Vom Schuhmacher Storch

Kurzprosa zum Thema Allzu Menschliches

von  BeBa

Die Geschäfte des Familienbetriebs Storch gehen immer schlechter. Man muss sich mittlerweile ernsthaft Sorgen machen.
Oft wartet Storch allein in seinem Laden auf Käufer. Da die Kundschaft meist ausbleibt, hätte er eigentlich genug Zeit, über die Zukunft und neue Strategien nachzudenken. Aber dann sitzt er lieber da, bei einer Tasse Kaffee, die er sich demnächst wohl auch nicht mehr leisten kann, und schaut hinaus auf die Straße. Dankbar lässt er sich ablenken, besonders wenn mal eine hübsche Frau an seinem Schaufenster vorbeiläuft. Kaum ist sie verschwunden, beginnt er zu träumen. Sieht sie durch die Türe kommen und nach guten Schuhen fragen. Lässt sie Platz nehmen und beginnt, sorgfältig ihre Füße zu vermessen. Ein sehr schöner Fuß, schmeichelt er ihr. Sie wird verlegen und errötet. Berührt fragt er nach ihren besonderen Wünschen. Sie will dies und das, aber vor allem sollen sie bequem sein. Storch nickt begeistert und verspricht ihr, erstklassige Schuhe ganz nach ihren Vorstellungen für sie anzufertigen. Sie lächelt und säuselt, dass sie selten so zuvorkommend bedient worden sei. Gerade spielt er mit dem Gedanken, der Dame noch eine Tasse Kaffee anzubieten, als seine Frau hereinkommt und schimpft: „Was träumst du Taugenichts denn schon wieder vor dich hin?“
Wie soll man da Geschäfte machen, denkt Storch. Und schweigt.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (11.09.17)
Gefällt mir gut. Es geht um Hingabe und was man dafür bereit ist zu opfern.

 BeBa meinte dazu am 12.09.17:
Ich danke dir. Es freut mich, dass dir der kurze Text gefällt.

 TassoTuwas (11.09.17)
Sehr schön erzählt.
In den Kaffeeduft mischt sich der Geruch von Leder und Kleber!
Erinnerungen werden wach.
LG TT

 BeBa antwortete darauf am 12.09.17:
Danke.

>>In den Kaffeeduft mischt sich der Geruch von Leder und Kleber!

;-)
Graeculus (69)
(11.09.17)
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 BeBa schrieb daraufhin am 12.09.17:
Mit Sicherheit ...

 Soshura (11.09.17)
Ich sehe den Name, den Betrieb und auch den handwerklichen Beruf der Famile als Metapher.

Gern gelesen, danke!
Peter

 BeBa äußerte darauf am 12.09.17:
Danke dir, Peter. Interessanter Gesichtspunkt.

 styraxx (11.09.17)
Storchs Schweigen schweigt nach. Er gibt sich dem Schicksal hin. Aber das gehört wohl zum deal, wenn es denn einer ist. Hier geht es aber auch um Hilflosigkeit und das Unvermögen, sich zu wehren. Gut beschrieben.

 BeBa ergänzte dazu am 12.09.17:
Danke dir. Gut beschrieben und analysiert. Die Intention des Autors hast du jednefalls getroffen.

 juttavon (12.09.17)
Die letzten beiden Sätze gefallen mir besonders gut:
Da vermischen sich die beiden gegensätzlichen Ebenen von rationaler Geschäftstüchtigkeit / Funktionieren in der Alltagmaschinerie auf der einen und Träumen / ganz bei sich sein dürfen auf der anderen Seite.
Erinnert mich an das Kinderbuch "Frederik" von Leo Lionni, - dem feinen Lob der Kunst gegenüber den Sachzwängen des Alltags.

Am Anfang sind einige unnötig langatmige Stellen, finde ich.

HG Jutta

 BeBa meinte dazu am 12.09.17:
Danke dir, Jutta.

Ich werde noch mal darüberschauen, was ggf. noch kurzweiliger geht.
Festil (59)
(14.09.17)
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 BeBa meinte dazu am 15.09.17:
Danke dir, Festil.
(Antwort korrigiert am 15.09.2017)
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