Huberts Missbilligung

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Natürlich war Hubert ziemlich überrascht gewesen, als er mich mit einem Koffer in der Hand auf seinen Wagen zukommen sah. Er stieg aus und fragte: "Was ist passiert?" Ich wies auf den Koffer. "Lass uns den erst mal verstauen und und dann erzähl ich dir nachher auf der Rückfahrt alles."
   Wir hatten das Bibelschulgelände und Erzhausen hinter uns gelassen, als ich ihm mitteilte, dass ich die Schule verlassen hätte. Er schaute mich ungläubig an: "Wie bitte? Im Ernst?"
   Nun erzählte ich ihm, was im Büro von Bruder Krüger geschehen war und dann auch die Geschichte mit der inneren Stimme,  die ich zwei Wochen zuvor in der Arche vernommen hatte: "Die Stimme war total real und definitiv kein eigener Gedanke. Letztlich hat sie in der Sache für mich den Ausschlag gegeben."
   Hubert schüttelte missbilligend den Kopf: "Aber du hattest eine Berufung von Jesus auf die Schule. Da wirft man doch nicht einfach die Flinte ins Korn!"
  "Ja, hätte ich vermutlich auch nicht gemacht, wenn nicht jene innere Stimme vor zwei  Wochen gewesen wäre. Das war so deutlich, dass ich da jetzt als eine Fügung Gottes verstanden habe", verteidigte ich mich.
 
Er war in keiner Weise beindruckt und kritisierte mich noch eine ganze Weile recht hart. So hatte ihn noch nie erlebt. Er schien regelrecht erbost zu sein und wiederholte immer wieder: "Du hast gerade leichtfertig deine göttliche Berufung weggeworfen!"
   Schließlich schwiegen wir beide und ich ging in Gedanken noch einmal alles durch. Hatte Hubert vielleicht doch Recht? Hatte Ich vielleicht doch zu schnell nachgegeben? Hätte ich vielleicht doch auf die versprochene Rückkehr auf die Bibelschule bestehen sollen?

Hubert war auch am nächsten Tag bei seiner Überzeugung geblieben und hatte mich erneut kritisiert. Er schien wirklich schwer von mir enttäuscht zu sein.
  Ich wiederholte meinen Standpunkt, dass ich angesichts der Botschaft durch die innere Stimme mich zu meiner Entscheidung veranlasst gefühlt und nach wie vor der Ansicht wäre, da richtig entschieden zu haben. Im Übrigen wäre das ja nun eh nicht mehr zu ändern.
  Dies sah er letztlich dann auch ein, und so wurde es noch ein halbwegs angenehmer Tag im Hause von Hubert. Am nächsten Tag trat ich dann wie geplant per Bahn die Rückreise nach Bremen an.


Anmerkung von Bluebird:

Bremen 1989

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