Blautöne

Gedicht zum Thema Betrachtung

von  Isaban

Das Grün des Roggens trug
einen besonderen Schimmer,
der mit jedem Tage blauer wurde,
der Wind war lau, alles, was grünte
so saftig, dass die Brust schmerzte,
der Himmel lohte,
Blaubeerkuchen, Blaubeerküsse,
Blaubeermund, ein Kuckuck rief und ich
versuchte zu zählen, wie viele Jahre
das Glück anhalten würde und
verzählte mich und

er hub von neuem an,
irgendwann ertrank dein Blick
im Flaschenboden und meiner
kroch über die kranken Brombeerran-
ken dort
draußen vor dem Fenster;
sepiafarben krallte sich
der Kuckuck ins Ohr,
als mein Zug am Blau der
Roggenfelder vorbeiflog.

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Kommentare zu diesem Text

cannon_foder (50)
(11.06.19)
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 Isaban meinte dazu am 15.06.19:
Vielen Dank, Cannon.
MfG, Isaban

 AZU20 (11.06.19)
Woher kennst Du meine Lieblingsfarbe? LG

 Isaban antwortete darauf am 15.06.19:
Wie, deine, ich dachte, das sei meine! LG

 EkkehartMittelberg (11.06.19)
Hallo Sabine, ein gelungenes Gedicht vom verlorenen Glück, repräsentiert durch Blautöne und den Kuckuck als Ausrufer des Glücks. Das Blau ist geblieben, der Kuckuck auch (er hat die Farbe gewechselt und seinen Ruf klingt schrill), aber das LyrIch hat sich verzählt und man darf vermuten, dass der Geliebte jetzt durch Trunksucht die Blautöne bereichert ("ertrank dein Blick im Flaschenboden"), das vergangene Glück fliegt am Fenster des Zuges vorbei,
Liebe Grüße
Ekki

 Isaban schrieb daraufhin am 15.06.19:
Hallo Ekki,
eine sehr gelungene und in sich stimmige Interpretation, für die ich dir herzlich danken möchte.
Auf dass dein Glück nie an dir vorbeifliegen möge!
Liebe Grüße
Sabine

 LottaManguetti (11.06.19)
Ich gerate beim Lesen fast ins Schwanken gleich den Ähren deiner Roggenfelder.
Und auch den Kuckuck hörte ich wohl wiederholt rufen, wiederholt und falschzählend und irgendwie ohne die gewisse Konzentration, weil ich das Blau im Nacken trug.

Du weißt, ich sehe deine Stilmittel, mag aber nicht alles auseinanderklamüsern. Lieber genieße ich deren Wirkung.

Lotta

 Isaban äußerte darauf am 15.06.19:
Hallo Lotta,

ich freu mich, dass du in die Verse eintauchen mochtest und noch mehr, dass du sie genießen konntest. Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße (Ich freu mich schon auf Dresden!),
Sabine

 Vaga (11.06.19)
Ich spüre während des Lesens ganz deutlich die Metaphorik der 'Blautöne' und damit den 'Blues' (auf), der hier durch die Zeilen zieht und fast hörbar wird. Die Wehmut im Erinnern an das, was einmal unbeschwert betrachtbar war und im Jetzt 'in einem Zug' vorbeifliegt, sowie durch erwachsene 'Erfahrungsaugen' gesehen eine die Sicht und das Erleben modifizierte bildliche Variante erkennen lässt. Der Kuckuck hat eine sinnbildliche 'Funktion' in diesem Gedicht. Er ruft: "Guck'! Schau' hin! Und zwar so genau, dass du tief im 'ErInnern' fühlst, was du siehst!" Und er löst dieses Weh aus nach den Blautönen, die einstmals eine völlig andere Bedeutung hatten.

 Isaban ergänzte dazu am 15.06.19:
Ach Vaga,

wäre ich in der Lage nicht nur metaphorisch dahinzuschmelzen, du müsstest mich nach dieser wundervollen Interpretation vom Boden aufwischen! Ich danke dir vielmals.

Herzliche Pfingstferiengrüße aus Thüringen,

Sabine
Fisch (55)
(11.06.19)
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 Isaban meinte dazu am 15.06.19:
Ich gebe mir Mühe,
aber dieses Vogeltier ist so ein unberechenbarer Schreihals!
LG

S.
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