Tag 44: Sonntag, der 26.4.

Tagebuch zum Thema Aktuelles

von  Manzanita

Bevor ich über den heutigen Tag rede, muss ich den gestrigen erst einmal beenden. Wegen der Lego-Eisenbahn kann ich meine Zimmertür derzeit nicht schließen, denn dazu müsste ich die Schienen abbauen, und das ist auf die Dauer jeden Tag ziehmlich nervig. Deswegen schlafe ich immer mit Tür offen. Da Samstag war, und mein Vater heute, also am Sonntag, nicht arbeiten gehen müsste, schaute er sich bis um elf einen Film an, weshalb ich sehr schlecht schlafen konnte. Deswegen ging ich um kurz nach zehn zu ihm und bat ihn, den Film auszumachen, oder zumindest Kopfhörer anzuziehen. Darauf reagierte er agressiv, und sagte mir, ich solle ins Bett gehen und schlafen und, falls nötig, die Schienen abbauen. Mir wurde bewusst, dass mein Vater nicht guter Laune war, was ich nicht erwartet hatte (ich dachte, er würde es einsehen) und ging ins Bett, wo ich weiterhin nicht einschlafen konnte. Als er irgendwann mit dem Film fertig war und in die Dusche ging, schaltete ich meine Nachttischlampe an, um auf die Uhr zu schauen. Dann forderte er mich auf, ich solle doch bitte das Licht ausmachen und schlafen. Und dann began der Streit.

Wie er ausgang? Zumindest für den Abend, indem ein Großteil der Lego-Eisenbahn und die dazugehörigen Bahnsteige und Fahrzuege (wie ein selbstgebauter Kran) vom Fuß meines Vaters zerstört wurde. Mein Vater war eingeschnappt, weil ich von ihm wollte, dass er den Film nicht ausmachte. Glücklicherweise sah er ein, dass er nicht hätte die Eisenbahn kaputt machen sollen, die man aber natürlich wieder zusammenbauen könnte, aber nicht, und meine Mutter war mit ihm auf einer Seite, dass seine Reaktion falsch war. Nun war es aber schon halb zwölf, und der Streit würde für eine Nacht pausieren.

Nun ist es Sonntag. Ich wache erst erstaunlich spät auf, und liege lange halbschlafend auf dem Bett herum. Ich muss wirklich sehr spät eingeschlafen sein, wahrscheinlich wegen dem vielen Adrenalin. Irgendwann stehe ich auf. Aber ich will nicht zum Frühstück. Ich will meinen Vater nicht sehen. Ich lege mich auf ein Sofa, dass wir in einem unbenutzten Zimmer haben. Dort hat meine Mutter heute Nacht auch geschlafen, sie wollte meinen Vater wohl auch nicht sehen. Der Streit nimmt Fahrt auf, diesmal mit meiner Mutter. Ich esse kein Frühstück. Meine Mutter unternimmt einen zweiten Versuch, ohne Erfolg. Mein Abwehrsystem will nicht.

Meine Mutter behauptet, mein Vater hätte so reagiert, weil ich ihn in einem unhöflichen Ton angesprochen habe, gestern Abend. Aber ich bin mir sicher, dass nicht. Ich dachte ja, er würde es einsehen. Streit. Sie fahren in den Park. Ich bleibe da. Ich habe seit gestern nichts gegessen, aber mir fällt es leicht, nichts zu klauen aus der Küche. Dabei steht mein Frühstück bereit. Ich trinke mein erstes Glas Wasser. Aber nur, weil ich glaube, ich müsste mal wieder eins brauchen, nicht, weil ich Durst habe. Dann lerne ich für Bio.

Sie kommen zurück. Ich komme zu dem Entschluss, dass es so nicht weitergehen kann. Ich sage, dass ich einsehe, ich hätte die Schienen abbauen müssen oder mich zumindest nicht beschweren sollen, aber ich sage klar, dass Papas Reaktion von Anfang bis Ende unangepasst war. Ich traue mich noch nicht an meinen Vater, zu viele aggressive Erfahrungen habe ich von ihm gesammelt. Schade um das familiäre Zusammenleben, der letzte große Streit war im Sommer, und der war gar nicht so schlimm. So was großes war zuletzt im April vor zwei Jahren passiert.

Meine Mutter spricht mit ihm, sagt aber nicht das, was ich will. Sie sagt, oder zumindest versteht er es so, dass ich mich für meinen unhöflichen Ton entschuldige, wobei ich ihn noch gar nicht anerkenne. Aber ich möchte mich nicht wieder streiten. Jetzt wo alles wieder gut ist.

Meine Schwester hat inzwischen die Eisenbahn wieder repariert, ein Glück, dass sie wusste, wie der Kran aufgebaut war. Wir spielen an der Eisenbahn und vor dem Mittagessen traue ich mich ein zweites Mal an meinen Vater ran, um ihn den Schienenstapel mit all den Schienen, die wir am Freitag gekauft hatten.

Nach dem Mittagessen spielen wir wieder. Dann werde ich abgefragt. Dann spielen wir. Dann werde ich abgefragt. Dann backen wir Käsekuchen (zum Glück habe ich auf das Frühstück verzichtet, und nicht darauf). Dann spiele ich mal wieder OMSI 2. Dann reden wir mit unseren Großeltern in Spanien über Skype. Dann ist Ende. Ach, und nach dem Ende schreibe ich.


Anmerkung von Manzanita:

Ich habe viel darüber nachgedacht, ob ich das Tagebuch für heute veröffentlichen will. Und ja, ich möchte, weil ein wesentlicher Aspekt für das Leben in der Familie ist, zu wissen, welche Meinungsunterschiede und negative Merkmale jeder von uns hat. Wenn ich ein Tagebuch öffentlich publiziere, muss alles drinstehen, sonst wäre es unfair.

Anmerkung von Manzanita in der Anmerkung von Manzanita
Ich habe nachgeschaut, wann der Streit im April 2018 war. Ratet mal, in welcher Woche. In exakt der gleichen Kalenderwoche, also der 17. In der Nacht, wie dieses Jahr, von Samstag auf Sonntag. Zufall? Ja, aber ich werde dieses Wochenende nie ein wichtiges Ereignis zulassen, außer es geht nicht anders oder ich bin vergesslich. Hoch leben die Zufälle!

Anmerkung von Manzanita in der Anmerkung von Manzanita in der Anmerkung von Manzanita
Man ist der Text lang geworden. Und mit den Anmerkungen erst...

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