7 - In einem richtigen Leben

Erzählung zum Thema Beziehung

von  Moja

Auf der Landstraße – ein Sommer Ende der Sechziger Jahre – eine lange Kolonne sowjetischer Militärlastwagen, bedrohlich dunkelgrün aufragend vor ihnen, angespannt steuerte der Vater das Auto an trostlosen Kasernen vorbei, die Eltern sprachen kein Wort. Szenen eines Films, in dem sie sich selbst am Zaun vor dem Haus der Bäuerin stehen sieht. Sie hat ihr bestes Kleid an, die Mutter trägt eine weiße Bluse zum engen Rock, der Vater Anzug und Krawatte. Wie Bittsteller stehen sie da. Röte brennt im Gesicht ihrer Mutter. Fallen scharfe Worte, wer spricht? Die Worte hatte Elke gehört und wieder vergessen. Wusste sie als Kind, worum es ging? Die Frau hinter dem Zaun, eine rundliche Person, allmählich erscheint ihr Gesichtsausdruck, argwöhnisch abweisend, voll Erschrecken und Unsicherheit, zornig und ängstlich zugleich. Dann dreht sich die Frau um und geht zurück in ihr Haus. Wieder im Auto, an der Fahrerseite ist das Fenster einen schmalen Spalt geöffnet, die Luft im Fond, wo Elke sitzt, ist knapp. Sie hat Kopfschmerzen. Düstere Bilder in ihrer Erinnerung. Wie mehrfach eingeschlossen fühlt sie sich. Auto, Wald, Militär, das bedrückende Schweigen der Eltern, hineingedrängt in eine alte Geschichte aus Kriegszeiten, in einen Wald aus Verschweigen, Angst und Ohnmacht, die ihr Leben überschattete. In ihrer Aufregung vergaßen sie die Eltern. Elke begriff, dass ihre Mutter gedemütigt worden war. Sie bekam starke Kopfschmerzen, jetzt. Unfassbar, dass sie die Szene nicht hatte überwinden können. Der Ort war besetzt mit ungeklärten Geschehen, löste in ihr Vernichtungsängste aus. Die Bilder waren Wiederholungen, begleitet von quälenden Gefühlen, die immer wieder unerwartet in ihr aufstiegen, als wollten sie zu ihr sprechen, ihr das Ungesagte erzählen. Ihre Mutter besaß keine Sprache für das Erlebte. Noch konnte sie sich nicht von den quälenden Bildern und Gefühlen befreien.

(Auszug) - Fortsetzung folgt -

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (03.10.20)
hallo Moja, ich bin gespannt auf die Verknüpfung mit den vorausgegangenen Texten.
Liebe Grüße
Ekki

 Moja meinte dazu am 04.10.20:
Dankeschön, Du ausdauernder Leser!
Herzlichen Gruß,

Moja

 TassoTuwas (04.10.20)
Hallo Moja,
dieser Rückblick lässt Schlüsse auf Elkes Verhalten zu.
Vieles, als Kind Erlebtes, schleppen wir doch ein Leben lang mit uns herum, ohne dass es bewusst ist.
Wir werden sehen.
Liebe Grüße
TT

 Moja antwortete darauf am 04.10.20:
Uns so beladen begegnen wir uns, versuchen eine Beziehung zu gestalten - es werden wohl noch 3-4 Fortsetzungen folgen, so weit ich das jetzt überblicke.

Liebe Grüße,
Moja
Al-Badri_Sigrun (61)
(04.10.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Moja schrieb daraufhin am 04.10.20:
Liebe Sigrun,

danke Dir fürs Weiterlesen und Empfehlen!
Ich arbeite weiter dran.

Grüße herzlich zurück,
Moja
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram