Sie schickte der Himmel

Anekdote zum Thema Wunder

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Gerade im Radiogottesdienst hat eine Frau aus einer Baptistengemeinde folgendes Zeugnis gegeben:
Vor 53 Jahren wurde plötzlich ihre dreimonatige Tochter krank. Sie hatte Fieber und zeigte auch noch andere Krankheitssymptome, aber ein herbeigerufener Arzt konnte keine Ursache entdecken. Er riet geduldig zu bleiben und auf Besserung zu warten.
  Aber es wurde nicht besser und die jungen Eltern immer besorgter. Sie schickten Stoßgebete gen Himmel.
 
Plötzlich am frühen Abend schellte es. Eine Frau stand an der Haustüre und sagte: „Guten Abend, ich bin vom Gesundheitsamt. Routinekontrolle! Uns ist mitgeteilt worden, dass Sie eine dreimonatige Tochter haben. Dürfte ich sie mal sehen?“
    Als sie wenig später das kleine Mädchen in ihrem Bettchen liegen sah, sagte sie: „Sie muss sofort ins Krankenhaus!“ Und so geschah es. 
   
Dort im Krankenhaus stellte man eine schwere Hirnhautentzündung fest und begann sofort mit einer entsprechenden Behandlung. Das Mädchen überlebte und die Ärzte teilten den glücklichen Eltern mit: „Sie sind gerade noch rechtzeitig gekommen. Wenig später, und wir hätten nichts mehr tun können!“
 
Als die Eltern sich bei der Frau vom Gesundheitsamt bedanken wollten, stellte sich heraus, dass es eine solche Mitarbeiterin nicht gab.
    Es brauchte eine  Weile, bis den verdutzten Eltern dämmerte, dass ihnen möglicherweise ein Engel geschickt worden war.
   
Nachtrag: Heute arbeitet die Tochter übrigens als Missionarin auf Hawaii.

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (10.10.21)
Rührend. Besonders bei lebensbedrohlichen Krankheiten berichten die verschiedensten Religionen gerne von Wundern.
Hier noch ein Beispiel aus den Iamata des Asklepios-Heiligtums von Epidauros:
Ein Mann mit einem Geschwür im Bauch. Dieser sah im Heilraum einen Traum. Er träumte, der Gott befehle den Gehilfen in seinem Gefolge, ihn zu ergreifen und festzuhalten, um ihm den Bauch aufzuschneiden. Da sei er geflohen, sie hätten ihn aber ergriffen und an einen Operationstisch gebunden. Hierauf habe Asklepios den Bauch aufgeschlitzt, das Geschwür herausgeschnitten, und [den Bauch] wieder zugenäht. Dann sei er von den Fesseln gelöst[,] und daraufhin kam er gesund heraus. Der Fußboden im Heilraum war aber voll von Blut [τὸ δὲ δάπεδον ἐν τῶι ἀβάτωι αἵματος κατάπλεον ἧς].
(Florian Steger (Hrsg.): Antike Medizin. Einführung und Quellensammlung. Stuttgart 2021, S. 220-223)

 Graeculus meinte dazu am 10.10.21:
Da kennst ja meine Überzeugung, daß gerade im Bereich der Wunderberichte die christliche Religion völlig unoriginell ist.

 Bluebird antwortete darauf am 10.10.21:
Aber dass es Wunder gibt, da stimmst du schon zu, oder?

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 10.10.21:
gruselig, jetzt auch noch das "blaue Wunder" dem wir alle zustimmen sollen. Hat die Farbe Rot eine spezielle Bedeutung in diesem Zusammenhang. Wenn die ganze Schöpfung also mindestens an ein Wunder grenzt. wenn nicht gar sowieso, mitsamt aller Gesetzmäßigkeiten eines ist.
Wieso ist es eigentlich kein Wunder, wenn es innerhalb bekannter Gesetze passiert, welche Rolle spielt das?

