Sapere aude

Aphorismus zum Thema Selbstbestimmung

von  Graeculus

["Sapere aude" ist ein von Horaz stammendes Motto, das Immanuel Kant mit "Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" übersetzt und zum Wahlspruch der Aufklärung erhoben hat.]

Ich habe gelernt, selber zu denken und mir meine eigene Meinung zu bilden. Jetzt gibt es niemanden mehr, mit dem ich einer Meinung bin.

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Kommentare zu diesem Text

Stelzie (55)
(05.01.20)
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 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Auch ich bin mir da nicht sicher. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, eine Alternative zu haben. Vielleicht wird man sogar als Außenseiter geboren? Jedenfalls kann man nur entweder kritisch und eigenständig denken oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe an die oberste Stelle setzen.
Spannend ist es übrigens, wenn man anderen Außenseitern begegnet. Das gibt es zum Glück auch!

Herzlichen Gruß
Wolfgang
Stelzie (55) antwortete darauf am 06.01.20:
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 Graeculus schrieb daraufhin am 06.01.20:
Ich glaube, es stammt von Goethe: er wolle lieber "ein Narr auf eigene Faust" sein.
Einfach ist das nicht.

Danke.

 FrankReich (05.01.20)
Neun meiner zehn Stimmen sind mit mir der Meinung, dass ich nicht verrückt bin, und die zehnte summt ein Liedchen dazu. :D

 AchterZwerg äußerte darauf am 05.01.20:
Ralfi, (m)ein Ralfi,
du triffst direkt in den musikalischen Innenraum!
Dieter Wal (58) ergänzte dazu am 05.01.20:
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 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Falls Ralfs Bemerkung ernst gemeint ist, stimme ich ihr zu (falls nicht, ebenfalls):
Man selbst zu sein war schon merkwürdig, fand Ferguson, noch merkwürdiger aber war, dass es mehrere von ihm zu geben schien, dass er nicht nur der eine war, sondern eine Ansammlung widersprüchlicher Personen, in Gesellschaft mit anderen jeweils ein anderer. Bei einem freimütigen, kontaktfreudigen Jungen wie Noah fühlte er sich ruhig und nah bei sich selbst. Bei einem schüchternen, zurückhaltenden Mädchen wie Ann Brodsky fühlte er sich laut und ungehobelt und redete immer zu viel, um das Peinliche ihres Schweigens zu überspielen. Humorlose Leute verwandelten ihn in einen Witzbold. Schlagfertige Clowns machten ihn begriffsstutzig und lahm. Wiederum andere Leute konnten ihn in ihre Umlaufbahn ziehen und dazu bringen, so zu handeln wie sie. Der streitsüchtige Mark Dubinsky mit seinen endlosen Tiraden über Politik und Sport kitzelte in Ferguson den hitzigen Redner hervor. Der verträumte Bob Kramer machte ihn schwach und unsicher. Artie Federman hingegen machte ihn ruhig, so ruhig, wie er sich noch nie in Gegenwart eines anderen gefühlt hatte, denn bei dem Neuen fühlte er sich so, wie er sich fühlte, wenn er allein war.
[Paul Auster: 4321. Reinbek bei Hamburg 2017, S. 357 f.]

 TrekanBelluvitsh (05.01.20)
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Darum heißt es "Mut" und nicht "Wonne" und "Verstand" und nicht "Gefühl".

 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Genau. So heißt es, und das muß man beachten. Ich wollte nur mal darauf hinweisen.

 princess (05.01.20)
Niemanden mehr unter rund 7,7 Milliarden weiteren Denkern? Kaum auszudenken!

LG p.
Agneta (62) meinte dazu am 05.01.20:
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 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Ja, jeder Individualist denkt anders.
Und was die 7,7 Milliarden Menschen angeht, so stammen die meisten von ihnen aus (a) China, (b) Indien und (c) Afrika. Daß da jemand - mit einem völlig anderen kulturellen Hintergrund! - so denkt wie ich, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Manche sind mir durchaus sympathisch, aber das steht auf einem anderen Blatt.

 AchterZwerg (05.01.20)
Es benötigt tatsächlich Mut, den eigenen Verstand auszuschöpfen, etwas zu Ende zu denken oder gar ein Resultat zu äußern.
Der Mensch bevorzugt im Allgemeinen das Mittelmaß. -
So ist es kein Zufall, dass viel große Denker in Abgeschiedenheit gelebt haben und gelebt haben werden.

Herzlichen Gruß
der8

 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Nach einem schönen Wort Schopenhauers haben diese Menschen, die nicht dem Mittelmaß und der Herde dienen, immerhin die Möglichkeit, einander über die Jahrhunderte hinweg zuzurufen.
Wolf Biermann:
Wie nah sind uns manche Tote, doch
Wie tot sind uns manche, die leben!

 loslosch (05.01.20)
die meinungsbildung läuft bei jedem individuum etwas anders ab, und sei es auch nur in nuancen. zurück bleiben nur die weitgehend übereinstimmenden prozesse unter eineiigen zwillingen..

also: take it easy!

 AchterZwerg meinte dazu am 05.01.20:
Meine Rede! :)

 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Und wenn es nur Nuancen sind, ja. Wie bei uns die zwischen Agnostizismus und Atheismus. Oder ist das mehr als eine Nuance?

Es fehlt der eineiige Zwilling.
Dieter Wal (58)
(05.01.20)
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 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Siehst Du, das ist schon wieder so ein Problem! Ich lebe unter Schwaben ("Hund abschaffe, selber belle!"), doch mir sind die Badener wesentlich sympathischer.
Die Grenze zwischen beiden ist nahe, und doch ...
Dieter Wal (58) meinte dazu am 10.01.20:
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Dieter Wal (58) meinte dazu am 10.01.20:
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 Momo (05.01.20)
Wenn man den Mut hat, sich aus dem Gedankenstrom des Kollektivs zu lösen, steht man möglicherweise irgendwann allein in der Wüste. Die Möwe Jonathan flattert gerade durch meinen Kopf.

LG Momo

 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Da sollte ich wohl ein Buch kennen, das ich nicht kenne bzw. von dem ich nur gehört habe.

Kennst Du den Begriff 'Solipsismus'? Da ist eine Klippe für viele Leute, die sich - wie Du schreibst - vom "Gedankenstrom des Kollektivs lösen".
Zum Glück gibt es mehrere Solipsisten, auch wenn das ein Widerspruch in sich ist.

 Momo meinte dazu am 06.01.20:
Ich habe mich jetzt schlau gemacht.
Ja, es ist ein Widerspruch und doch wieder nicht, denn der Mensch ist ein Individuum und zugleich eingebunden in die Kollektivgemeinschaft, genauso wie das Denken eingebunden oder abhängig ist von allen körperlichen und geistigen Funktionen.
Bewusstwerdung in allen seinen Stufen bedeutet letztlich immer Trennung.

Zu Solipsismus: Das Denken für sich kann zu keinem fruchtbaren Ergebnis führen. Und die Vernunft ist wichtiger als das Denkvermögen, meine ich. Es wurde in der Vergangenheit viel zu viel Wert auf den isolierten Verstand gelegt.
Aber jetzt bin ich eigentlich abgekommen von der eigentlichen Aussage deines Aphos. :)

Antwort geändert am 06.01.2020 um 11:14 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 06.01.20:
Aber kenne ich überhaupt andere Menschen? Kenne ich ihre Gedanken und Empfindungen? Verstehe ich, was sie mir mitteilen?
Oder kenne und verstehe ich in Wahrheit nur mich selbst?
Ich kann ja, wie man so sagt, in keines anderen Menschen Kopf hineinsehen und stehe nicht in seinen Schuhen.

 Momo meinte dazu am 06.01.20:
Rein intellektuell gesehen ist das Kennen tatsächlich oft ein Trugschluss, da schließt man doch sehr oft von sich auf andere. Und wer versteht schon ganz und in Wahrheit sich selbst?
Aber wir sind ja nicht nur intellektuell unterwegs, sondern haben auch eine Psyche, die uns viel von anderen, aber auch uns selbst, mitteilt in Form der Übertragung. Denn was da übertragen wird braucht ja immer einen Aufhänger.
Die Sinne und unser Bewusstsein sind in der Regel beschränkt, werfen uns auf uns zurück. Wir können eben nur das wahrnehmen, was wir vermögen, aber darüber hinaus gibt es ja noch, wie gesagt, die psychischen Funktionen, u.a. auch die Intuition. Und sagt man nicht, die Liebe sei die größte Geistesgabe? Nein, nicht die romantische. Sie hat die Kraft, den Menschen über sich selbst zu erheben und sein Wahrnehmungsvermögen über seine Sinne hinaus auszuweiten.
Um jetzt aber wieder die Kurve zu kriegen zu deinem Apho: Ich hatte das Denken erweitert auf individuelle Lebensführung, Ziele und Überzeugungen (Möwe Jonathan), die, wenn sie sehr abweichend sind von den gesellschaftlich anerkannten Überzeugungen und Zielen, auch sehr einsam machen können.

 Graeculus meinte dazu am 07.01.20:
Man sollte eigentlich meinen, daß Kommunikation (Mitteilung) zu einem Verständnis führt. Aber das Verstehen in der Kommunikation geschieht ja immer auf der Basis einer Deutung, bei der man wiederum auf sich selbst geworfen ist. Übertragung, wie Du sie erwähnst, ist Projektion: Ich nehme an, daß Du das jetzt so meinst, wie ich es meinen würde, wenn ich es so sagen würde. Eine Vermutung.

Interessanter Gedankenaustausch!
Aber die "Möwe Jonathan" habe ich immer noch nicht gelesen.

 TassoTuwas (05.01.20)
Und willst du nicht selbstbestimmt sein
dann schlagen wir dir den Schädel ein!

Der Gang aller großen Ideen
TT

 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Schön gesagt. Ich erkenne das "und willst du nicht mein Bruder sein ..."
Gibt es da nicht so eine Szene im "Leben des Brian"?
Redner vor der Menge: "Wir sind alle anders!"
Einzelne Stimme aus der Menge: "Ich nicht!"

 TassoTuwas meinte dazu am 05.01.20:
Meine Recherche. Das "Bruder sein" Zitat stammt aus einer Rede im Reichstag vom Abgeordneten Bernhard von Bülow. Es ist genau datiert auf den 10.12.1903.

 Graeculus meinte dazu am 06.01.20:
Für diesen Hinweis bin ich Dir dankbar; das wußte ich nämlich nicht.
Agneta (62)
(05.01.20)
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 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Ich reiche Dir (virtuell) die Hand.

 EkkehartMittelberg (05.01.20)
lieber Graeculus,
"Ich habe gelernt, selber zu denken und mir meine eigene Meinung zu bilden. Jetzt gibt es niemandem mehr, mit dem ich einer Meinung bin."
Ich vermute, dass du damit eitle Individualisten ironisch provozieren wolltest; denn sich eine eigene Meinung zu bilden bedeutet ja nicht, mit anderen Meinungen nicht übereinstimmen zu dürfen.
Nachdenkliche Grüße
Ekki

 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
So ironisch ist das - und wenn ich Dich jetzt enttäusche - gar nicht gemeint. Es ist auch nicht Eitelkeit (glaube ich jedenfalls), sondern Erlebnis.
Manchmal bin ich fast mit jemandem einer Meinung, aber ganz? Fast nie.
Ein Philosoph sagte mir einmal: "Meine Gefahr ist der Solipsismus."
Gefahr - das spricht doch gegen die Eitelkeit, oder?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.01.20:
Du weißt, dass es für dich zutrifft, dass du mit niemandem mehr einer Meinung bist. Für erstrebenswert halte ich das nicht. Ich denke ,man sollte sich zum Beispiel in der Politik durch eigene Meinung abgrenzen, aber auch nach solchen suchen, mit denen man einer Meinung ist, denn nur Divergenzen behindern aus meiner Sicht die Handlungsfähigkeit.

 Graeculus meinte dazu am 07.01.20:
Das behindert die Interaktion, und zwar nicht unerheblich. Aber man sucht sich seinen Charakter nicht aus, man wählt ihn nicht (da folge ich Sartre nicht), und so muß man lernen, mit sich selbst auszukommen. Andere Menschen haben es gut, denn sie können mir aus dem Wege gehen - ich kann das nicht.
Jetzt ist es aber genug mit dem Pessimismus ... sonst rede ich noch schwärzer als ich denke.
Dieter Wal (58) meinte dazu am 10.01.20:
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 Graeculus meinte dazu am 11.01.20:
Daß man damit nicht allein ist, macht einen gewissen Trost aus.

 Dieter_Rotmund (05.01.20)
Schlusssatz könnte das Credo eines typischen schwäbischen Wutbürgers sein, der schon bei den ersten S21-Demos dabei war.

In meiner Jugend beklebte ich einst einen alten Golf, den ich fuhr, mit "populi audere". Nun ja, ich würde den eigenen Verstand nicht überbewerten - man muss ja nicht zu allem und jedem eine Meinung haben.

Kommentar geändert am 05.01.2020 um 13:47 Uhr

 loslosch meinte dazu am 05.01.20:
wars ein scarabaeus?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 05.01.20:
Nein. Der (schale) Witz zielte auf den Hersteller ab. Er folgt eher der Tradition des Monty-Pytonschen "Romani eunt domus!".

Antwort geändert am 05.01.2020 um 14:08 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 05.01.20:

 Graeculus meinte dazu am 05.01.20:
Der schwäbische Wutbürger, der in Gruppen (Herden) demonstrieren geht und Parolen skandiert? Nichts könnte mir ferner sein. Nicht erst seit kurzem, sondern schon damals, als ich 1967 ff. studiert habe.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 07.01.20:
Trifft es aber leider ziemlich gut, gerade diese Wutbürger haben nur wenig gemeinsame Nenner, die Motive sind höchst unterschiedlich. Jugendliche FfF-Gänger sind eher Herdentiere, um mal bei diesem Vergleich zu bleiben.

 Graeculus meinte dazu am 07.01.20:
Was sie bewegt, weiß ich nicht so genau. Schon weil sie als Herde auftreten (gemeinsames Skandieren von Parolen!), habe ich sie als Herde wahrgenommen.
Bei FfF fällt mir immerhin auf, daß sie 1. nicht im Chor gröhlen und 2. individuelle (von Hand gemalte) Plakate tragen, auch wenn deren Inhalte sich gleichen ("There's no Planet B" etc.).

 niemand (05.01.20)
Ich habe gelernt, selber zu denken und mir meine eigene Meinung zu bilden. Jetzt gibt es niemanden mehr, mit dem ich einer Meinung bin.

Das Seltsame, oder "Schlimme" ist, dass Du auch nicht mit den "Vielen in Dir" einer Meinung sein wirst:

Hierzu der bekannte Spruch: "Wer bin ich und wenn wie viele?"

LG niemand

 Graeculus meinte dazu am 06.01.20:
Stimmt wohl. Das kommt erschwerend hinzu. Zum Glück geht es, zumindest bei mir, nicht so weit, daß die Elemente einander bekriegen.

 tulpenrot (05.01.20)
Jetzt gibt es niemanden mehr, mit dem ich einer Meinung bin.
Ich überlege: Ist das ein Jubelruf der befreiten Kreatur oder ein letzter verzagter Jammerlaut eines Schwergeplagten? Oder beides? JBzw. wechselnd je nach Befindlichkeit?

 Graeculus meinte dazu am 06.01.20:
Beide Formulierungen sind mir zu extrem. Die Situation hat eine positive und (manchmal) eine negative Bedeutung. Auf keinen Fall etwas, das ich - zu dem Preis, zu dem das möglich wäre - ändern möchte.

 tulpenrot meinte dazu am 06.01.20:
Ich habe KEINEN Änderungsvorschlag gemacht, auch NICHT Wunsch nach einer Änderung geäußert, sondern nur mein Nachdenken über den Text kund getan. Mehr nicht. Schade, dass das nicht angekommen ist. :(

 Graeculus meinte dazu am 06.01.20:
Der Eindruck, Du könntest eine Änderung im Sinn haben, ist wohl dadurch entstanden, daß Du die beiden genannten Optionen so unplausibel extrem ("verzagter Jammerlaut") formuliert hast.

 Access meinte dazu am 06.01.20:
...kann es sein, dass hier ein Missvertändnis vorliegt und Tulpenrot deine Aussage auf Änderungen des Textes und nicht der Denkweise bezog? Insgesamt funktioniert dsa mit der Meinungsbildung und dann nicht mehr mirt irgendjemandem übereinstimmen bei mir (..leider...) etwas anders: ...in Bezug auf vorhandene Gegebenheiten gibt es oft soviele Meinungen -- oder sollte ich besser sagen "Positionen", dass es mir oft schwer fällt, selbst Position zu beziehen, weil ich teilweise gegensätzliche Argumentationen nachvollziehen kann und ich dann keine Entscheidungsinstanz finde, die meine eigene Position als "die angemessene/richtige" (was auch immer) anzusehen (vielleicht weil ich nicht gelehrt genug bin). Das heißt aber nicht, dass ich nicht selbst denken würde, sondern, dass die Komplexität der Gegebenheiten mich in eine Endlosschleife des Denkens führt.

 Graeculus meinte dazu am 06.01.20:
Das kann ich gut verstehen, Access, und sollten tulpenrot und ich einander mißverstanden haben, dann liegt ja auch das gewissermaßen im Trend meiner Aussage.

Herzlichen Gruß!

 tulpenrot meinte dazu am 06.01.20:
Noch mal ein Anlauf:
Das Selber-Denken, das Nicht-mit-dem-Strom-Schwimmen macht "einsam" in zweierlei Hinsicht. Das kann
a) befreiend wirken, weil man sich nicht mehr anpassen, verbiegen muss, sondern sich seine eigenen Gedanken macht und sie auch vertreten kann und will.
b) einen traurig machen, weil man ein Außenseiterdasein führt, keinen (ebenbürtigen), verstehenden Gesprächspartner mehr findet.
Oder aber man schwankt zwischen beiden "Zuständen" hin und her - mal fühlt man sich befreit und ist selbstsicher in seinen Ansichten, man vermisst nichts, mal hätte man doch gerne Zuspruch und Gleichgesinnte um sich.
Selber denken und nicht einfach nachplappern, was andere auch sagen oder vorgeben oder erwarten, ist anstrengend.
Das waren die Gedanken, die dein Text bei mir ausgelöst hat.

 Graeculus meinte dazu am 07.01.20:
Genau so ist es, tulpenrot! Und jetzt, wo Du auf den "verzagten Jammerlaut" verzichtet, hast, fällt es mir viel leichter einzusehen, daß wir - o Wunder! - in dieser Hinsicht einer Meinung sind.

 eiskimo (11.04.20)
Wir Denkfaulen warten oft nur darauf, dass ein Schlauerer voraus denkt, um dann treu zu nicken.
Ich bin in vielen Sachgebieten total denkfaul, und da sagt mir mein Bauchgefühl, wem ich vertrauen kann.
Die Welt ist so komplex geworden - ich glaube, es geht nicht anders.

 Graeculus meinte dazu am 11.04.20:
Ich schaffe das nicht, das treue Nicken. Es geht mir wider die Natur. Und auch wenn ich viele Fachgebiete nicht durchschaue, läuft bei mir immer eine Art Kontrollprogramm mit, das auf bestimmte Indizien reagiert.

 eiskimo meinte dazu am 11.04.20:
Das hält dich geistig fit, ganz sicher. Und dich legt auch keiner so schnell rein. Es prädestiniert dich hingegen zu leitenden Funktionen, was wiederum Neid und "Hahnenkämpfe" provoziert...

 Graeculus meinte dazu am 11.04.20:
Es führt zu Mißtrauen.
Für leitende Funktionen ist es zu spät. Sie erschienen mir auch nie wünschenswert. Die vita contemplativa reicht mir.

Übrigens ist das alles von dem, was Du Bauchgefühl nennst, nicht so weit entfernt, wie mir scheint.
buchtstabenphysik (25)
(11.04.20)
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 Graeculus meinte dazu am 11.04.20:
Nein, denn ich mag Paradoxien.

A sagt zu B: "Niemand versteht mich."
B erwidert: "Mich auch nicht."

Jemandem zu widersprechen, indem man ihm zustimmt, oder ihm zuzustimmen, indem man ihm widerspricht, ist herrlich.

A sagt zu B: "Immer widersprichst du mir!"
B antwortet: "Das stimmt."
Oder B antwortet: "Das ist überhaupt nicht wahr!"
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