Not macht erfinderisch!

Anekdote zum Thema Wunder

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

Es gibt kleine und es gibt große Nöte. Sie haben aber oft eines gemeinsam. Sie zwingen zum Umdenken und nach kreativen Lösungen Ausschau zu halten.
Ich hatte eines Tages ein älteres, aber durchaus noch fahrtüchtiges Hollandrad erstanden. Nun radelte ich damit das erste Mal zufrieden durch die Landschaft, als ich nach einer Weile feststellte, dass der Sattel nach unten gerutscht war. Ich hielt an, brachte ihn wieder in die ursprüngliche Ausgangslage und zog die Schraube mittels eines Schraubenschlüssel fest. Aber ein Kilometer weiter hing er wieder unten direkt auf der Rohröffnung.
  Das gibt es doch nicht, dachte ich, nun schon leicht erbost. Holte wieder den Schraubenschlüssel hervor, zog die Schraube nun richtig fest, prüfte vorsichtshalber noch einmal mit beidhändigem Druck. Perfekt!
  Dieses Mal dauerte es keine 500 m, bis ich wieder eine Etage tiefer auf dem Fahrrad saß:  Ok, Houston, wir haben ein Problem!
 
Nach eingehendem Studium der Sattelvorrichtung und einigem Rumprobieren gelangte ich zu der Überzeugung, dass da vermutlich nichts zu machen war. Aber Fahrradschieben war irgendwie keine Option. Also analog zum wiederholten Nachpumpen bei einer Schleichpanne drehte ich nun alle paar hundert Meter - wobei die Abstände sich verkürzten - die Sattelschraube wieder fest.
 
Dann, kurz vor einer kleinen Fußgängerbrücke, zündete plötzlich die rettende Idee: Na klar, ein Stück Holz zwischen Sattel und Hinterradrahmen klemmen!. Ich hatte die Konstruktion quasi bildlich vor Augen. Abrupt stoppte ich an und begab mich sofort auf die Suche nach einem passenden Holzstück.
    Eigentlich war es der perfekte Ort für eine solche Suche, denn es gab hier einige eng beieinanderstehende Bäume und etliches kleinere Geäst lag auf dem Boden. Aber, wie ich nach einigen Minuten feststellen musste,  passte einfach nichts wirklich gut. Das gibt es doch nicht! dachte ich enttäuscht. War ich doch wirklich von einer göttlichen Eingebung ausgegangen.
    Nachdenklich schob ich das Fahrrad über die Brücke und dann – ich war gerade an ihrem Ende angelangt  - sah ich es: Einsam und mich erwartungsvoll anschauend, wie bestellt und nicht abgeholt, ein Stück geschältes Astholz auf einer Grünfläche liegend.
    Es passte dann auch wirklich wie speziell für mich geschnitzt und hielt auch, was es versprach. Ich ließ es monatelang am Fahrrad als Erinnerung an ein kleines und hilfreiches Wunder! (auf dem Eingangsfoto kann man das Holzstück gut sehen, wenn man es anclickt)


                                      Und die Moral von der Geschicht:
                                      Auch in Corona-Nöten,
                                      vergiss das hilfreiche Erfinden
                                      und  die Wunder nicht!

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