Am Fenster

Szene zum Thema Betrachtung

von  AchterZwerg

Von oben schau ich auf die Trostloslage:

Forsythien blühen wie
im Frühjahr an der grauen Tiefgarage,
doch nicht als Garantie

auf warme, frohe Tage voller Leben.
Geräusche bleiben aus,
der Kinder Spiel verstummt, ist preisgegeben
dem Drinnen, tief im Haus.

Die Aussicht wirkt so leer, trotz ihrer Farbe ‒

ein abgetriebenes Bild,
das lange währen wird mit frischer Narbe,
die stetig schwillt und schwillt.


Anmerkung von AchterZwerg:

Zwanzigzwanzig III

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Kommentare zu diesem Text


 toltec-head (21.11.20)
Hätte vielleicht besser mit einer Asonanz enden sollen, die letzten 3 Zeilen auch zu konventionell, also insbesondere die schwillende Narbe im Vergleich zur (originellen) Trostloslage am Anfang. Man spürt, die Forsythien an der grauen Tiefgarage sind beobachtet, wirklich erfahren, sind der Glutkern des Gedichts und erzeugen deswegen einen Aha- und Wiedererkennungseffekt im Leser. Das "unerwünschte Bild" am Ende dann aber leider nur Redewendung, bloß literarisch und hölzern wie auch die Narbe. Also um es hart zu sagen: Der Anfang, weil beobachtet, gut, das Ende, weil metaphorisch Kacke. Durch das Ende wirkt das ganze dann auch irgendwie wie gestrickt. Vielleicht wirklich besser reimlos und bildlos zu enden...

 AchterZwerg meinte dazu am 21.11.20:
Hallo Toltec,

bin deinem Rat in Teilen gefolgt. Nicht in der Form (die ich gern beibehaten möchte) sondern durch "Verstärkung" des Bildes und durch Maximierung der Vokale..
Hoffentlich findet dies dein Wohlgefallen. :)

Herzlichen Dank und viele Grüße
der8.


Die Erstversion lautet:

...
Die Aussicht bleibt mir leer und ohne Farbe ‒

ein unerwünschtes Bild,
das lange währen wird als eine Narbe,
die stetig schwillt und schwillt.

 minze antwortete darauf am 21.11.20:
Hey mir gefiel die erste Version deutlich besser,für mich sind die vier letzten Verse sowieso die stärksten,in ihrer Stimmung,wobei die erste Strophe auch ein ganz gutes Bild hergibt .LG

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 22.11.20:
Tja, minze,

nun stehen beide Versionen hier; und jeder hat die freie Wahl.
Die erste hat den Vorteil, dass die leiser ausklingt - einem stillen Tod gleich.

Liebe Grüße
der8.

 harzgebirgler (21.11.20)
das virus macht erbarmungslos die runde
und schlägt dem land noch manche tiefe wunde.

lg
harzgebirgler

 AchterZwerg äußerte darauf am 21.11.20:
Du sagst es.
Bei mir macht sich allmählich Resignation breit.
Aus Mangel an gewohnten Impulsen, wohl

Liebe Grüße
der8.

 FrankReich (21.11.20)
Gut gereimt, Zwergin.

Ciao, Frank

 AchterZwerg ergänzte dazu am 21.11.20:
Ein äußerst aussage"kräftiger" Kommentar, mein Ralfi.
Ich überlege schon, dich abzuschaffen ...

 FrankReich meinte dazu am 12.03.21:
Das würde Deine Lage auch nicht verbessern. 😂

 eiskimo (21.11.20)
Forsythien sind, wenn ich richtig informiert bin, steril und bieten Insekten keine Nahrung. Tote Pflanzen letztlich. Damit hast Du die Leere der Situation schon mit einem Wort eingefangen.
Ich wünsch Dir, dass dieses unerwünschte Bild nur eine Momentaufnahme ist.
Hau rein!
Eiskimo

 AchterZwerg meinte dazu am 21.11.20:
Ja,
davon habe ich auch gehört. Darin gleichen sie wohl den mir verhassten Geranien. Zu denen verirrt sich auch kein Insekt!

Liebe Grüße
der8.

 TassoTuwas (21.11.20)
Lieber Zwerg,
du schaust aus dem Fenster, sieh das doch positiv.
Du weißt doch was der Satz bedeutet, "der ist weg vom Fenster".
Schau also weiter
Liebe Grüße
TT

 AchterZwerg meinte dazu am 21.11.20:
Mir, lieber Tasso,
ging der Wunsch nach positivem Denken schon immer auf die Eierstöcke.
"Warum nicht mal negativ denken und der Selbstoptimierung den Stinkefinger zeigen?"(Ildikó von Kürthy)


 TassoTuwas (21.11.20)
Fingerfehler, du machst mich ganz nervös!

Kommentar geändert am 21.11.2020 um 17:52 Uhr

 AchterZwerg meinte dazu am 21.11.20:
*hüstel.
Wie lautet nochmal die Telefonnummer deiner lieben Frau?

 TassoTuwas meinte dazu am 21.11.20:
Welche meinst du?
Uri (40)
(21.11.20)
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 AchterZwerg meinte dazu am 22.11.20:
Sterben müssen wir. Das ist wahr.
Und das Leben mit Spätfolgen ist sicherlich auch kein Leckerli ...

Aber bis dahin liebe Grüße
der8.
Al-Badri_Sigrun (61)
(22.11.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 AchterZwerg meinte dazu am 23.11.20:
Danke schön, Sigrun. :)

 Enni meinte dazu am 24.11.20:
Hallo Achter,

in seiner Symbolik ein starker Text.
Trotz aller bemühungen, diesen momentanen Alltag zu "befärben" bleibt der Tenor der Trostlosigkeit. Und dieses Bild bewegt sich, denn ein Ende ist nicht wirklich vorstellbar.
Auch wenn aus dem Fenster betrachtet, man ist doch ein Teil dieses Bildes.

Und dennoch mag ich hoffen, dass es verblasst.

Lieben Gruß
Enni

 AchterZwerg meinte dazu am 25.11.20:
Liebe Enni,

du hast das Gedicht ganz und gar erfasst. Oder erfühlt. :)

Herzliche Grüße
der8.

 DanceWith1Life (06.12.20)
Ayay, was blüht denn hier, hör ich mich fragen,
und dann die Frage ist mir wohlbekannt
seit Jahren, sie lag mir nicht im Magen
sie schwirrte förmlich
unbe, nannt und kannt als Hintergrundgeräusch
un erkannt und verwandt, gleichsam Insekt
ein Zeichen andren Lebens
ein Sturm der ohne Donner brüllt
von weitem hörbar
war'n wir taub?

Kommentar geändert am 06.12.2020 um 08:24 Uhr

 harzgebirgler (12.03.21)
am tunnelende schimmert zwar schon ein licht
doch ein deckenfluter ist's bislang noch nicht.

 AchterZwerg meinte dazu am 12.03.21:
Nee,

habe gerade von meiner beziehungsreichen Freundin mit Connection nach Berlin gehört, dass viele der lockenden Maßnahmen bis Juni verlängert werden sollen ...

ich freu mich drauf!
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