How to have magical Sex

Kurzgeschichte zum Thema Beobachtungen

von  Hartmut

Er ist viel zu früh da für das kommende Spektakel. Oder wie es auf dem Plakat heißt: Super-Laser- Show. So geht er an diesem  Spätnachmittag noch in die Stadt, dort, wo keine Touristenbusse halten. Er findet eine niedrige Mauer, setzt sich und ist umgeben von fremdländischen Menschen, die alle einer Beschäftigung nachgehen. Ein Junge, etwa zwölf Jahre alt, sitzt an einer alten Tretnähmaschine, in einer Imbissbude nebenan wird Fettgebackenes verkauft, das in einer Tüte aus Zeitungspapier gereicht wird.
Schon bald kommt ein junger Mann im hellen, weiten Kleid zu ihm, parkt sein Lastenfahrrad und baut einen Teestand  auf. Der Benzinkocher wird angezündet, braune Teetassen ausgepackt.
Eine junge Frau, eine Plastiktasche tragend und auf dem anderen Arm ein Baby, kommt hinzu, breitet den Inhalt der Tasche zum Verkauf aus. Offensichtlich ein Paar, denn sie unterhalten sich lebhaft, lachen oft und zeigen dabei ihre schönen Zähne auf dunkler Haut, die bei dem niedrigen Sonnenstand besonders warm leuchtet. Das Lachen, eher das  geheimnisvolle Lächeln der Frau, lässt ihn nicht gehen. Er vermutet, dass das Kind eine große Rolle spielt. Diese junge Mutter ist in diesem Moment glücklich und ihr Lächeln das äußere Zeichen.
Natürlich nehmen sie den Fremden wahr. Der Teeverkäufer kommt zu ihm und überreicht ihm eine Tasse. „It`s free“, sagt er und geht wieder zurück. Hat nun die junge Mutter ihn  kurz angeschaut und gelächelt? Er ist sich da nicht sicher.
Inzwischen ist es dunkel geworden, er schlendert zurück zu den Touristen, die in Bussen angekarrt werden, setzt sich auf eine Terrasse, von der er glaubt, eine gute Sicht zu haben.
Ein junges Paar, sie in weißen, engen  Jeans, er in einer hellen Hose und teurem Poloshirt, haben schon Platz genommen. Sie blättert ohne richtig zu lesen in einem Magazin, trinkt ab und zu, er spielt abwechselnd mit seiner Sonnenbrille und dem Handy, klappt es auf, lässt seine Finger über die Tastatur huschen, klappt es wieder zu.
Die ersten Laserblitze richten sich auf das Bauwerk, das vor fast  fünftausend Jahren von tausenden Arbeitern errichtet wurde, nur, weil ein Sterblicher die Macht und die Überheblichkeit besaß, sich für die Nachwelt unsterblich machen zu wollen.
Die beiden haben bis jetzt noch kein Wort miteinander gesprochen. Ein Kellner im schwarzen Anzug bringt ein zweites Bier, ein eher ungewöhnliches Getränk in diesem Land. Sie nippt noch einmal an ihrem Fruchtsaft. Die Show beginnt. Sie legt das Magazin auf den Tisch. How to have magical Sex, verspricht das Cover

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