 Graeculus äußerte darauf am 10.10.21:
Sagen wir: unerklärliche Ereignisse. Mit zwei Zusätzen:

- Zu einer religiösen Deutung sehe ich beim Phänomenbestand insgesamt keinen Anlaß, da ein Großteil sich ohne religiösen Kontext ereignet - etwa bei diesem Bericht aus der FAZ vom 9.11.1998:
Chinesische Wissenschaftler suchen nach Erklärungen für ein merkwürdiges Phänomen in der nordöstlichen Provinz Gansu: An einem 60 Meter langen Hügel fließt dort das Wasser aufwärts. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag weiter berichtete, wurde das Gelände, das im Winkel von fünfzehn Grad ansteigt, von dem Offizier Zhao Guobiao entdeckt. Er versicherte, das Phänomen trete auch mit anderen Gegenständen auf: So rollten auch Gummireifen den Berg hinauf. Der Physiker Fang Xiaoming von der Universität Lanzhou, der sich das Gelände selbst angesehen hat, mutmaßte, ein sehr starkes Magnetfeld oder Veränderungen im Luftdruck könnten eine Erklärung für das Phänomen sein. (AFP)
- Die wirklich unerklärlichen Ereignisse machen einen Teilbestand (meine Schätzung: 10 %) aller Berichte über unerklärliche Ereignisse aus, d.h. in den meisten berichteten Fällen handelt es sich um Betrug oder Selbsttäuschung. Ein berühmter Fall von Scharlatanerie aus der Antike: Alexander von Abonuteichos und seine magische Schlange Glykon (Bericht bei Lukian).

 Graeculus ergänzte dazu am 10.10.21:
Deine Perspektive auf die Phänomene ist dank Deiner missionarischen Absicht in zwei Hinsichten verzerrt:
1. Du nimmst nur religiöse Phänomene in den Blick, und dabei bevorzugt solche aus dem christlichen Bereich.
2. Du gehst mit dem Deutungsmuster Gott/Engel vs. Dämonen an die Phänomene heran.

Das unterscheidet Deine Perspektive von meiner.

Antwort geändert am 10.10.2021 um 11:44 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 10.10.21:
Und natürlich gibt es bei Dir auch keine Reflexion des Umstandes, daß ein Großteil der Gebete etc. eben nicht zu einer wunderbaren Heilung führt.
Zum Phänomenbestand gehört das aber unbedingt dazu: Es handelt sich um sehr seltene Ausnahmen.

 LotharAtzert (10.10.21)
"Heute arbeitet die Tochter übrigens als Missionarin auf Hawaii" - da scheint sich das nächste Wunder anzubahnen: da wird der Kilauea demnächst, statt Lava, Manna spucken, odr?

 Graeculus meinte dazu am 10.10.21:
Bedauerlich, daß sie nicht auf La Palma missioniert; die Leute dort könnten einen Engel brauchen.

 FrankReich (10.10.21)
Mich wundert an der Story weder, dass meist nur ein Vorwand mit Autoritätsbehauptung fruchtet, noch, dass die Eltern offensichtlich zu beschränkt waren, um selbst auf die Idee zu kommen, ihr Kind ins Krankenhaus zu bringen. 😁

Ciao, Frank

 DanceWith1Life meinte dazu am 10.10.21:
Eigentlich sollte uns interessieren, was aus dem Arzt geworden ist.
Oder besser, ob es inzwischen ein Zusatzsemester, Diagnose lebensbedrohlicher Erkrankungen bei Kindern und Säuglingen gibt.
Das blinde Vertrauen in Ärzte hat sich für einige Eltern als sehr fatal erwiesen, nichtsdestotrotz, waren es Ärzte, die das Kind dann gerettet haben, mit unbekannter Hilfe.
Also das ganze als "göttliche Fügung" interpretieren ist vielleicht nur eine Art Eingständnis an die Komplexität.
Es gibt viele Menschen, denen der erste Gang zum Arzt nicht geholfen hat und erst als sie nicht locker liessen oder eine zweite Meinung ins Spiel kam, konnte die "Wirklichkeit" erkannt werden.
Wenn sich RR noch dazu entschließen könnte, das zu formulieren ohne alle Beteiligten als brunsdoof darzustellen, kämen wir der Sache vielleicht näher.

Antwort geändert am 10.10.2021 um 16:26 Uhr

 Jericho (10.10.21)
Das relevante ist doch, das jemand bei den Eltern geklingelt hat, der danach nicht auffindbar war. Man kann sich das natürlich alles mit "Zufall" zurecht erklären, wobei ein solcher "Zufall" m.E schon in die Kategorie Wunder fallen würde

Gruß J

 Bluebird meinte dazu am 10.10.21:
Ja, genau ... das ist der eigentliche Punkt!
Ich erinnere in dem Zusammenhang auch gerne noch einmal an eine persönlich erlebte Geschichte:   Boxenstopp ...

