Kurz gesagt

Aphorismus zum Thema Einsicht

von  Graeculus

1. Mit einem, der schon alle Antworten hat, ist schlecht über Fragen zu reden.

 

2. Wem meine Argumente nicht einleuchten, wer meinen Standpunkt nicht übernimmt, der hat mir nicht gut genug zugehört. Eine verbreitete Ansicht.

 

3. Als Mensch darf man Realist, als Verantwortlicher muß man Optimist sein.

 

4. Jeder andere Mensch kann sich frei entscheiden, ob er mit mir zusammensein möchte – ich nicht.

 

5. Nicht die Hoffnung, sondern der Humor möge zuletzt sterben!



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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (09.02.22, 00:11)
Mit einem, der schon alle Antworten hat, ist schlecht über Fragen zu reden.
In der Spätpubertät war die Theodizee für mich eine Frage von Leben und Tod. Und die Erfahrung mit älteren Christen war, dass sie ad hoc alle Antworten wussten. Antworten aus der Dose, die den Fragenden zur Verzweiflung brachten. Ein Wahn von Allwissenheit, der sich keiner inneren Widersprüche bewusst ist. Das war für mich eine Impfung gegen dogmatische Religion.



Wem meine Argumente nicht einleuchten, wer meinen Standpunkt nicht übernimmt, der hat mir nicht gut genug zugehört. Eine verbreitete Ansicht.
Die Ansicht, dass es für den, der alle Argumente kennt, nur eine Meinung geben kann, geht auf Platon und Aristoteles zurück. Und dennoch ist sie falsch.


Wir müssen uns seblst aushalten, das ist wahr. Aber die, die müssen auch sich selbst aushalten, und das ist die seltene Ausnahme, wo auch ich mal Schadenfreude empfinde.

 Quoth meinte dazu am 09.02.22 um 08:14:
Falls das Theodizeeproblem Dich immer noch interessiert: Der systematische Theologe Hartmut Rosenau hat ein lesenswertes Buch darüber geschrieben: "Der Anstoß des Glaubens - Das Theodizeeproblem und seine möglichen Lösungen".
Ferdi (70) antwortete darauf am 09.02.22 um 08:48:
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 Graeculus schrieb daraufhin am 09.02.22 um 18:36:
An Terminator:

Stimmt, das geht stark auf Platon und Aristoteles zurück.
J. G. Fichte soll einmal in einer Vorlesung gesagt haben: "Meine Herren, wir wollen diese Sache nicht von allen möglichen Seiten betrachten, sondern nur von einer einzigen: der richtigen."

***

Und diese Art von Schadenfreude ist jedem zu gönnen. Etwa daß Stalin es mit sich selbst aushalten mußte. Du kennst sicher die Bemerkung von Chruschtschow, er habe Stalin zu sich selbst sagen hören: "Ich bin am Ende. Ich traue niemandem mehr, nicht einmal mir selbst."

 Graeculus äußerte darauf am 09.02.22 um 18:37:
An Quoth:

Es gibt ja viele Bücher zu diesem Thema, und ich bin mir nicht sicher, ob ich noch eines von einem Theologen lesen möchte. Für mich sind das Leute, die dafür bezahlt werden, daß sie eine bestimmte Meinung vertreten. Dem mißtraue ich.

 Graeculus ergänzte dazu am 09.02.22 um 18:39:
An Ferdi:

Immer mehr glaube ich, daß Diskussionen ohnehin selten zu irgendetwas führen. Unsere entscheidenden Ansichten bilden wir uns nicht aufgrund von Argumenten.
Schade eigentlich.
Ferdi (70) meinte dazu am 09.02.22 um 20:24:
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 Graeculus meinte dazu am 09.02.22 um 23:11:
Auch ich halte, beinahe verzweifelt, am Wert von Argumenten fest, weil man durch sie Streitfragen gewaltlos entscheiden kann - im Prinzip.

 Quoth meinte dazu am 10.02.22 um 08:34:
Meine Buchempfehlung richtete sich an Terminator, der sich - zumindest früher - für theologische Fragen interessierte. Dir hätte ich das Buch eines Theologen nicht zu empfehlen gewagt!

 Graeculus meinte dazu am 11.02.22 um 00:08:
Ach so, dann habe ich das falsch verstanden. Nicht daß ich nie Bücher von Theologen gelesen hätte, aber weniger wäre mehr gewesen.

 Quoth (09.02.22, 08:20)
Zu 3.: Zu optimistische Verantwortliche haben wir in jüngster Vergangenheit viele erlebt.
Zu 4.: Ja, der eigenen Identität entrinnt man nicht.
Zu 5.: Wobei der Humor auf begrabener Hoffnung besonders gut gedeiht!
Aphorismen, mit denen ich was anfangen kann!
Gruß Quoth

 Graeculus meinte dazu am 09.02.22 um 18:32:
zu 3.: Es handelt sich m.E. um eine Schwachstelle der Verantwortlichen: Sie müssen auch dann optimistisch rüberkommen, wenn Realismus realistischer wäre. Man stelle sich einen Fußballtrainer vor, der nach einer Niederlage sagt: "Jetzt glaube auch ich an den Abstieg." Am nächsten Tag wäre er seinen Job los. Ein Politiker würde von der Opposition zerfleischt.

zu 4.: Selbst wenn man es - wenigstens gelegentlich - möchte. Du kennst sicher das "Sonett auf mich selbst" von Rudolg Borchardt.

zu 5.: Humor bei anhaltender Hoffnung ist gar nichts.

