Bestandsaufnahme

Sonett zum Thema Einsicht

von  LottaManguetti

Manch Becher habe ich allein geleert,
den Rauch der Fluppen hektisch ausgepustet,
gelacht, geweint, fast immer zugehört,
dem Freund geholfen, andren was gehustet.

Hab tausend Fragen noch und Unverstand.
Die Phantasie träumt still an meiner Seite.
Wie oft hat Liebe mich wohl übermannt?
Mal war ich reich, konsolidiert, mal pleite.

Und während dieser langen, bunten Reise
erlernte Stück für Stück ich beispielsweise
mein eignes Bild vom Wesen dieser Welt.

Was soll ich bloß mit all den schönen Bildern,
die nach dem Leben faulen und verwildern
und nur versprechen, was nie ewig hält?

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Kommentare zu diesem Text


 Willibald (06.03.20)
Was soll ich bloß mit all den schönen Bildern,
die nach dem Leben faulen und verwildern
und nur versprechen, was nie ewig hält?

Weiß auch nicht so recht, ob diese barocke
Einsicht vielleicht doch nicht das letzte Wort
haben sollte.

Immerhin ist ja insofern doch noch was da
und Günter Kunert hat(te) Recht, als er etwa
folgendes über das große, unbekannte Gefilde schrieb:

"Und gar nichts wird vermisst.
Und keine Lücke bleibt.
Und keiner ist mehr da,
den ein Erinnern treibt."

Andererseits gilt - wenn man das "nichts vermisst"
anders auslegt, halt doch noch immer ein wenig
dieser Horaz, Von Lyrikern bleibt, sind sie gegangen,
immerhin einiges an verbalen Rückständen.
" Ein wenig", weil Horaz ein bisschen hoch greift
mit seinem "aere perennius".



greetse
ww

Kommentar geändert am 06.03.2020 um 15:13 Uhr

 Willibald meinte dazu am 07.03.20:
"Spuren hinterlassen", das ist vielleicht doch immerhin drin und was Gutes.

 LottaManguetti antwortete darauf am 07.03.20:
Die Antwort, lieber WW, muss jeder für sich finden. Meine Antwort ist: ja.
😊

 Willibald schrieb daraufhin am 07.03.20:
congruentia manifesta

greetse
ww

 Willibald äußerte darauf am 09.03.20:
Grüss Dich, hatte gerade eher zufällig Deine Homepage aufgerufen. Dann die Frage gestellt. Und "Schwupps".

ww

 LottaManguetti ergänzte dazu am 09.03.20:
😊

 Graeculus (06.03.20)
Ich glaube, das, was ewig hält, zu suchen, ist zu hoch gegriffen. Die Welt ist nicht verpflichtet, unseren Ansprüchen zu entsprechen.

 LottaManguetti meinte dazu am 07.03.20:
Ewig hält nichts, Graec. Also, jeder lebt wie er es am besten kann, wie er will.
Meine Antwort hab ich gefunden.

😉
Agneta (62)
(06.03.20)
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 LottaManguetti meinte dazu am 07.03.20:
Danke, Agneta. Bewusst habe ich am Ende ein Fragezeichen hinterlassen. 😉

 Oggy (06.03.20)
“Manch Becher habe ich allein geleert“
Das müssen wohl die gewesen sein, die an mir vorübergegangen sind....
LG,
Oggy

Kommentar geändert am 06.03.2020 um 17:23 Uhr

 LottaManguetti meinte dazu am 07.03.20:
Das waren bestimmt die mit Ingwertee. Davon geb ich nix ab! 😂

 EkkehartMittelberg (06.03.20)
Hallo Lotta, wir müssen uns damit abfinden, dass die Kraft der schönen Bilder solang ereicht, wie das eigene Bewusstsein sie bewahren kann.
Liebe Grüße
Ekki

 LottaManguetti meinte dazu am 08.03.20:
Lieber Ekki, ich gehöre bestimmt nicht zu jenen, die an das Danach denken, denn es ist dann irrelevant.
Daher gestatte ich mir zwar mal so Fragen, weiß aber auch, wie sinnlos selbst diesen Fragen sind.

Der größte Genuss für mich ist jedes Wochenende im Abseits. Dort, wo Rehbock und Bussarde mir den Tag versüßen, bin ich Mensch und tank ich auf.

Übrigens: Ich habe heute 6:4 beim Billard gewonnen! :D

Lieben Gruß
Lotta

 TrekanBelluvitsh (06.03.20)
Ein guter Schluck, ein gutes Mahl, ein gutes Buch oder ein guter Freund sind da allemal besser als alle Bilder vom Wesen der Welt. Und sie sorgen auch für einen ruhigeren Schlaf.

 LottaManguetti meinte dazu am 08.03.20:
Ab einem gewissen Alter, Trekan, hat man schon einiges erlebt. Dann gibt es die Möglichkeit, sich der schönen Tage zu erinnern oder über die weniger schönen zu lamentieren. Meine Entscheidung steht: Jammern hat noch nie geholfen.
Und siehe da: Das Leben ist noch schöner als gedacht.

Lieben Gruß
Lotta
Sin (55)
(06.03.20)
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 LottaManguetti meinte dazu am 08.03.20:
Eine Sin-uskurve, Sin. :D

Ohne Tief kein Hoch ... Ich mags.

Lotta

 FrankReich (06.03.20)
Hi Lotta,

ich interpretiere das letzte Terzett einfach mal als rhetorische Frage, denn sicher weiß das lI es, andernfalls empfehle ich ihm Günter Eichs "Inventur". :D

Ciao, Frank

 LottaManguetti meinte dazu am 08.03.20:
Gut erkannt, RR!

Ist ja nicht so, dass ich mich das wirklich frage ... ;)

 Didi.Costaire (06.03.20)
Hehe Lotta, konsolidierte Finanzen... davon hat weiland Finanzminister Stoltenberg so gerne gesprochen. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr Gemeinsamkeiten habt.

Weiterhin alles Gute!
Dirk

 LottaManguetti meinte dazu am 08.03.20:
Nun, Didi, konsolidierte Finanzen bedeuten für jeden etwas anderes. Wichtig ist für den einen das Gefühl, nicht schon morgen verhungern zu müssen, für andere, um keinen Preis der Welt etwas abgeben zu müssen.

Gut, dass dieser ökologisch bedenkliche Papiermüll nicht das Wichtigste im Leben ist. :D

Lotta

 TassoTuwas (09.03.20)
Ach Lotta,
eine Bestandsaufnahme ist immer ein Innehalten mit Blick zurück, ist nur eine Verschnaufpause.
Wir haben noch nicht fertig, solange uns die Bilder bleiben, sind wir auf dem Weg.
Ich hoffe noch recht lange gemeinsam!
Und nebenbei, Sonette kannst du...
...und noch vieles mehr
Liebe Grüße
TT

 LottaManguetti meinte dazu am 09.03.20:
Richtig.
Innehalten - gucken - aha sagen- weitermachen.

oder wie schon Frieda feststellte:
‚Annehmen, neugierig bleiben und laufenlassen‘

:D

Ich kann die 320 Seiten bald auswendig dahersagen!

 harzgebirgler (17.11.20)
die zeit ist der radikalvernichter -
"was bleibet aber, stiften die dichter" (hölderlin)

lg
harzgebirgler
Agnetia (66)
(23.01.24, 22:03)
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