 DanceWith1Life meinte dazu am 10.10.21:
ich finde auch, das ist das relevante, dass es geklappt hat, das Kind zu retten. Und welche Erklärung auch immer sich das unter die Nägel reissen will, soll das nächste mal, selber klingeln.
Mal sehen, ob das auch klappt.

 Graeculus meinte dazu am 10.10.21:
Stimmt, Jericho & Bluebird. Aber mit einem Bauchgeschwür einzuschlafen, von einer Operation durch Asklepios zu träumen und am nächsten Morgen operiert aufzuwachen, Blut ringsum, das ist doch ebensowenig ein Zufall, nicht wahr?
Oder zählen Wunderheilungen nur, wenn sie christlicher Provenienz sind?

Falls jetzt jemand nach der Glaubwürdigkeit des Asklepios-Berichtes fragt ... hat das schon jemand bei dem Baptisten-Bericht getan? Wir haben 0 Möglichkeiten, daran irgendetwas zu überprüfen.

 LotharAtzert meinte dazu am 11.10.21:
Palim palim ...

"Über"-Prüfung ist auch eine Krankheit.

 Graeculus meinte dazu am 11.10.21:
Religiöser Obskurantismus eine schlimmere.

 Jericho meinte dazu am 11.10.21:
@ Graeculus: ich würde den Asklepios-bericht ebenso als Wunder bezeichnen. Das Gott nur bei Christen wirkt wird nirgends behauptet, zumindest fällt mir als biblisches Gegenbeispiel naaman ein (gut, war vor Christus, trotzdem ein Nichtjude der durch Gott Heilung erfährt) und Jesus heilte ebenso Ungläubige.

Gruß, J

Antwort geändert am 11.10.2021 um 15:25 Uhr

 Bluebird meinte dazu am 11.10.21:
Wir sprachen schon drüber, übernatürliche Phänomene können - aus christlicher Sicht - sowohl göttlicher als auch dämonischer Natur sein ... es kann auch so ein Glauben-Wundermechanisus (zusätzlich) geben ... die Dinge sind da nicht immer so eindeutig, will mir scheinen.

 Graeculus meinte dazu am 11.10.21:
Was haben denn bergauf fließendes Wasser in China und Wunderheilungen (Heilungen! - "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.") in Epidauros mit Dämonen zu tun?

 Jericho meinte dazu am 11.10.21:
@ Bluebird: geb ich dir Recht. Allerdings würde ich Heilungen prinzipiell nicht der dunklen Seite zuschreiben. Es war eher nicht Asklepios der heilte, sondern der " unbekannte Gott" von dem Paulus den Griechen in Apg. 18 berichtet. Gott wirkt ja auch dort wo er nicht bekannt oder erwünscht ist, ohne dieses Wirken würde es wohl kaum Bekehrungen geben.

Gruß J

 Bluebird meinte dazu am 11.10.21:
Spätestens wenn man wie ich das Buch "Heilen und Schamanismus" gelesen hat, versteht man, dass es dämonisch-spiritistisches Heilen gibt ...
In Brasilien gibt es viele solcher spiritistischen Heikungszentren, in denen Geister inkorperieren und dann in Trance erfolgreich operieren.
"Dr. Fritz" ist da recht bekannt:  hier

Ich erinnere an "Faust" und den Teufelspakt. Der Teufel ist sehr wohl bereit etwas zu geben, wenn er dadurch Einfuss auf die seele eines Menschen erhält. Diesen (richtigen) Grundgedanken sollte man nicht aus den Augen verlieren

 Jericho meinte dazu am 11.10.21:
OK. Aber das muss doch bewusst arrangiert werden, oder? Bei Graeculus' Beispiel war das ja nicht so. Ich gebe dir allerdings Recht das es durchaus gefährlich sein kann, wenn es so wie im Link beschrieben abläuft.

Gruß, J

 Bluebird meinte dazu am 11.10.21:
Ja, das ist arrangiert ... und wirklich krass! Ich weiß aus eigener Erfahrung - Spiritismus 1985- wie man sich vom "Funktionieren" einer Sache blenden lassen kann.
Auch im christlichen Bereich sollte man da durchaus genauer hinschauen. Auch da gibt es mitunter bedenkliche Phänomene.
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