 TassoTuwas (09.02.22, 10:11)
Damit kommst du jetzt erst um die Ecke?

Wenigstens die 5 lässt sich noch nutzen!

 Graeculus meinte dazu am 09.02.22 um 18:27:
Es ist schade, daß man erfahrungs- und lebenszeitbedingt erst dann weise wird, wenn es zu spät ist.
Browiak (67)
(09.02.22, 10:57)
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 Graeculus meinte dazu am 09.02.22 um 18:23:
Da können wir gemeinsam ohneeinander verreisen!
Agnete (66)
(09.02.22, 14:23)
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 Graeculus meinte dazu am 09.02.22 um 18:24:
Danke. Wenn schon Ironie, dann mit Niveau ... oder umgekehrt.
Clara (37)
(09.02.22, 16:41)
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 Graeculus meinte dazu am 09.02.22 um 18:26:
Bei Douglas-Adams-Lesern hat man oft den Eindruck, daß 42 die Antwort auf alles ist. Wobei ich mir denke, daß er auch 41 oder 43 hätte schreiben können.
Clara (37) meinte dazu am 09.02.22 um 19:23:
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 Graeculus meinte dazu am 09.02.22 um 23:12:
Gewiß, aber er hätte auch anders ..., oder?

 FrankReich meinte dazu am 10.02.22 um 08:56:
Nein, hätte er nicht, in Monty Pythons Flying Circus, Folge 42, hat er nämlich eine Nebenrolle. 👋😂

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 11.02.22 um 00:09:
Echt jetzt, Douglas Adams?
Nun, das paßt zum Humor der Monty-Python-Truppe.

 FrankReich meinte dazu am 11.02.22 um 07:01:
Adams arbeitete kurzzeitig mit Graham Chapman von Monty Python zusammen, neben einigen Sketchen kamen so auch seine Gastauftritte 1974 zustande, einmal als Chirurg Dr. Emile Koning in "Light Entertainment War", Folge 42 des Monty Pythons Flying Circus, allerdings auch in Folge 44, "Mr. Neutron", da zwar nur als anonymer Lastenträger, dennoch verschweigt Wikipedia das, denn der alleinige Auftritt in Folge 42 wäre natürlich eine dankbare Erklärung dafür, warum Adams sich in "Per Anhalter durch die Galaxis" ausgerechnet für die Zahl 42 als Universalantwort entschied. Nach Adams eigenen Aussagen fühlte sich diese Zahl aber einfach nur richtig an und genau das scheint der Umstand zu sein, warum keine andere in Frage kam. 👋😂

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 11.02.22 um 15:34:
Danke für die Auskunft. Die zeitliche Reihenfolge ist anscheinend die: erst der Auftritt in Folge 42, dann die ominöse Zahl im Buch.
Das Gefühl lasse ich ihm gerne. Ich meinerseits komme weder mit Teilbarkeit noch mit Quersumme zu einem interessanten Ergebnis.

 FrankReich meinte dazu am 11.02.22 um 16:55:
Wer dieser Zahl unbedingt einen Sinn abgewinnen möchte, kann das ohne weiteres, z. B. 42 : 2 = 21, Quersumme 3, Quersumme 42 = 6, drei Sechsen hintereinander ergeben die Zahl des Tiers oder 42 : 2 = 21, Quersumme 3, 21 : 3 = 7, Glückszahl, usw. oder Quersumme von 21 = Dreifaltigkeitsprinzip, aber hey, vielleicht besteht der Gag ja gerade in der Unscheinbarkeit dieser Zahl und macht deshalb auch Claras Amusement darüber aus. 🤔

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 12.02.22 um 17:41:
Jetzt sehe ich es ein.

 EkkehartMittelberg (09.02.22, 22:00)
Die gefallen mir alle
zu1: Wir brauchen keine Antwort-Automaten. Aber mir scheint, es ist schwieriger gute Antworten zu geben als intelligente Fragen zu stellen.
zu3: Warum sollte man nicht auch als Verantwortlicher Realist sein?
zu 4: Dies ist freilich nur für Selbstkritische problematisch.

 Graeculus meinte dazu am 09.02.22 um 23:20:
ad 1.: Erstmal sind nach meinem Eindruck mehr Menschen mit Antworten als mit Fragen beschäftigt. Klar, eine unbeantwortete Frage hat etwas Beunruhigendes an sich. Aber die ganz großen Sensationen beginnen mit einer intelligenten Frage. Wenn Thales z.B. lehrt, daß in Wahrheit alles Wasser sei, hat das ja nicht viel für sich; aber damit hat er die ungeheure Frage aufgeworfen, die uns heute bis "Matrix" usw. verfolgt: Kann es sein, daß alles in Wahrheit anders ist, als es zu sein scheint?

ad 2.: Weil man dann nicht lange sein Amt als Verantwortlicher behält. Stelle Dir einen Fußballtrainer vor, der sagt: "Jetzt glaube auch ich, daß wir absteigen." Oder einen Politiker, der gesteht: "Ich halte es für möglich, daß wir die Inflation (oder die Ukraine-Krise oder sonstwas) nicht in den Griff bekommen." Von einem Verantwortlichen erwarten wir selbst dann, daß er über taugliche Lösungen verfügt, wenn er realistisch gesehen nur im Nebel tappt. Die meisten Menschen wollen an einen Erlöser glauben. Oder liege ich da falsch?

ad 4.: Gewiß.
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