosch äußerte darauf am 25.02.14:
"abkumpeln" musste ich nachlernen! "se docere profitentur" heißt wörtlich "die öffentlich bekennen, dass sie unterricht erteilen". da hab ich versucht, cicero aus dem kontext zu interpretieren.

als meine söhne das gym durchliefen, fragte ich sie, welche lehrer gern und welche weniger gern unterrichten. das konnten sie nur sehr grob beantworten. dann setzte ich nach: welche lehrer sich am meisten auf den pausen-klingelton freuen. sie lieferten prächtige ergebnisse. ))
Graeculus (69)
(25.02.14)
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 loslosch ergänzte dazu am 25.02.14:
da habe ja schwein gehabt.
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