Ein ganz persönliches Ostererlebnis (1989)

Anekdote zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Ich war nun zweieinhalb Jahre in Bremen und die Dinge hatten sich in eine völlig anders als geplant entwickelt. Aus einem Intermezzo von fünfzehn Monate mit Rückkehr auf die Bibelschule „Beröa“ drohte ein Daueraufenthalt zu werden. Ich sage drohte, weil ich mich in Bremen bis dahin nicht unbedingt wohl gefühlt hatte und nun eine Entscheidung anstand. 
  Hatte ich bislang kostenfrei in einer christlichen Hausgemeinschaft gewohnt, so war mir nun eine kleine, möblierte Souterrain-Wohnung angeboten worden. Sie lag sehr schön im Vorderen Schwachhausen und hatte mir auf Anhieb gefallen. Aber sie zu mieten, hieße sich auf längere Zeit in Bremen einzurichten. Wollte ich das wirklich? Und vor allen Dingen, sollte ich das?   
    Ich erbat mir von meiner möglichen Vermieterin ein paar Tage Bedenkzeit, was insofern ganz günstig war, da die Osterfeiertage anstanden. „Aber nach Ostern müssen Sie mir dann direkt Bescheid geben“, meinte Frau Hartung. „Länger kann ich dann nicht warten. Ich muss mich dann um einen anderen Nachmieter kümmern!“

In meiner christlichen Hausgemeinschaft waren alle über die Ostertage „ausgeflogen“. Eine gute Voraussetzung, um in Ruhe und ungestört nachdenken und eine Entscheidung treffen zu können. Aber würde es auch die Richtige sein? Ich beschloss meine Entscheidungsfindung durch Gebet und Fasten zu unterstützen.   
    Und so verbrachte ich den Karfreitag und Karsamstag zuhause mit Nachdenken und gelegentlichen Gebeten, ohne irgendwelche Nahrung zu mir zu nehmen. Nur ab und zu trank ich etwas Wasser. An der Ernsthaftigkeit meines Anliegens sollte kein Zweifel bestehen.
    In jenen zwei Tagen kristallisierte sich dann ein Gedanke heraus, den ich wie folgt formulierte: „HERR, bitte zeige mir, ob ich in Bremen bleiben oder zurück nach Düsseldorf gehen soll. Oder nach Amsterdam! Ich möchte Dich bitten, mir morgen im Ostergottesdienst eine Antwort zukommen zu lassen!“
    Wieso nun gerade Amsterdam die dritte Möglichkeit sein sollte, vermag ich heute nicht mehr genau zu sagen. Aber es stand sozusagen für etwas völlig Neues. Ich hatte mein Bestes gegeben und die Entscheidung in Gottes Hände gelegt. Nun lag die Sache bei IHM.

Als ich mich am nächsten Tag auf den Weg in die Hohentorsgemeinde war ich in einer ruhigen, aber gespannten Erwartung. Ich nahm mir vor, genau auf alles Gesagte acht zu geben, so dass ich nicht vielleicht einen Wink Gottes übersah oder überhörte.
    Der Gottesdienst begann mit der üblichen Liturgie, aber es war keine Antwort für mich dabei. Als sich die Gemeinde schließlich setzte und Pastor Köper sich auf die Kanzel begab, stieg meine innere Spannung.  Jetzt! Hoffentlich! dachte ich.
    Pastor Köper schlug seine Bibel auf und sagte: „Ich habe mich entschieden, den Predigttext von morgen (Ostermontag) zur Grundlage meiner heutigen Predigt zu machen.“ Ich horchte auf. Das war in der Tat recht ungewöhnlich. Ein echter Traditionsbruch!
   
Aber was dann kam, übertraf alle meine Erwartungen. Er predigte fast eine halbe Stunde über die Emmausjünger, wie sie aus Enttäuschung über den Tod Jesu Jerusalem verlassen und zurück in ihre Heimatstadt gehen wollten: „Manchmal sind wir enttäuscht und frustriert über das, was wir erlebt haben. Es ist anders gelaufen, als wir erhofft haben. Und dann wollen wir dahin zurück, wo es uns mal besser gegangen ist.“ Deutlicher hätte er meine Situation nicht beschreiben können.
    „Aber dann begegnet uns der auferstandene Jesus, der lebendige Sohn Gottes, und dann erhalten wir neue Kraft, um in unserem Jerusalem bleiben zu können.“ Ich traute meine Ohren nicht. Um mich herum Hunderte von Menschen, und ich erhielt eine göttliche Privataudienz.
      Immer und immer wieder strich Pastor Köper diesen Punkt heraus. Flieh nicht, bleib in der Stadt in die ER dich geführt hat! Es war fast so, als wenn Pastor Köper meine Situation kennen und um mein zweitägiges Beten und Fasten gewusst hätte. Was aber natürlich nicht der Fall war. Er fungierte nur als ein Sprachrohr Gottes!
   
Man kann sich sicherlich vorstellen, was diese Predigt bei mir auslöste. Ich saß fassungslos da. Nie im Leben hätte ich mit so einer überdeutlichen Antwort gerechnet. Und auf einmal wurde mir das Bibelwort: „Naht euch zu Gott, so naht Er sich zu euch!“ lebendig. Gott hatte die Ernsthaftigkeit meines Gebets mir mit gleicher Münze zurückgezahlt.
  Zwei Tage später rief ich morgens bei Frau Hartung an und sagte: „Alles klar, ich möchte die Wohnung mieten!“ Eine Entscheidung, an der ich niemals gezweifelt habe und die zu der ungewöhnlichsten Zeit meines Lebens führte.


Anmerkung von Bluebird:

Eine wahre Geschichte

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (28.03.16)
Es gibt in Bremen ein Stadtviertel, das "Vorderes Schwachausen" heißt???

 Bluebird meinte dazu am 28.03.16:
Ja, ist so
janna (66) antwortete darauf am 28.03.16:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch schrieb daraufhin am 28.03.16:
jetzt warten wir gebannt auf das weitere geschehen, wenn gott wieder eingreift. (manchmal greift er daneben.)

 Bluebird äußerte darauf am 29.03.16:
eh, ja, ...aber im Text habe ich zwei h geschrieben ... Dieter hat es wohl vergessen bei seiner Nachfrage

losloch... ich werde dich auf dem Laufenden halten
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