Stirners Aufschrei

Satire zum Thema Philosophie

von  loslosch

Vanitas vanitatum et omnia vanitas (Altes Testament, Ecclesiastes - Sammlung von Weisheitssprüchen nach Salomo). O Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist Eitelkeit.

Ein Aufschrei des Propheten über die Vergänglichkeit des Irdischen. Max Stirner (1806 bis 1856) muss dieses Zitat aus Goethe-Texten (Vanitas-Gedicht) gekannt haben. Die parodistische Absicht des Alten aus Weimar durchschaute er und erhob sie zum Prolog seines einzigen Buches. Titel: Der Einzige und sein Eigentum (1844/45). Ein individualistischer, egozentrierter Ansatz, zugleich ein Verriss der damals modernen Denkschulen (Hegel, Feuerbach). Beim Wort genommen, beschreibt Stirner im Buchtitel eine Momentaufnahme. Als Einziger bin ich nur für Stunden, Tage überlebensfähig. Eigentum ist alles um mich herum, bis auf die gefährlichen wilden Tiere, die mich daran hindern, es in Besitz zu nehmen.

Eine perfekte Parodie. Und Stirner (alias Johann Caspar Schmidt) wie auch seine heimlichen Leser hatten es nicht erkannt.


Anmerkung von loslosch:

Max Stirner, ein denkwürdiges Pseudonym. Der Allerwelts-Vornamen mit der Denkerstirn. Stirner übertrug das Hauptwerk von Adam Smith ins Deutsche (An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations), ebenso übersetzte er Jean-Baptiste Say (Traité d’économie politique).

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (04.05.14)
Über Eitelkeit zu räsonieren und das hier auf KV - also nein, passt ja wirklich nicht, wo das hier doch die Heimt der großen Literaturliebhaber ist...

:D :D :D

 loslosch meinte dazu am 04.05.14:
einer schreibt "Du", der andere "Du auch!" ein miteinander ...?

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 04.05.14:
Abba sischa dat. KV, die Heimat des Miteinanders!
P. Rofan (44)
(04.05.14)
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 loslosch schrieb daraufhin am 04.05.14:
wiedergekäutes?

 toltec-head äußerte darauf am 04.05.14:
Polenta.

 FRP (04.05.14)
"Ein individualistischer, egoistischer Ansatz,"

Das kann ich nicht so stehen lassen. "Egozentrisch"
oder "selbszentriert", besser: "Selbstzentrierende
Philosophie". Egoismus ist etwas anderes.

 loslosch ergänzte dazu am 04.05.14:
ich werde ändern. in der wiki-besprechung steht: "Im gesamten Buch werden die Begriffe „Eigner“, „Einziger“, „Einzelner“ und „Egoist“ mehr oder weniger synonym gebraucht."

das hatte mich ungenau formulieren lassen. danke.
Graeculus (69) meinte dazu am 04.05.14:
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Graeculus (69)
(04.05.14)
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 loslosch meinte dazu am 04.05.14:
provokation ist wohl stirners anliegen. aber vieles war auch verriss, ironie. mich hat überrascht, dass er say und smith übersetzt hat.

sicher sind im zitat die worte salomo in den mund gelegt. es wurde ja alles mehr als 600 jahre später niedergeschrieben.

 FRP meinte dazu am 04.05.14:
Stirner - und wohl mehr noch seinem geistigen Erben B. Traven - war es sehr wichtig, der Emanzipation des Individuums vom Staat eine Philosophie zu geben. Das Individuum kann den Gesellschaftsvertrag, der es dem Staat erlaubt, es durch Gesetze zu beugen, auch wieder lösen. Jeder von uns kann es zumindest auch ein wenig durch Staatenlosigkeit (über die ich im Alter von 14 ernsthaft nachdachte, um den DDR-Personalausweis zu entgehen). Stirner zeigt wunderbar auf, wie wir uns verblöden und vergiften lassen durch Landesfahnen, "Tradition", Nationalhymnen und Trauungen im Mittelkreis von Schalke 04 (Letzteres natürlich nicht, aber er hätte es wohl). Wir lassen es zu, dass der Staat uns sich zu diensten macht, anstatt das er tut, wozu wir ihn erschufen: uns zu dienen. Ja, er sprach vom "Egoismus" - aber die Terminologie war damals eben noch nicht differenziert genug - darum hielt ich es für wichtig, genau da klarer zu benennen, was Stirner meinte, sodass die Heutigen etwas damit anfangen können.
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